Anti-Trump-Proteste vorm TV-Duell: Die Macht der vielen Mösen
Vor der Debatte demonstrieren Frauen am Trump-Tower lauthals gegen den sexistischen Kandidaten. Trumps Fans lässt das kalt – sie „haben Eier“.
Trump repräsentiere „den Rückschlag auf den ersten schwarzen Präsidenten“, sagt die Modedesignerin Elizabeth: „er repräsentiert wütende weiße Männer“. Doch in der Menge ist auch Karla, deren aus Mexiko in die USA eingewanderter Vater ein Trump-Unterstützer ist.
4.000 Kilometer weiter westlich misst Trump sich am Abend ein letztes Mal vor den Wahlen im Fernsehen mit Hillary Clinton. Sie kommt in Eierschalenweiß auf die Bühne. Er ist so feixend wie üblich. Sie ist aggressiver als sonst, fällt ihm mehrfach ins Wort. Nennt ihn eine „Marionette von Putin“ und höhnt, als er über sein Hotel in Las Vegas spricht: „gebaut mit Stahl, der aus China importiert ist“. Seinerseits unterbricht er sie mit den Zwischenrufen wie: „Das sieht Ihr Mann anders“ und „Sie sind eine garstige Frau“.
Ein paar Dutzend mehrheitlich junge Männer, die Trump die Treue halten, verfolgen die Debatte in einer Bar im New Yorker Stadtteil Soho. Anders als bei Clintons Debattenschau-Partys trägt hier nur ein Teilnehmer ein Trump-Logo. „Vielleicht bin ich der Einzige mit Eiern“, schlägt er vor. Er arbeitet als privater Wachschützer, ansonsten sind viele Beschäftigte aus Wall-Street-Unternehmen im Raum.
Trump-Anhängerin? Das ist gefährlich.
Eine der wenigen jungen Frauen meint, es sei „gefährlich“, sich in New York als Trump-Anhängerin zu zeigen: „Sie ahnen gar nicht, wie aggressiv die Liberals hier sind.“ Einer, der das Logo der Schusswaffenlobby NRA auf der Mütze trägt, klopft der deutschen Journalistin gönnerhaft auf die Schulter: „Vermutlich sind Sie eine Linke, aber Sie können trotzdem bleiben“.
In Las Vegas zeigen die beiden Diskutanten deutlicher als zuvor ihre inhaltlichen Differenzen. Es geht um das Recht auf Abtreibung – Trump ist dagegen und geht davon aus, dass mit seinen Neubesetzungen im Obersten Gericht dieses Verfassungsrecht gekippt wird. Es geht um den Wahlausgang in den USA – Trump bestreitet dessen Rechtmäßigkeit schon vorab. Behauptet, es gäbe „massiven Wählerbetrug“. Und will nicht sagen, ob er seine Niederlage eingestehen würde.
Empfohlener externer Inhalt
Stream zum dritten TV-Duell
Es geht um Syrien und den IS – Trump gibt Clinton die Verantwortung dafür, dass die Terrorgruppe IS heute in 32 Staaten ist. Um nicht gezahlte Einkommenssteuern – auch da macht Trump Clinton verantwortlich, weil sie als Senatorin keine strengeren Steuergesetze eingeführt habe. Allerdings will er selbst die Steuern für Spitzenverdiener noch weiter senken. Es geht um Schusswaffenkontrollen – die Trump ablehnt und Clinton verschärfen will. Und es geht immer wieder um Russland.
Der Mann im Kreml dient Clinton für Ausweichmanöver, um nicht auf die neuesten Wikileaks-Enthüllungen zu antworten. Trump hingegen benutzt Putin, um zu sagen, dass er auf gute Beziehungen mit ihm hoffe. Trump bestreitet, was 17 US-amerikanische Geheimdienste sagen: dass nämlich der Kreml für die Hacks verantwortlich sei. Strenger will Trump mit den Alliierten in Saudi-Arabien, Südkorea, Japan und Deutschland umgehen. Die nennt er säumige Zahler und will sie stärker zur Kasse bitten. Sie sollen mehr Geld für das Militär ausgeben.
„Die Clintons sind schlimmer“
In der Bar in Soho haben viele im Vorwahlkampf Ted Cruz unterstützt. Aber sie sagen: „Die Clintons“ – unter Einbeziehung des Gatten und Expräsidenten – „sind schlimmer.“
In Las Vegas behauptet Donald Trump, dass er die Frauen, die mit Details über seine sexuellen Übergriffe an die Öffentlichkeit gegangen sind, nicht kenne und ihnen nichts getan habe. Mehr als ein halbes Dutzend Frauen hatten reagiert, nachdem Trump versichert hatte, er sei kein sexueller Angreifer.
In der Bar in Soho glaubt ein junger Mann die Vorwürfe nicht, weil Trump eine „bildschöne Frau und zwei Töchter“ hat“. Um ihn herum herrscht der Konsens, dass die Frauen, die Trump sexuelle Angriffe vorwerfen, von der Clinton-Kampagne manipuliert sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen