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Angriffe auf RiderAus Helden werden Opfer

Ku­rier­fah­re­r*in­nen in Berlin berichten über zunehmende Angriffe und Belästigungen durch Kun­d*in­nen und Restaurantmit­ar­bei­te­r*in­nen.

Warten auf die Bestellung kann für Rider mitunter gefährlich sein Foto: Emmanuele Contini/imago

Berlin taz | Bei der Hitze draußen wollte er im klimatisierten Restaurant auf die Bestellung warten. Der Lieferando-Kurier bat um ein Wasser. Am Ende landete er im Krankenhaus.

Laut Lieferando Workers Collective (LWC), einer Interessenvertretung der Kurierfahrer*innen, hat sich der Vorfall am Sonntagabend zugetragen: Ein Rider habe im Burger-Restaurant Burgermeister in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg auf eine Bestellung gewartet. Die Re­stau­rant­mit­ar­bei­te­r*in­nen hätten daraufhin gesagt, dass er nicht im Restaurant warten dürfe, seien aggressiv geworden, hätten ihn auf den Hinterkopf geschlagen und aus dem Restaurant gestoßen. Der Kurier soll Kopfverletzungen erlitten haben und wurde im Krankenhaus behandelt.

Der Geschäftsführer von Burgermeister dementiert: „Ich weise die Behauptung, dass unsere Kollegen vor Ort einen Lieferando-Fahrer verprügelt haben, in aller Deutlichkeit zurück“, sagt er am Donnerstag der taz. Der Vorfall wurde von Burgermeister zur Anzeige gebracht, das Verfahren läuft.

„Verbale und physische Angriffe auf Fah­re­r*in­nen nehmen lieferdienstübergreifend zu“, sagt Max vom LWC, der nicht mit vollem Namen in der Zeitung stehen möchte. Während der Coronapandemie sei dies bereits deutlich geworden, diesen Sommer hätten die Übergriffe jedoch eine neue Spitze erreicht. „Sie gehen nicht nur von Re­stau­rant­mit­ar­bei­te­r*in­nen aus, sondern auch von Privatpersonen, Kun­d*in­nen und Verkehrsteilnehmer*innen.“

Sexuelle Belästigungen durch Kunden

Es häuften sich etwa Vorfälle, bei denen Männer nackt an die Tür kämen, um ihr Essen entgegenzunehmen oder ihr Handtuch im Moment des Türöffnens fallen ließen. Kurierinnen erzählten vermehrt von Anfragen nach einem Date oder ob sie zum Essen reinkommen wollten. „Sie wollen sicher ihren Job machen und werden diskriminiert und beleidigt“, kritisiert Max.

Die fehlende Achtung gegenüber Ku­rie­r*in­nen ist in seinen Augen ein strukturelles Problem. „Unsere Arbeit ist billig, deshalb werden wir nicht respektiert.“ Das liege auch an der mangelnden Wertschätzung der Ku­rie­r*in­nen innerhalb der Firma.

Der Lieferdienst steht seit Langem wegen niedriger Löhne, Verletzung von Ar­bei­te­r*in­nen­rech­ten und Union Busting in der Kritik. „Sie ­zwingen ihre Fah­re­r*in­nen weiterhin, die schweren Rucksäcke auf dem Rücken zu tragen und muten ihnen Strecken bis nach Brandenburg zu“, sagt Max. Bei ­Ubereats und Wolt hingegen gebe es mittlerweile Gepäckträger und die Ku­rie­r*in­nen müssten kaum über die Bezirksgrenzen hinausfahren.

Zudem gefährde Lieferando mit seiner „Alibi-Lösung“ bei der Toilettennutzung von Ridern die Kurier*innen. Auf der offiziellen Toilettenliste von Lieferando steht zum Beispiel die Burgermeister-Filiale an der Schönhauser Allee. Diese verwehrten jedoch Ridern, aufs Klo zu gehen. „Das kann man vertraglich regeln, aber Lieferando nimmt sich aus der Verantwortung und schiebt es auf die Restaurants ab“, kritisiert Max.

Demonstration vor Burgermeister-Filiale

Lieferando hingegen betont gegenüber der taz sein Engagement für die Kurier*innen: „Die Sicherheit unserer Fah­re­r*in­nen steht an erster Stelle“, sagt ein Sprecher am Donnerstag zur taz. Man stehe mit dem betroffenen Fahrer und dem Partnerrestaurant in Kontakt und habe bereits interne Untersuchungen eingeleitet. Auch unterstütze man die laufenden Polizeiermittlungen.

Dem Lieferando Workers Collective reicht das nicht. „Es werden immer noch Kuriere losgeschickt, um Bestellungen von dort abzuholen, obwohl sie wissen, dass ein Kollege dort gerade zusammengeschlagen wurde.“

Max fordert, dass Fah­re­r*in­nen Orte blockieren können, bei denen sie negative Erfahrungen gemacht haben und dort keine Lieferungen mehr abholen müssen. Bei Wolt sei dies bereits der Fall. Um Vorfällen, wie dem am Sonntagabend vorzubeugen, brauche es zudem verbindliche Regelungen zu Wasser, Toilettennutzung und Verhalten, wenn man wartet – vor allem bei Extremwetter.

Um gegen die Angriffe auf Ku­rie­r*in­nen zu protestieren, ruft das LWC für nächsten Freitag zu einem Protest vor der Burgermeister-Filiale auf.

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2 Kommentare

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  • Bin ich der einzige, der es einigermaßen dreist findet, im Restaurant -dem direkten Konkurrenten des Lieferdienstes, bei dem er das Essen sogar schneller bekäme- auf den Lieferandeur zu warten? Es ist nichts darüber geschrieben - aber hat er wenigstens einen Kaffee getrunken?



    Man kann von Restaurants nicht erwarten, auch noch für lau die beheizte Wartehalle für die Billigheimer zu geben.



    Und derdie Lieferandeure wissen vermutlich auch, dass es eher wenig entspannt wird, dass Essen abzuliefern und zu kassieren....

  • Vor etwa 10 Jahren wollten die Lieferdienste Taxis für die Essensauslieferung nutzen. Da habe ich, in den 14 Tagen in denen ich diese Aufträge annahm, auch so manche zerschlissene Unterhose gesehen, das mit der Klonichtbenutzung kommt auch in angeblich besseren Familien vor, Blutbeutellieferung ans Rote Kreuz, kann ich mal? Nö.