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Angriff vor Jüdischem Museum WashingtonMitglied von israelisch-deutschem Jugendforum getötet

Bei einem Angriff in der US-amerikanischen Hauptstadt sind zwei Menschen erschossen worden. Ermittler gehen zurzeit von „einzelnen Verdächtigen aus“.

Die Behörden arbeiten am Tatort, nachdem zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington getötet wurden Foto: Rod Lamkey/FR172078/AP/dpa

Gründungsmitglied des israelisch-deutschen Jugendforums in Washington getötet

Eines der beiden Opfer des Anschlags auf israelische Botschaftsmitarbeiter in Washington war Gründungsmitglied des Jugendforums der Israelisch-Deutschen Gesellschaft. Yaron Lischinsky sei ein langjähriger Brückenbauer der Beziehungen zwischen den Ländern gewesen, erklärte Volker Beck als Präsident der Schwesterorganisation Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) am Donnerstag. Er sei teilweise in Bayern aufgewachsen und habe sich für friedliche Koexistenz in Nahost eingesetzt.

„Das ‚Free Palestine‘ rufende Milieu radikalisiert sich in bedenklicher Weise“, beklagte Beck. „Der Israelhass ist mörderisch. Vor unseren Augen entwickelt sich eine Dynamik, die in Gewalt und Terrorismus mündet.“ Die Entwicklung erinnere an die Radikalisierung Ende der 1960er-Jahre, die zur Baader-Meinhof-Gruppe und später zur RAF führte. „Es geht diesen Gruppen nicht um legitime Anliegen der Palästinenser, sondern um Hass auf Israel und auf Juden.“ (rtr)

Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft getötet

Vor dem Jüdischen Museum in Washington sind am Mittwochabend zwei Menschen erschossen worden. Wie US-Heimatschutzministerin Kristi Noem am späten Mittwochabend (Ortszeit) mitteilte, handelt es sich bei beiden Opfern um Mitarbeiter der israelischen Botschaft. US-Präsident Donald Trump verurteilte die „offensichtlich auf Antisemitismus zurückzuführende“ Tat scharf. Außenminister Marco Rubio sprach von einem „schamlosen Akt feiger, antisemitischer Gewalt“. Die Behörden bestätigten die Festnahme des mutmaßlichen Täters.

„Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft wurden heute Abend in der Nähe des Jüdischen Museums in Washington DC auf sinnlose Weise getötet“, erklärte Kristi Noem im Onlinedienst X. Es werde „aktiv ermittelt“. Weitere Informationen würden mitgeteilt, sobald sie vorlägen.

Die Polizei in Washington bestätigte derweil, dass der mutmaßliche Schütze nach dem Angriff das Museumsgebäude betreten habe. Dabei sei er vom Sicherheitspersonal der darin stattfindenden Veranstaltung festgenommen worden. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen 30-jährigen Mann namens Elias Rodriguez aus Chicago.

Nach Angaben der Washingtoner Polizeichefin Pamela Smith gehen die Ermittler davon aus, dass die Tat „von einem einzelnen Verdächtigen begangen wurde“. Dieser befinde sich „jetzt in Gewahrsam“, sagte sie vor Journalisten.

Smith zufolge waren die Beamten gegen 21.00 Uhr (Ortszeit, 03.00 Uhr MESZ) alarmiert worden. Als die Behörden am Tatort eintrafen, fanden sie die beiden Opfer, einen Mann und eine Frau, bewusstlos und ohne Lebenszeichen vor. Trotz der Notmaßnahmen der Ersthelfer konnten sie nicht gerettet werden.

Örtliche Medien hatten zuvor von Schüssen vor dem Jüdischen Museum berichtet. Demnach feuerte der Täter vor dem Museumsgebäude, in dessen Räumen eine Veranstaltung stattfand, auf Menschen.

Polizeichefin Smith sagte, dass der Verdächtige dabei beobachtet worden sei, wie er vor dem Museum auf und ab lief. Anschließend habe er sich einer Gruppe von vier Menschen mit einer Pistole in der Hand genähert, bevor er das Feuer eröffnete und einen Mann und eine Frau mit seinen Schüssen traf. Der Verdächtige habe bei seiner Festnahme „Free Palestine“ (Freiheit für Palästina) gerufen.

US-Präsident Trump verurteilte die Tat aufs Schärfste. „Diese schrecklichen Morde in Washington, die offensichtlich auf Antisemitismus beruhen, müssen aufhören, jetzt“, schrieb er auf seiner Onlineplattform Truth Social. „Hass und Radikalismus haben keinen Platz in den USA.“

Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, sprach von einem „abscheulichen Akt des antisemitischen Terrorismus“, der sich „außerhalb einer Veranstaltung im Jüdischen Museum in Washington“ ereignet habe.

Diplomaten und der jüdischen Gemeinschaft Schaden zuzufügen, „überschreitet eine rote Linie“, erklärte Danon weiter. Er sei „zuversichtlich, dass die US-Behörden energisch gegen die Verantwortlichen für diesen kriminellen Akt vorgehen werden“. Israel werde weiterhin entschlossen handeln, um seine Bürger und Vertreter zu schützen.

US-Außenminister Marco Rubio versicherte, die Behörden würden die Täter aufspüren. „Dies war ein schamloser Akt feiger, antisemitischer Gewalt“, erklärte er bei X. „Seien Sie sich darüber im Klaren: Wir werden die Verantwortlichen ausfindig machen und sie vor Gericht bringen.“

Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser sagte vor Journalisten, die Stadt werde „in den kommenden Tagen und Wochen als Gemeinschaft zusammenstehen, um die klare Botschaft zu senden, dass wir Antisemitismus nicht tolerieren“. Sie wolle „klarstellen, dass wir diese Gewalt und diesen Hass nicht hinnehmen werden.“ (afp)

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13 Kommentare

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  • "Diplomaten und der jüdischen Gemeinschaft Schaden zuzufügen, „überschreitet eine rote Linie“, erklärte Danon weiter."



    Da kann man Herrn Danon nur zustimmen. Vielleicht könnte er das auch den Besatzungssoldaten im Westjordanland aus aktuellem Anlass noch mal eindringlich erklären.

  • Auch mein tiefes Mitgefühl für diese unschuldigen Menschen, die dafür starben, weil Israel nicht aufhört massenhaft und zu tausenden unschuldige Menschen im Gazastreifen zu töten, zu quälen und verhungern zu lassen.



    Wer den Zusammenhang nicht sehen will macht sich mitschuldig, Herr "Staatsraison"



    Bundespräsident!

    • @ Christoph:

      Geradezu widerwärtig finde ich es, wenn das Mitgefühl für die jungen Menschen offensichtlich nur geheuchelt wird, um dann gleich Israel als Schuldigen benennen zu können. Dann kann man sich dieses „Mitgefühl“ auch getrost schenken.

  • Es ist eine Schande in welch einer Welt wir leben

  • Wieder sind zwei junge jüdische Menschen, die auf ein glückliches Leben hofften, blindem antiisraelischem und antisemitischem Hass zum Opfer gefallen. Soll auf diese Weise Palästina "befreit" werden? Damit es, nach seiner "Befreiung", von einer Terrorbande wie der Hamas unterjocht und ausgeplündert wird? Darauf kann ich verzichten. Ich denke, wir alle können darauf verzichten.

    • @Aurego:

      Ich gebe Ihnen Recht das mit Gewalt gar nichts erreicht wird, damit hat man das Argument bereits verloren. Die Gewalt sollte aber von keiner Seite erfolgen.



      In den USA gab es auch Gewalt von „pro- israelischen“ Menschen.



      Erst Anfang des Monats wurde ein Mann zu 53 Jahren Haft verurteilt weil er einen 6- jährigen Palästinensisches Jungen erstochen hat kurz nach Kriegsausbruch!



      www.bbc.com/news/a...s/cjew8p8l2lgo.amp



      Zwei palästinensische Studenten in Vermont erschossen im November 2023!



      en.m.wikipedia.org...urlington,_Vermont



      In Miami wurde auf zwei Männer geschossen, weil der Schütze dachte sie wären Palästinenser, sie waren aber Israelis.



      www.reuters.com/wo...e-shot-2025-02-19/



      Und dieser Monat wurde bei Protesten in New York gegen Ben-Gvir eine unbeteiligte Frau von einem jüdisch- orthodoxen Mob verfolgt, bedroht und angegriffen alles auf Video.



      www.pbs.org/newsho...-security-minister

  • Um keinen Preis ist dieses Morden zu entschuldigen, niemals. Der Antisemitismus ist wohl die hauptsächliche Ursache dafür. Und leider, leider muss man konstatieren, dass dieser Antisemitismus weltweit zunimmt. Das liegt auch an dem Verhalten der israelischen Kriegsverbrecher in Gaza und WJL. Viele Menschen sind nicht willens oder nicht in der Lage, klar zu differenzieren zwischen Juden, Israelis und den verantwortlichen, faschistischen Akteuren in der Regierung Netanjahu. Die tragen eine große Mitschuld an dem Anwachsen antisemitischer Strömungen. Es gibt viele Israelis und Juden in aller Welt, die das auch so sehen.

    • @Perkele:

      @Perkele: Sehe ich ganz genau so.



      Die Regierung Israels, insbesondere Netanjahu, sorgt dafür, dass einige Menschen nicht mehr unterscheiden, wie Sie geschrieben haben.



      @Fisherman: Das kann und muss man verurteilen, natürlich. Aber:



      Das Verständnis für den Krieg, den die israelische Regierung gegen die Menschen in Gaza (denn nichts anderes ist es mittlerweile) führt, nimmt ab. Und das ist verständlich. Was nicht verständlich ist, ist, dass Menschen nicht differenzieren können. Nicht jede*r Israelkritiker*in ist Antisemit*in.

    • @Perkele:

      Ich würde ganz klar sagen: nicht willens. Denn Informationen sind frei zugänglich - jeder Person, die sich informieren will, die Ignoranz und Unwissenheit ist jedoch erschreckend, und das schon seit langem. Meschen im Westen könnten in der Lage sein zu differenzieren und zu verstehen, dass die Welt komplex ist, wenn sie sich die Mühe machen würden, sich zu Informieren, anstatt tiefsitzende Ressentiments zu erwecken. Haß kann kein Menschenleben retten, auch kein palästinensisches. Den Satz "Regierung Netanyahu ...(hat) eine große Mitschuld an dem Anwachsen antisemitischer Strömungen" finde ich hochproblematisch. Es wird kein Haß auf Russland (welches die Ukraine seit Jahren drangsaliert und Kriegsverbrechen begeht), den Iran oder Sudan entwickelt und in den Strassen und social media ausgelebt. Was Israel als Staat mit Gaza macht ist auf der Basis von Menschenrecht, internationalem Recht und Gerechtigkeit zu verurteilen. Dass es aber zu Antisemitismus führen muss zeigt aber einfach nur, dass der Antisemitismus immer schon vorhanden ist, und nur ein Motiv braucht um seine hässliche Fratze zu zeigen.

    • @Perkele:

      "Nazis und rechtes Gedankengut verurteile ich, aber wenn immer mehr Ausländer kommen, kann man die Nazis schon auch Verstehen; sehen auch manche Ausländer so." - fällt Ihnen was auf?

    • @Perkele:

      Das sehe ich genauso. Viele setzten den Staat Israel mit juden gleich. Die mannigfachen Verbrechen der israelischen Regierung werden so pauschal „den juden“ zugeschrieben. Ich wundere mich seit geraumer Zeit, das nicht mehr solcher oder ähnlicher Taten weltweit geschehen .

    • @Perkele:

      Sorry, aber nein! Sie betreiben hier die typische Schuldumkehr, im Sinne "irgendwie sind sie ja doch auch selbst schuld". Jeder Mensch ist in der Lage selbst zu denken und wer meint, er müsse in Washington wahllos Juden töten weil ihm Netanjahu nicht gefällt ist schlicht Antisemit, nicht mehr. Der handelt auch so ohne Netanjahu. Ich mag Putin nicht, das ist für mich jedoch kein Grund hier in Deutschland wahllos Russischstämmige anzugreifen. Und genau diese Fähigkeit zu differenzieren kann man auch von den Pro-Palästinensern erwarten. Dass diese augenscheinlich dazu nicht in der Lage sind, ist allein ihnen selbst zuzuschreiben und nimandem sonst. Hören wir endlich mit dieser Infantilisierung der armen Pro-Palästinenser auf, die ja gar nicht anders können und nehmen wir sie genauso in die Pflicht sich an mitmenschliche Regeln zu halten, wie wir es auch von allen anderen verlangen.

      • @nk_pockets:

        Einfach nur: Danke!