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Angriff auf Nachtklub in OrlandoTerror zur lateinamerikanischen Nacht

50 Besucher einer Schwulendisko werden ermordet. Die Polizei spricht von einem „Hassverbrechen“, ein Terror-Hintergrund wird geprüft.

Trauer bei Freunden und Familienangehörigen Foto: reuters

WASHINGTON taz | Es ist das schlimmste Schusswaffenmassaker der US-Geschichte: In der Nacht zum Sonntag hat ein Angreifer in einem Nachtclub in Orlando 50 Menschen getötet und mindestens 53 verletzt. Das FBI sprach von einem möglicherweise terroristischen Hintergrund. Bei dem Täter handelt es sich um Omar Saddiqui Mateen, einen in den USA geborenen, in Florida lebenden 29-Jährigen, dessen Eltern aus Afghanistan stammen. Mateen soll bei einer privaten Sicherheitsfirma angestellt gewesen sein.

Begonnen hatte das Töten zwei Stunden und zwei Minuten nach Mitternacht, als der Mann, bewaffnet mit einem Sturmgewehr, einer Pistole und weiteren Waffen, das beliebte Lokal im Zentrum Orlandos stürmte und zu schießen begann. Zu dieser Zeit waren über dreihundert Gäste im „Pulse“, einem Club, zu dessen Stammpublikum Schwule und Lesben zählen. Auf dem Programm stand eine Nacht mit lateinamerikanischer Musik.

Gegen 5 Uhr beschloss eine Sondereinheit der Polizei, das Gebäude zu stürmen, um die Geiseln zu befreien. Dabei, so John Mina, der Polizeichef Orlandos, sei es zu einem Feuergefecht zwischen dem Geiselnehmer und neun Beamten gekommen, bei dem der Täter erschossen und ein Ordnungshüter am Kopf verletzt worden sei.

Nach Darstellung Minas hatte der Angreifer zunächst zu fliehen versucht, nachdem er in dem Club ein Blutbad angerichtet hatte. Ein einzelner Polizist, der nicht im Dienst war und sich offenbar als Türsteher etwas dazuverdiente, soll sich ihm in den Weg gestellt haben. Daraufhin soll der Schütze in das Gebäude zurückgerannt sein und Geiseln genommen haben.

Unklar war zunächst, wie viele Menschen starben, als Mateen um 2.02 Uhr zu feuern begann, und wie viele die Geiselbefreiung mit ihrem Leben bezahlten. Das Police Department Orlandos sprach von ungefähr 30 Personen, die man durch die Erstürmung gerettet habe.

Möglicher terroristischer Akt

Nach den Worten eines FBI-Ermittlers wird das Verbrechen als ein möglicherweise terroristischer Akt untersucht. Es gehe es auch um etwaige Verbindungen zu radikalislamischen Terrorgruppen, nichts werde ausgeschlossen. „Wir prüfen alle Aspekte“, sagte FBI-Vertreter Ronald Hopper. Es gebe erste Hinweise darauf, dass der Schütze Kontakte zur radikalislamischen Szene unterhielt. Allerdings seien das noch keine definitiven Erkenntnisse.

„Ich habe Schüsse gehört, einer nach dem anderen nach dem anderen. Das kann einen ganzen Song lang gedauert haben“

Barbesucher Christopher Hansen

Ein FBI-Ermittler ergänzte, es stehe auch die Möglichkeit im Raum, dass sich der Angriff gegen Homosexuelle gerichtet haben könnte. Der Vater des mutmaßlichen Täters sagte, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Er berichtete, sein Sohn sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten.

Augenzeugen schilderten, dass viele Besucher im „Pulse“ zunächst an einen Clou glaubten, als die ersten Schüsse fielen. Rosie Feba war zum ersten Mal mit ihrer Freundin im „Pulse“. Als Mateen zu feuern begann, versuchte sie ihre Freundin noch zu beruhigen. „Ich sagte ihr, das kann nicht echt sein, das gehört bestimmt zur Musik. Bis ich sah, dass der Mann wirklich schoss“, erzählte sie der Lokalzeitung Orlando Sentinel.

„Es ist einfach schockierend“, sagte Christopher Hansen, ein anderer Besucher des Clubs. Er habe Schüsse gehört, „einer nach dem anderen nach dem anderen. Das kann einen ganzen Song lang gedauert haben.“ Hansen saß an der Bar und hatte gerade einen Drink bestellt. Dann „sah ich einen Körper nach dem anderen auf den Boden fallen“, berichtete er.

Als Buddy Dyer, der Bürgermeister Orlandos, im Laufe des Tages an ein Mikrofon trat, rang er sichtlich um Fassung. „Wir haben es mit etwas zu tun, was wir uns nie vorstellen konnten, mit etwas, was einfach unvorstellbar ist“, sagte er.

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