Angriff auf Idlib vorerst abgesagt: Durchbruch bei Putin und Erdoğan
In Sotschi haben die Präsidenten Russlands und der Türkei beschlossen, eine Pufferzone in Idlib einzurichten. Rebellen sollen sich daraus zurückziehen.

Die gesamte Zone soll demilitarisiert werden. Wie Putin erläuterte, sollen bis zum 15. Oktober alle schweren Waffen aus dem Gebiet abgezogen werden. Vor allem die von beiden Seiten als „terroristisch“ eingestufte al-Kaida nahe Nusra-Front soll abgedrängt und isoliert werden.
Russische und türkische Truppen sollen gemeinsam dafür sorgen, dass sich alle Rebellenmilizen aus der Pufferzone zurückziehen. Anschließend werden beide Seiten dafür sorgen, dass diese Zone nicht erneut infiltriert wird. Damit dürfte die angedrohte Großoffensive von syrischen Truppen des Assad-Regimes zumindest erst einmal ausgesetzt sein. Erdoğan sagte anschließend, damit dürfte eine humanitäre Katastrophe in Idlib verhindert werden können.
Seit Wochen drängt das Assad-Regime darauf, mit einer Großoffensive die letzte noch von Rebellen kontrollierte Provinz anzugreifen und wieder unter die Kontrolle von Damaskus zu bringen. Während Assads Verbündete Russland und Iran dieses Vorhaben im Prinzip unterstützten, versuchte die Türkei eine neuerliche Militäraktion in Idlib zu verhindern oder mindestens zu verzögern.
Türkei verstärkt Militärposten
Nicht nur Erdoğan sondern auch die UNO, die USA und Europa befürchteten das schlimmste Blutbad des syrischen Krieges, sollte es zum finalen Kampf um Idlib kommen. In Idlib leben rund drei Millionen Menschen, darunter sollen auch 70.000 Kämpfer sein.
Die Provinz war in vorherigen Verhandlungen zwischen der Türkei, Russland und Iran zu einer Deeskalationszone unter der Kontrolle der Türkei erklärt worden. Die türkische Armee hat deshalb in Idlib entlang der Provinzgrenzen insgesamt 12 militärische Beobachterposten eingerichtet. Nach türkischen Medienberichten sind diese Kontrollposten in den letzten Tagen massiv verstärkt worden.
Hürriyet berichtete, dass am Sonntag ein Konvoi von 50 Militärfahrzeugen, darunter auch Panzer, zu einem Kontrollposten im Südwesten von Idlib gefahren sei. Das sei die größte militärische Verstärkung der türkischen Posten seit Anfang September gewesen. Erdoğan hatte vor einigen Tagen gesagt, die Militärposten sollen soweit verstärkt werden, dass sie im Falle eines syrischen Angriffs auch Zivilisten Schutz bieten könnten. Die Türkei befürchtet, dass bei einem allgemeinen Angriff auf die Provinz hunderttausende Zivilisten versuchen könnten, über die türkische Grenze zu fliehen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden