Ambulante Operationen: Vieles ginge ohne Aufenthalt
Wie lange sollte man nach einer OP im Krankenhaus bleiben? Es geht oft auch ohne stationären Klinikaufenthalt. Dafür muss die Reha rasch erfolgen.
N ach einer Gallenblasen-Operation noch am selben Tag entlassen werden, ohne die sichere medizinische Direktbetreuung im Krankenhaus? So vielleicht stellen sich manche den Vorschlag von Andreas Gassen, Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), vor. Und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) zeigte sich erwartungsgemäß not amused über den Vorstoß. Als unrealistisch bezeichnet ihn DKG-Chef Gerald Gaß. Schon jetzt gebe es lange Wartezeiten bei Fachärzt:innen.
Ein Dilemma also. Die Menschen werden nun mal älter und brauchen mehr Hüft-, Gelenk- und Knieoperationen. Gleichzeitig gehen viele Ärzt:innen in Rente und fehlen im medizinischen System, die Gesundheitsversorgung insgesamt wird teurer. Natürlich hat die KBV die Kosten im Blick: Bis zu 10 Milliarden Euro könnten jährlich gespart werden, würde jede vierte OP künftig ambulant erfolgen. Sollen also Kranke das Gesundheitssystem retten, indem sie mit ihrer Gesundheit bezahlten?
Tatsächlich muss das deutsche Gesundheitssystem, das noch immer eines der besten der Welt ist, sparen, will es auch in Zukunft für alle gut ausgestattet sein. Und ja, das geht, wenn minimal-invasive Eingriffe ambulant durchgeführt werden. Nach einer Nasen-OP müssen die meisten nicht unbedingt drei Tage im Krankenhaus beobachtet werden.
Das ist auch nicht neu. Manche gynäkologische Eingriffe wie das Entfernen von Myomen und Zysten sowie Schwangerschaftsabbrüche werden seit Langem ambulant durchgeführt. Selbst bei Kindern werden Polypen ambulant entfernt. Genauso gut könnten manche Hand- und Gelenkseingriffe ambulant vorgenommen werden.
Helfen würde sicher auch, stationäre Aufenthalte zu verkürzen – wohlgemerkt bei Eingriffen, die das erlauben. Selbst nach dem Entfernen eines Gamma-Nagels, der nach einem Oberschenkelbruch eingesetzt wird, kann man am Tag nach der OP wieder laufen. Wichtiger ist indes, dass Patient:innen die sogenannten anschließende Reha sofort antreten können und nicht erst Wochen darauf warten müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Pistorius wird nicht SPD-Kanzlerkandidat
Boris Pistorius wählt Olaf Scholz
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen