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Ambulante OperationenVieles ginge ohne Aufenthalt

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Wie lange sollte man nach einer OP im Krankenhaus bleiben? Es geht oft auch ohne stationären Klinikaufenthalt. Dafür muss die Reha rasch erfolgen.

Wie schnell wird entlassen? Foto: Ute Grabowsky/imago

N ach einer Gallenblasen-Operation noch am selben Tag entlassen werden, ohne die sichere medizinische Direktbetreuung im Krankenhaus? So vielleicht stellen sich manche den Vorschlag von Andreas Gassen, Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), vor. Und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) zeigte sich erwartungsgemäß not amused über den Vorstoß. Als unrealistisch bezeichnet ihn DKG-Chef Gerald Gaß. Schon jetzt gebe es lange Wartezeiten bei Fachärzt:innen.

Ein Dilemma also. Die Menschen werden nun mal älter und brauchen mehr Hüft-, Gelenk- und Knieoperationen. Gleichzeitig gehen viele Ärz­t:in­nen in Rente und fehlen im medizinischen System, die Gesundheitsversorgung insgesamt wird teurer. Natürlich hat die KBV die Kosten im Blick: Bis zu 10 Milliarden Euro könnten jährlich gespart werden, würde jede vierte OP künftig ambulant erfolgen. Sollen also Kranke das Gesundheitssystem retten, indem sie mit ihrer Gesundheit bezahlten?

Tatsächlich muss das deutsche Gesundheitssystem, das noch immer eines der besten der Welt ist, sparen, will es auch in Zukunft für alle gut ausgestattet sein. Und ja, das geht, wenn minimal-invasive Eingriffe ambulant durchgeführt werden. Nach einer Nasen-OP müssen die meisten nicht unbedingt drei Tage im Krankenhaus beobachtet werden.

Das ist auch nicht neu. Manche gynäkologische Eingriffe wie das Entfernen von Myomen und Zysten sowie Schwangerschaftsabbrüche werden seit Langem ambulant durchgeführt. Selbst bei Kindern werden Polypen ambulant entfernt. Genauso gut könnten manche Hand- und Gelenkseingriffe ambulant vorgenommen werden.

Helfen würde sicher auch, stationäre Aufenthalte zu verkürzen – wohlgemerkt bei Eingriffen, die das erlauben. Selbst nach dem Entfernen eines Gamma-Nagels, der nach einem Oberschenkelbruch eingesetzt wird, kann man am Tag nach der OP wieder laufen. Wichtiger ist indes, dass Pa­ti­en­t:in­nen die sogenannten anschließende Reha sofort antreten können und nicht erst Wochen darauf warten müssen.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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7 Kommentare

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  • Meine Hüft-OP als Enddreißiger war etwas extrem: eine gebrochene Hüftpfanne. Auch wenn ich die verschraubte Seite nicht belasten durfte, hatte ich das Glück dass ich mir ein dreirädiges Liegerad ausleihen und anfangs nur mit einem Bein treten konnte. Das zweite kam schleichend dazu und so war eine Pysiotherapie nach drei Monaten überflüssig.



    In Bewegung bleiben, die Flexibilität des Körpers erhalten und nicht nur ein Minimum an Muskelmasse zu haben, am besten schon bevor ein Eingriff notwendig ist, kann man einfach nicht überbewerten.

  • Wer ist dann in Zukunft für die 'ausgelagerte' Care-Arbeit zuständig? Es ist nicht damit getan, wo operiert wird, das Ganze ist viel komplexer, als es sich zunächst erahnen lässt. Multimorbidität und der "Status Alleinstehend" sind, demografisch in der Projektion betrachtet, in der "Wachstumsphase". Wer selbst schon einmal Hilflosigkeit durch Immobilisierung gespürt hat oder Angst nach einer weniger schönen Narkose hatte, nicht rechtzeitig Hilfe zu bekommen, wird sich gerne in die Obhut professionellen Personals begeben. Auch bei der KBV gilt: Cui bono? Über die Häufigkeit des Delirs nach Narkosen gibt es viele neue Erkenntnisse.



    //



    www.operieren.de/e3224/e308/e331/e334



    //



    "Auch wenn demnach eine Operation ambulant durchführbar ist, entfällt es nicht, die individuelle Arzt-/ Patienten-Entscheidung zu treffen. Damit ist gemeint, dass in jedem Einzelfall der Arzt gemeinsam mit dem Patienten im Gespräch entscheidet, ob eine erforderliche Operation unter ambulanten oder stationären Voraussetzungen durchgeführt werden soll.



    Der Verband Ambulantes Operieren hat dazu Leitlinien für ambulantes Operieren bzw. Tageschirurgie entwickelt."



    //



    Delir nach der Narkose – Schwere Verwirrung und ihre Folgen:



    www.swr.de/swr2/wi...023-03-27-102.html

  • Das geht aber nur, wenn wirklich wirklich klar ist, dass die Krankehäuser auch bei stationärer Aufnahme, aus welchem Grund auch immer, ihr Geld bekommen.



    Wenn jemand alleine zu hause ist, kann er sich unmöglich von einer OP erholen, wenn eine umsorgende Familie zur Verfügung steht, kann das in vielen Fällen erholsamer sein als der Klinikaufenthalt.



    Doch wenn einmal klar ist, dass nach der Hüft-OP zwar Betruhe aber kein Klinikaufenthalt nötig ist, wer zahlt dann die Klinik-Tage für die Menschen, die zu Hause keine Bettruhe bekommen, weil niemand ihnen auch nur ein Glas Wasser ans Bett bringen kann?



    Freiwillig nach Hause gehen ist auch heute schon möglich. Freiwillig da bleiben, wird einem aber stets schwer gemacht.

  • "Die Menschen werden nun mal älter"

    LOL, als ob das ein Naturgesetz wäre!

    Es stimmt schon jetzt in den Covid-Hochburgen Ost- und Süddeutschlands nicht mehr, und wird "dank" der Erdüberhitzung in naher Zukunft schlicht und einfach *nirgendwo* mehr stimmen. Naja, vielleicht auf Grönland.

    Es ist eher davon auszugehen, dass von den 1980 Geborenen die Hälfte keine 70 Jahre alt wird. So ist das halt mit der linearen Fortschreibung irgendwelcher Trends: irgendwann fliegt das einem "ohne Vorwarnung" um die Ohren.

    Und es ist eher nicht davon auszugehen, dass die 2000-2010 Geborenen - die im Jahr 2050 die politischen Leitlinien definieren werden - dann noch sonderlich Bock drauf haben, die Geronten, die sie zu einem Leben in der Feuerhölle verdammt haben, durchzufüttern.

    Im Gegensatz zu allen anderen Menschheitsverbrechen ist beim Klimawandel die Schuldfrage ja bereits geklärt, bevor das Verbrechen seinen vollen Umfang erreicht hat.



    Und die Erfahrung mit Massenfluchtbewegungen zeigt, dass die Alten einfach sterben gelassen werden, sobald die essentiellen Ressourcen nicht mehr für alle reichen.



    Alte sind etwas, das eine *intakte* Gesellschaft braucht. Für eine Gesellschaft, die von eben jenen Alten in den Zerfall geritten wurde, sind sie eine untragbare Belastung. Das ist dumm gelaufen für die Betroffenen, aber es ist ja nicht so, dass niemand davor gewarnt hätte.

    • @Ajuga:

      Das ist etwas sehr pauschal und ein wenig grenzwertig.

  • Ob das tatsächlich Kosten spart wage ich zu bezweifeln. Die Kosten werden sich hin zu Pflegedienste und Kurzzeitpflegeplätze in Heimen. Nicht jeder hat Menschen zu Hause die für einen nach einer OP sorgen oder hat die Ressourcen sich zu Nachsorgeterminen zum Arzt fahren zu lassen. Das ganze wird ein Nullsummenspiel

    • @83Mimimia:

      Nun Pflege ist günstiger als der hochtechnisierteBetrieb eines Krankenhauses, Fakt ist aber , dass es bereits jetzt blutige Entlassungen aus Krankenhäusern gibt und man dann als alleinstehende ziemlich aufgeschmissen ist, auf jeden Fall müssten parallel entsprechende stationäre Pflegeeinrichtungen geschaffen werden.