Am Rande der Pegida-Demonstration: In Dresden brennen Autos
Mehrere tausend Pegida-Anhänger fordern in Dresden das „heilige Recht“ der Europäer auf Verteidigung ein. Derweil wurden einige ihrer Autos angezündet.
Nach Angaben der Studentengruppe „Durchgezählt“ beteiligten sich diesmal 3.000 bis 4.000 Demonstranten an dem Pegida-Aufzug durch die Dresdner Innenstadt sowie 250 bis 350 Menschen an einer Gegendemonstration. Am Postplatz begegneten sich beide Demonstrationszüge in Hör- und Sichtweite. Gegendemonstranten gelang es vorübergehend, den Aufzug mit Rauchbomben zu attackieren. Die Polizei brachte die Lage allerdings wieder schnell unter Kontrolle.
Bei der zuvor stattgefundenen Pegida-Kundgebung auf dem Theaterplatz vor der Dresdner Semperoper beschwor Frontfrau Tatjana Festerling unter den üblichen Parolen wie „Merkel muss weg“ und „Widerstand“ die Internationalität der Bewegung und berichtete von einem Vernetzungstreffen der „Patrioten Europas“ vergangenes Wochenende in Prag. Dabei hätten Pegida-Vertreter aus 14 Ländern unter dem Motto „Festung Europa“ eine sogenannte Prager Deklaration verabschiedet. Darin heiße es unter anderem, es gebe ein „heiliges Recht“ der Europäer, sich zu verteidigen.
Pegida plant für den 6. Februar eine europaweite Demonstrationen. Außer in Dresden sollen Demonstrationen auch in Warschau, Tallin, Prag, Bratislava, Amsterdam und Birmingham stattfinden. Bei der Kundgebung in Warschau soll Festerling, die sich am Montag sehr gemäßigt gab, als Rednerin auftreten.
„Hauptstadt des deutschen Widerstands“
Deutlich hetzerische Töne schlug dagegen eine Gastrednerin aus Dänemark an. Sie sprach von „gewählten Volksverrätern“ und von einer „Flutwelle zumeist gut genährter Migranten, voller Gier auf unsere Länder, unseren Wohlstand und unsere Frauen“. Zugleich wurde Dresden als „Hauptstadt des deutschen Widerstands“ gewürdigt.
Gegen Festerling prüfen derzeit die Staatsanwaltschaften in Dresden und Leipzig mehrere Anzeigen wegen Volksverhetzung. Unter anderem hatte der Deutsche Journalisten-Verband Festerling wegen Äußerungen bei einer „Legida“-Kundgebung am 11. Januar in Leipzig angezeigt.
Mehrere große Opernhäuser in Deutschland haben am Montag angekündigt, ein Zeichen für Weltoffenheit setzen zu wollen. Sie starten dazu gemeinsam die Konzertreihe „Oper ohne Grenzen – Konzert für eine offene Kultur“, wie die Deutschsprachige Opernkonferenz in Dresden mitteilte. Den Auftakt bildet am 12. Februar eine Aufführung an der Dresdner Semperoper. Die Semperoper mit ihrer langen Tradition dürfe nicht als Kulisse für „fremdenfeindliche Agitation“ missbraucht werden.
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