Algorithmus bei der New Yorker Polizei: Software gleicht Verbrechen ab
Die New Yorker Polizei baut auf einen Algorithmus für die Verbrechersuche. Mit „Patternizr“ können die Ermittler Verbrechen auf Muster abgleichen.
Bald war klar: Ein paar Wochen früher gab es einen ebensolchen Überfall schon einmal weiter südlich in Manhattan – in einem ganz anderen Polizeirevier der Millionenstadt, dessen Akten den Ermittlern ohne die neue Software nicht so leicht zugänglich gewesen wären.
„Patternizr“ heißt das Mustererkennungsprogramm, das nun den Polizisten in allen 77 Revieren New Yorks zur Verfügung steht und hilft, bei Diebstahl und Raub Hunderttausende Fälle aus der ganzen Stadt zum Vergleich heranzuziehen.
Weil „Patternizr“ mit seinem Algorithmus entscheidende Details herausgepickt habe, seien ihr auch Anzeigen aus anderen Revieren bekannt geworden, auf die sie sonst nicht gestoßen wäre, sagt Rebecca Shutt. „Das war extrem hilfreich“, erklärt die Verbrechensanalystin aus dem Stadtteil Bronx, die mit dem Baumarkt-Fall befasst war. Die Software zeigte noch zwei weitere Diebstähle nach demselben Muster an und führte die Ermittler schließlich zum Täter, der inzwischen gestanden hat.
Nutzung zwei Jahre lang verschwiegen
Das Programm ist eine Eigenproduktion des New York Police Departments (NYPD). Zwei Jahre lang arbeiteten die Datenanalysten Evan Levine und Alex Chohlas-Wood an der Software, bevor sie sie im Dezember 2016 einführten. Dass „Patternizr“ seither im Einsatz ist, gab die New Yorker Polizei aber erst jetzt bekannt: Im Fachmagazin INFORMS Journal on Applied Analytics stellten die beiden Entwickler ihre Software vor.
„Patternizr“ zielt natürlich darauf, die öffentliche Sicherheit zu verbessern“, sagt Levine im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. „Je leichter wir Muster in Verbrechen erkennen können, desto schneller können wir Täter identifizieren und fassen“, sagt der studierte Astrophysiker.
Inspirieren ließen sich die beiden Polizisten von einem Forschungsprojekt der New York University, das einem ähnlichen Ansatz zur Mustererkennung nachging, aber letztlich keine einsatzbereite Software produzierte. Levine und Chohlas-Wood fütterten ihr Programm dann mit Mustern, die Kollegen in zehn Jahren Polizeiarbeit identifiziert hatten.
Sie griffen in ihrer Entwicklungsarbeit auf Akten zurück, aber suchten die Ermittlerkollegen auch direkt auf, um von deren Erfahrungen zu lernen.
Revierübergreifend arbeiten
In der Vergangenheit stützten sich die New Yorker Polizisten vor allem auf die Akten und Dateien zu Verbrechen in ihren Revieren. Muster in anderen Teilen der Stadt zu finden war schwierig, wenn nicht unmöglich. „Es war wirklich ineffizient“, sagt Levine. „Das war keine moderne Vorgehensweise.“
Die Software registriert und vergleicht nun alle möglichen Bestandteile der Verbrechen: Wie verschafft sich der Täter Zutritt? Was wird gestohlen? In welcher Entfernung liegen die Tatorte? Um mögliche rassistische Verzerrungen zu vermeiden, so die Polizei, schließt „Patternizr“ die ethnische Abstammung in den Täterprofilen nicht mit ein.
„Der große Vorteil unseres Tools ist, dass wir die ganze Lauferei und Sucherei von Analysten oder Detektive minimieren“, erklärt Chohlas-Wood, der inzwischen an der Stanford University forscht.
Trotz fallender Kriminalitätsrate verzeichnete New York im vergangenen Jahr noch immer mehr als 68.000 Diebstähle und Raubdelikte, die Zielgruppe von „Patternizr“. Bei Verbrechen wie Tötungsdelikten oder Vergewaltigungen greifen die Polizisten bei der Suche nach Mustern dagegen nicht auf das Programm zurück, sagen sie.
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