Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Ende der friseurlosen Zeit
Am Montag dürfen Friseure wieder öffnen. Mehrheit für weitere Lockerungen. Gesundheitsminister Spahn rechtfertigt Teilnahme an privatem Abendessen.
Friseure öffnen – Mehrheit befürwortet weiter Lockerungen
Wenige Tage vor neuen Bund-Länder-Beratungen zur Coronapandemie wächst der Wunsch der Menschen nach mehr Freiheiten. Einer Umfrage zufolge wünscht sich eine Mehrheit der Menschen die Öffnung von Handel, Restaurants, Hotels und Museen noch im März. Bereits am Montag öffnen bundesweit zumindest die Friseure wieder, in einigen Ländern auch vereinzelt andere Geschäfte wie Gartenmärkte.
In einer Umfrage des Insa-Meinungsforschungsinstituts für die Bild am Sonntag sprachen sich 75 Prozent dafür aus, dass die Geschäfte im März wieder öffnen, 17 Prozent waren dagegen. Bei Restaurants wollen 54 Prozent der Befragten eine Öffnung im März, 35 Prozent lehnten dies ab. Auch bei Hotels (45 zu 37 Prozent), Kosmetiksalons (44 zu 32 Prozent) und Museen (42 zu 35 Prozent) überwogen die Öffnungsbefürworter. Anders sah es bei Kinos und Theatern aus. Hier sind 35 für eine Öffnung im März, aber 46 Prozent dagegen. Auch bei der Öffnung von Sportstätten und Fitnessstudios (40 zu 41) gab es mehr Gegner als Befürworter einer Öffnung. (dpa)
Spahn rechtfertigt Teilnahme an privatem Abendessen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Teilnahme an einem privaten Abendessen mit einem Dutzend Teilnehmern im Oktober gerechtfertigt. „Die damalige Veranstaltung entsprach den Coronaregeln“, sagte er der Bild am Sonntag. Spahn, der am Tag nach dem Dinner sein positives Coronatestergebnis erhalten hatte, betonte: „Jemanden unwissentlich anzustecken, hätte ich zutiefst bedauert.“ Das sei wohl auch aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen nicht passiert.
Harsche Kritik kam von der FDP. Generalsekretär Volker Wissing warf Spahn in derselben Zeitung vor, sich Sonderrechte herauszunehmen. „Die Sorgfalt, die der Gesundheitsminister von den Menschen bei der Einhaltung der Regeln erwartet, scheint ihm persönlich völlig abhanden gekommen zu sein.“ Während alle im Lockdown verharrten, „definiert Jens Spahn für sich persönlich Sonderrechte auf eine recht eigenwillige und schädliche Weise“.
Dem Spiegel zufolge fand das Abendessen mit etwa einem Dutzend Unternehmern in Leipzig statt. Das Treffen hatte in einer Privatwohnung eines Bekannten von Spahn stattgefunden. Mehrere Gäste sollen demnach laut einem Teilnehmer im Zuge des Abendessens an die CDU gespendet haben. Alle hätten Abstand gehalten und Maske getragen, bis sie auf ihren Plätzen gesessen hätten. (afp)
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Schüler:innen dürfen das Schuljahr wiederholen
Viele Berliner Schüler:innen dürfen das von Corona und Schulschließung geprägte Schuljahr 2020/21 wiederholen, wenn sie das wollen. Das Abgeordnetenhaus beschloss am Donnerstag eine entsprechende Gesetzesänderung. Sie betrifft Schüler in der Primarstufe sowie der Sekundarstufe I – also der Klassen 1 bis 10.
Wenn sie das Schuljahr wiederholen wollen, müssen ihre Eltern einen schriftlichen Antrag bei den Schulleitern stellen. Verpflichtend vorgesehen ist ein Beratungsgespräch mit Schulvertretern. Bisher konnten Schüler nicht freiwillig sitzenbleiben. Nachteile sollen ihnen durch eine Wiederholung der Jahrgangsstufe nicht entstehen. (dpa)
Söder und Kretschmann für neue Impfreihenfolge
Bayerns Ministerpräsident Söder will die Impfreihenfolge für den AstraZeneca-Impfstoff lockern. Dieser solle für alle freigegeben werden, die sich impfen lassen wollen. Baden-Württembergs Regierungschef Kretschmann sieht das ähnlich.
Die Ministerpräsidenten von Bayern und Baden-Württemberg, Markus Söder und Winfried Kretschmann, haben sich für mehr Pragmatismus bei der Impfreihenfolge ausgesprochen. Angesichts Hunderttausender ungenutzter Dosen will Söder den Impfstoff von AstraZeneca freigeben: „Bevor er liegen bleibt, impfen, wer will“, sagte Bayerns Regierungschef der Bild am Sonntag. Es dürfe keine Dosis übrig bleiben oder weggeschmissen werden. Jeder Geimpfte schütze sich und andere. „Wir müssen beim Impfen Tempo machen“, mahnte Söder. Jeder Tag zähle.
„Es kann nicht sein, dass einerseits zu wenig Impfstoff vorhanden ist, aber andererseits AstraZeneca in hohen Zahlen nicht verimpft wird.“ Dazu solle für den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers die Impfreihenfolge gelockert werden. Einen Alleingang will Bayern dem Bericht zufolge aber nicht starten, vielmehr strebe man eine bundeseinheitliche Regelung an. Laut Söder solle mit der Freigabe dann auch über die Hausärzte verimpft werden. (rtr)
Patientenschützer:innen gegen schnelle Öffnungen
Patientenschützer:innen kritisieren die Pläne von Bund und Ländern, weitere Öffnungsschritte mit Hilfe von flächendeckenden Coronaschnelltests abzusichern, als „reines Wunschdenken“. „Selbst für Hunderttausende geimpfte Pflegeheimbewohner gibt es keine Freiheitsrechte, weil die täglichen Schnelltests für Besucher und Altenpflegekräfte fehlen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe.
Schon für diese vergleichbar kleine Gruppe gelinge es nicht, genügend Schnelltests zu organisieren. „Wie soll es dann in Einkaufszentren, Schulen, Universitäten, Kneipen oder Kinos funktionieren?“, warnte der Patientenschützer.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hatten am Donnerstag erklärt, mögliche Lockerungen von den pandemiebedingten Einschränkungen könnten mit dem Einsatz von Schnelltests verbunden werden. „Eine intelligente Öffnungsstrategie ist mit umfassenden Schnelltests, gleichsam als Freitesten, untrennbar verbunden“, sagte Merkel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Vorgehen solle bei den Beratungen mit den Ministerpräsidenten am kommenden Mittwoch (3. März) besprochen werden.
Schnelltests werden von geschultem Personal vorgenommen und kommen bereits regelmäßig zum Beispiel in Pflegeheimen zum Einsatz. Zu unterscheiden sind sie von den Selbsttests, die nun auch in Deutschland auf den Markt kommen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erteilte am Mittwoch Sonderzulassungen für drei der sogenannten Antigentests, mit denen sich jeder selbst testen kann. (epd)
Politiker werben für Trauerakt für Coronatote
Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff unterstützt den Vorschlag von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), dass die EU-Staaten in einem gemeinsamen Trauerakt der Coronatodesopfer gedenken. „Das wäre ein starkes Signal für die europäische Wertegemeinschaft“, sagte Lambsdorff den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. Der Zusammenhalt in der Europäischen Union habe sich in der Coronapandemie als enorm wichtig erwiesen. „Diesem europäischen Geist sollte auch in der gemeinsamen Trauer um die Opfer Ausdruck verliehen werden.“
Zuvor hatte Bundesaußenminister Maas den Funke-Zeitungen gesagt: „Über eine halbe Million EU-Bürgerinnen und -Bürger haben mittlerweile in Verbindung mit einer Corona-Infektion ihr Leben verloren. Ich würde mir sehr wünschen, dass wir der Verstorbenen auch in einem europäischen Akt gemeinsam gedenken.“ Das wäre ein sichtbares Zeichen, „dass wir nicht nur die Pandemie gemeinsam bekämpfen, sondern auch in unserer Trauer um die Opfer vereint sind“. Von den Wirtschaftshilfen über die wechselseitige Aufnahme von Intensivpatienten bis zur Impfstoffbeschaffung sei Corona eine gesamteuropäische Herausforderung.
Für Deutschland plant Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Ostern eine zentrale Gedenkfeier für die bundesweit mittlerweile rund 70.000 Coronatoten. Vorgesehen sind ein ökumenischer Gottesdienst und eine staatliche Gedenkfeier am 18. April in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Im Anschluss daran will Steinmeier zu einer zentralen Gedenkfeier ins Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt einladen. Teilnehmen sollen Hinterbliebene der Toten, Vertreter der Länder, die gesamte Staatsspitze sowie die Repräsentanten der christlichen Kirchen und Vertreter anderer Glaubens- und Religionsgemeinschaften. (epd)
Hamburger Katzen haben Corona überstanden
Nach einem negativen Coronatest haben zwei Katzen am Samstag die Quarantäne im Hamburger Tierheim verlassen können. Das Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald habe bestätigt, dass die beiden Kater die Infektion überstanden haben, sagte die Leitende Tierärztin Urte Inkmann. Daraufhin habe das Bezirksamt Harburg die Quarantäne aufgehoben. Die Tiere hatten einer Hamburgerin gehört, die nach einer Coronavirus-Infektion gestorben war, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium nach dem ersten positiven Test mitgeteilt hatte.
Bislang seien in Deutschland insgesamt fünf Coronafälle bei Katzen und zwei bei Hunden gemeldet worden, hieß es. Es lägen aber keine Hinweise darauf vor, dass sich Menschen bei Hunden und Katzen mit Sars-CoV-2 infiziert hätten. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere wie Schweine und Hühner seien nicht infizierbar.
Die beiden Hamburger Kater hatten nach Angaben von Inkmann nur einen leichten Schnupfen. Der eine von beiden, ein rot getigertes Tier, sehe jetzt sehr gut aus. Sein braun-schwarz getigerter Leidensgenosse habe möglicherweise noch eine gewöhnliche Katzenkrankheit, wie sie bei den Tieren im Alter zwischen sechs und zehn Jahren auftreten könne. Eine Blutuntersuchung soll Klarheit schaffen.
Die beiden kastrierten Kater seien nun in den Vermittlungsbereich des Tierheims umgezogen und suchten ein neues Zuhause. Weil ihre ursprünglichen Namen nicht mehr ergründbar waren, seien sie Lolek und Bolek getauft worden. „Die sind wirklich niedlich“, sagte Inkmann. Sie hätten alle Untersuchungen inklusive Tupfer und Desinfektionsgeruch ohne Narkose über sich ergehen lassen. (dpa)
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