AfDlerin Doris von Sayn-Wittgenstein: Einsatz für Rechtsextreme
Bei einer Konferenz offenbarte Schleswig-Holsteins AfD-Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein ihre Nähe zu einem rechtsextremen Verein.
In einem Video von der Konferenz erzählte die AfD-Politikerin, die auch im Kieler Landtag sitzt, nun aber von der Entstehung des Vereins im thüringischen Guthmannshausen. Locker am Rednerpult stehend sagte sie auf Nachfrage des Compact-Chefredakteurs Jürgen Elsässer, dass ihre Familie „immer widerständig“ gewesen sei und sich „für die Interessen von Volk und Vaterland engagiert“ habe.
Vor allem ihre Mutter erwähnt sie, die sich aus Enttäuschung darüber, dass der Bund der Vertriebenen (BdV) in Berlin kein Zentrum für Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten mehr anstrebe, „mit Menschen zusammengetan“ habe, „die dann auf private Initiative in Guthmannshausen diese Anlage gestaltet haben“. Das sei „auch der Hintergrund, warum ich mich für diese Form des Gedenkens eingesetzt habe“, sagte Sayn-Wittgenstein.
Das Video dokumentiert ihre Radikalität. Sie beklagt etwa, dass der BdV seine Position aufgeweicht habe und aus „Recht auf Heimat“ „Recht auf Erinnern“ geworden sei. Dass bei den EU-Beitrittsverhandlungen der osteuropäischen Staaten die Oder-Neiße-Grenze nicht zur Debatte stand, nennt sie „mehr als enttäuschend“. Diese Aussagen spiegeln auch E-Mails von ihr wider, die der taz vorliegen. Ihre Kontakte reichen von Freunden der Waffen-SS, Holocaust-Leugnern, Verfechtern einer Reichsideologie bis zum internationalen Rechtsextremismus.
Es war aber die Nähe zur „Gedächtnisstätte“, die ihr ein Parteiausschlussverfahren einbrachte. Zuvor hatte sie erklärt, sie sei nur einmal – und zwar im Juni 2014 vor der Eröffnung der Gedenkstätte – vor Ort gewesen, um sich die Steintafeln im Garten anzuschauen: „Dabei habe ich weder revisionistisches, noch antisemitisches oder fremdenfeindliches Gedankengut festgestellt.“ Und: „Die Hintergründe zum Entstehen der Gedenkstätte in Guthmannshausen im Jahr 1992 sind mir unbekannt.“
Im Mai scheiterte der Bundesvorstand mit seinem Ausschlussbegehren gegen Sayn-Wittgenstein. Das Schiedsgericht erklärte, dass „eine etwa zwei Jahre vor ihrem Aufnahmeantrag in der Partei erfolgte Unterstützung des Vereins“ nicht zu einem Ausschluss Sayn-Wittgensteins führen müsse, „da sich aus einer einmaligen Unterstützung keine zwingenden Rückschlüsse auf ein noch heute andauerndes rechtsextremistisches Weltbild ergeben“.
Aus der Fraktion der AfD in Schlewsig-Holstein ist sie seit Dezember 2018 ausgeschlossen, das Landesschiedsgericht warf sie aber nicht aus der Partei. Dagegen legte der Bundesvorstand sofort Rechtsmittel ein, er will Sayn-Wittgenstein immer noch loswerden. Nun muss das Bundesschiedsgericht entscheiden – und könnte dafür auch die Aussagen Sayn-Wittgensteins auf der Compact-Konferenz aufgreifen.
Wo der Landesverband Schleswig-Holstein steht, machten die Mitglieder auf ihrem Parteitag im Juni 2019 deutlich: Mit 56 Prozent wählten sie von Sayn-Wittgenstein erneut zu ihrer Landesvorsitzenden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut