AfDler auf der Suche nach neuem Profil: Andocken bei Corona-Leugnern
Vor dem niedersächsischen Landesparteitag der AfD versuchen sich einige AfDler als Corona-Leugner zu profilieren.
„Unter dem Deckmantel ‚Corona‘ antidemokratische Propaganda zu verbreiten, geht gar nicht!“, empörte sich Gisela Witte, Vorsitzende des grünen Stadtverbandes. 75 Jahre nach Kriegsende dürfe „einem landesweit bekannten Neonazi in Sichtweite des Holocaust-Mahnmals keine Bühne“ geboten werden, sagte Witte, die sich auf einen der angekündigten Redner bezog: Andreas Iloff. Der AfD-Kreisvorsitzende von Diepholz ist Mitglied des rechtsextremen „Deutschen Bundes“.
Der Marsch wurde zunächst verboten, dann vom Verwaltungsgericht erlaubt. Doch schon vor dessen Eilentscheidung sagte die AfD den Marsch ab. Mit der Ankündigung hatten die Anmelder bereits ein Zeichen gesetzt – für die ihnen davonlaufenden Coronaleugner*innen und für die parteiinternen Kritiker*innen in der Führung des Landesverbandes.
Seit Beginn der Pandemie sind nicht bloß die Umfragewerte der AfD stark gesunken, auch der Zuspruch in den sozialen Medien sank massiv. Die Partei vertrat anfänglich keine einheitliche Position und äußerte sich insgesamt zu moderat. Die Grenzen zu schließen und Asylanträge abzulehnen, genügte der geneigten Klientel nicht.
Mit den Forderungen des Marsches bedienen die AfD-Bundestagsabgeordneten Jörn König und Dietmar Friedhoff verschiedenste Verschwörungsideologien. Der als Redner angekündigte Vorsitzende des Kreisverbandes Hannover-Land, Dirk Brandes, forderte „kein Aushebeln der Grundrechte“, „Schluss mit der Angstpropaganda“, „keine Covid-Überwachungsapp“, „keine Zwangsimpfung“ und „keinem Maskenzwang“.
Mit ihrer Initiative versuchen die Herren, vor dem kommenden Landesparteitag Profil zu zeigen. Der Landtagsfraktions- und Landesvorsitzenden Dana Guth halten sie vor, zu wenige Impulse zu setzen. Auffallend: Mit Brandes, Iloff und Friedhoff waren drei Aktivisten des „Pegasus Germanus“ angekündigt. 2018 fiel das Netzwerk erstmals auf, weil es Björn Höcke, den Kopf des inzwischen aufgelösten rechtsextremen Flügels, einladen wollte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Lektionen der Woche
Deutschland ist derweil komplett im Wahn