AfD-Politiker in Holocaust-Gedenkstätte: Yad-Vashem-Direktor kritisiert AfD

Der Vorsitzende der israelischen Holocaust-Gedenkstätte, Dani Dayan, kritisiert Antisemitismus in der AfD. Die stellt sich daraufhin als Opfer dar.

Eine Wandrelief

Grundsätzlich für alle offen: Die Holocaust-Gegdenkstätte Yad Vashem in Jerusalem Foto: Ariel Schalit/ap

BERLIN taz | Eher zwischen den Zeilen hat der Vorstandsvorsitzende der Holocaust-Gedenkstätte Yad Va­shem, Dani Dayan, den Besuch von drei AfD-Bundestagsabgeordneten am Dienstag im Rahmen einer Israel-Reise kritisiert. Er sagte, dass der Erinnerungsort grundsätzlich offen für alle sei, „auch für Antisemiten“ und insbesondere auch für diejenigen, die noch intensive Aufklärung benötigten: „Die AfD und ihre Mitglieder haben noch einen weiten Weg vor sich, den Holocaust zu verstehen und sich mit der deutschen Verantwortung für diese Vergangenheit auseinanderzusetzen“, schrieb Dayan auf Twitter.

Eine Anfrage der AfD über die Deutsche Botschaft, Kränze niederzulegen, sei abgelehnt worden. Man habe darüber diskutiert, sich aber dazu entschieden, das Anliegen abzulehnen, sagte Dayan der Jerusalem Post.Weil man von antisemitischen Einstellungen in der AfD wisse, habe man lediglich entschieden, die Abgeordneten reinzulassen – aber ohne besondere Zeremonie oder Aufmerksamkeit, wie sie sonst für Parlamentsmitglieder üblich sei.

Die extrem rechte AfD hat sich immer wieder für revisionistische Positionen und antisemitische Verschwörungserzählungen starkgemacht. Björn Höcke nannte das Holocaust-Mahnmal in Berlin etwa ein „Denkmal der Schande“ und forderte eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. Auf exakt dieses Zitat verwies dann auch Dayan als Grund dafür, dass Yad Vashem jeglichen Kontakt zur AfD ablehne.

Einige AfD-Politiker geben sich dennoch immer wieder Mühe, sich als „pro-jüdisch“ darzustellen und „importierten Antisemitismus“ für die eigene Agenda zu instrumentalisieren. So liest sich dann auch die Mitteilung der AfD-Bundestagsfraktion zum Besuch: Darin zeigen sich die Abgeordneten Matthias Moosdorf und Marc Jongen zwar vorgeblich „tief beeindruckt und bewegt“, holten aber umgehend zum Rundumschlag aus. Moosdorf kritisierte Dayan, weil er die AfD des Antisemitismus bezichtige, verwies stattdessen auf „islamische Vereine“, „linke Aktivisten“, die „Documenta in Kassel“ und „verantwortungslose Migrationspolitik“. Worte zur historischen Verantwortung Deutschlands finden sich bei ihm nicht.

Parteivorstand Jongen, der auf Veranstaltungen schon mal vom „gezielt gesteuerten“ Bevölkerungsaustausch von „kulturhegemonialen Eliten“ spricht, einer häufig antisemitischen konnotierten Chiffre, inszenierte sich nach dem Besuch angesichts der Kritik gleich selbst als das eigentliche Opfer, weil „die sich Qualitätsmedien nennenden Framingmaschinen“ nicht fair und ausgewogen über die AfD-Fraktion berichteten.

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