Die Voraussetzungen: Japan erreichte das Achtelfinale mit Hängen und Würgen. Punkt- und torgleich mit dem Senegal, rettete sie am Ende diese schwachsinnige FairPlay-Regel. Das Team allerdings spielte, wie Murakami schreibt: grundbürgerlicher Besitzstandsfußball, erzlangweilig.
Belgien hingegen, mit seinem britannisierten Powerfußball, hat das Original hintersichgelassen. Häufig als Geheimfavorit beschimpft, spielten sie die letzten Jahre doch immer so wie ihr Bier: Knallt erstmal bunt, macht aber schon beim Saufen Kater.
Nach der Diktatorengruppe A jetzt also das Achtelfinale der unterschätzten Kolonialisten. Wie bei jeder WM braucht es viel ästhetischer Arbeit, um nicht unpolitisch zu werden.
Das Ergebnis: 3:2 (0:0)
Das Spiel: Unerwarteterweise beginnen die ersten Minuten ohne größere Menschenrechtsverletzungen; einmal versucht wer, aus 40 Metern auf's belgische Tor zu ziehen. Ansonsten war's erstaunlich munter; quasi achtelfinalunwürdig. Keiner tritt hinter den Erwartungen zurück, es ist ein Anti-Seehofer-Spiel.
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WM 2018 – Die Spielorte
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Je länger es dauerte, desto mehr wird klar, wer von beiden eigentlich mal Fußball gelernt hat; Belgien nämlich. Sie vergessen es hin und wieder, aber es ist das beste aller Spiele in dem Sinn, dass der Spielstand die Spannung hält. Wäre das Basketball, hätten die Belgier mit 20 Punkten im ersten Viertel geführt, vier Dunks von Romelu Lukaku, mindestens, und die Japaner hätten im zweiten Viertel nachgezogen. Ach, es ist schon ein schönes Spiel.
Kurz nach der Pause setzt Japan einen blitzsauberen Konter, an dessen Ende Haraguchi steht; in alter herthanischer Tradition tat er, was er tun musste, nämlich: dem Gegner weh. Es war die Führung. Kurz darauf sieht Inui eine Lücke, die vermuten lässt, dass er auch in der Tokyoer U-Bahn zu Feierabend einen Platz finden findet; zweite Reihe, lange Ecke, zwei zu null. Japan macht Tore, als ob es gar nichts wär, als ob es gar nichts wär.
Abgekocht, das ist, was Belgien wird.
Denkt man. Und dann: das schönste Kopfballtor der Weltgeschichte. Vertonghen hält nach einer Bogenlampe einfach mal die Rübe rein, ein Kopfballtor als Bogenlampe, gibt’s das überhaupt? Kurzer Blick ins Kontrollzentrum: Ja, das gibt’s! Belgien hat Mittel.
Und Belgien hat die Wahl. Hazard ist kurz darauf eine Ecke zu kurz, also zieht er sie sich ans Strafraumeck; da tanzt er dann dann noch einen Gegenspieler aus und serviert punktgenau auf Marouane Fellaini, der einnickt wie zum Märchen; und plötzlich ist Belgien da. Derart da, wie selten in seiner Weltgeschichte.
Und dann: Die Kontrollfreaks aus Japan fangen sich kurz vor Schluß noch einen Konter, ein Kurzschluss im Gefüge. Tut weh. In dem Fall ist es, wie die Werbung verspricht: die meisten Unfälle passieren im Haushalt. Dann, wenn man sich am sichersten wähnt. Lucky Punch. Im Pollunder. Halleluja.
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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dpa
Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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AP
Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
Foto:
AP
Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Reuters
Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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dpa
Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Reuters
Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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AP
Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
Foto:
imago/ZUMAPress
Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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AP
Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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dpa
Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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imago/Xinhua
Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Die kulturelle Anspielung des Abends: Einstmals sind die feuchten Träume der Franzosen in Belgien publiziert worden; wegen der beschissenen Zensur. Lange ist es her. Die belgischen Trikots sehen aus wie Pollunder von jemandem, der Pfeife raucht. Und tot ist. Es gibt ein schönes Lied von Jacques Brel, selbst Belgier, der das Lebensgefühl dieses belgischen Pollunder-Trikots, mit all seiner Stickigkeit, beschreibt: Ces gens-là. Das hat gar nix mit dem Spiel zu tun, aber es ist ja obendrein auch #kulturwm.
Und nun?Es wartet Brasilien. Da werden dann andere Saiten aufgezogen! Auf die alte Leier! Was soll man dazu sagen? Da Neymar spielt, wahrscheinlich: Es werden Dinge ins Rollen kommen.
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