Abschiebungen nach Afghanistan: „Alles andere als ein sicheres Land“
Am Mittwoch wurden erneut 18 Menschen nach Afghanistan abgeschoben. Mehrere Bundesländer kritisieren die Maßnahmen.
Kritik an solchen Aktionen äußerte auch Thüringens Justizminister Dieter Lauinger (Grüne). „Wenn sie sehen, dass die zivilen Opfer 2016 so hoch waren wie noch nie, dann spricht dies dafür, dass Afghanistan alles andere als ein sicheres Herkunftsland ist“, sagte Lauinger dem Sender Bayern2 mit Blick auf aktuelle UN-Berichte. Er forderte de Maizière auf, zu begründen, warum die vielen internationalen Berichte über die Sicherheitslage in Afghanistan falsch sein sollten.
Am Mittwochabend waren erneut 18 Afghanen von München aus in ihr Herkunftsland abgeschoben worden. Es war die dritte bundesweite Sammelabschiebung seit Ende vergangenen Jahres und der erste Flug von Bayern aus, seit Deutschland wieder nach Afghanistan abschiebt. Die neue Sammelabschiebung wurde von Protesten von Abschiebungsgegnern auf dem Münchner Flughafen begleitet.
Mehr als 350 Menschen demonstrierten nach Angaben des Bayerischen Flüchtlingsrates im Zentralbereich des Flughafens, darunter etliche afghanische Geflüchtete. Dem bayerischen Innenministerium zufolge kamen fünf der nun abgeschobenen Asylbewerber aus Bayern, vier aus Baden-Württemberg, vier aus Hessen, je zwei aus Hamburg und Sachsen-Anhalt sowie einer aus Rheinland-Pfalz. Es habe sich nur um alleinstehende junge Männer gehandelt, darunter auch Straftäter.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, man werde Ablehnungsbescheide des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge auch weiterhin vollziehen: „Abgelehnte Asylbewerber müssen Deutschland wieder verlassen und in ihre Heimatstaaten zurückkehren.“
Kritisch zu Sammelabschiebungen nach Afghanistan hatten sich zuvor auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius sowie die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler (SPD) geäußert. Kofler hatte dazu aufgerufen, alle Abschiebungen nach Afghanistan sofort zu stoppen.
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