Abschaffung der Studiengebühren: Keine Einigung in Bayern
Der Streit um ein Ende des Bezahlstudiums geht in Bayern weiter. Die schwarz-gelbe Regierungskoalition hat die Entscheidung auf Januar vertagt.
MÜNCHEN taz | Fünfeinhalb Stunden hatten die Vertreter der bayerischen Regierungskoalition am Samstag gemeinsam beraten. Am Ende blieb alles beim Alten.
Die beiden Regierungsparteien CSU und FDP konnten sich beim Thema Studiengebühren nicht zu einer gemeinsamen Position durchringen. Deshalb wurden die Gespräche bis auf weiteres vertagt. Nach den Weihnachtsferien soll die Diskussion fortgesetzt werden. Bis dahin erhofft sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) „Durchzug und Möbelrücken im Kopf“ bei allen Beteiligten.
„Der Dissens besteht fort“, sagte Seehofer am Abend nach den Verhandlungen in der bayerischen Staatskanzlei in München. Während die CSU für eine sofortige Abschaffung der Studiengebühren eintritt, will die FDP weiterhin an den umstrittenen Beiträgen festhalten.
Auslöser für die aktuelle Debatte war die überraschende Entscheidung des bayerischen Verfassungsgerichts, das einen angestrebten Bürgerentscheid der Freien Wähler zur Abschaffung des Bezahlstudiums für rechtmäßig erklärte. Weil die CSU fürchtet, die Opposition aus SPD, Grünen, Freien Wählern und Piraten könne mit einem erfolgreichen Plebiszit mitten im Wahljahr einen Vorteil gewinnen, soll das Streitthema nun möglichst schnell vom Tisch.
Mehr Steuereinnahmen für die Hochschulen
Seehofer begründet den inhaltlichen Schwenk seiner Partei, die die Studiengebühren 2007 unter dem damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber eingeführt hatte, mit der veränderten Haushaltslage im Freistaat. „Jetzt können wir uns eine zusätzliche Unterstützung der Hochschulen mithilfe der zusätzlichen Steuereinnahmen leisten“, sagte er.
Im Doppelhaushalt 2013/14 plane die Koalition ohnehin zusätzliche Mittel bereitzustellen, für den Fall, dass das Studium auch in Bayern wieder kostenlos wird – egal ob per Regierungsentscheidung oder per Volksentscheid. Auch eine finanzielle Unterstützung der Berufsausbildung von staatlicher Seite sei denkbar, so Seehofer.
Vor Beginn der Koalitionsverhandlungen war aus CSU-Kreisen immer wieder die Drohung ausgesprochen worden, der Dissens in der Studiengebührenfrage könne zu einem Bruch des Regierungsbündnisses führen. Dem widersprach Seehofer am Samstag. „Ich habe nie von Koalitionsbruch gesprochen“, sagte er.
Den Termin für die Eintragungsfrist für das Volksbegehren zur Abschaffung der Studiengebühren will Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) voraussichtlich am Dienstag bekannt geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“