piwik no script img

Abkommen zwischen EU und KanandaAmpel soll Ceta stoppen

Offener Brief an SPD und FDP-Politiker:innen: Das Netzwerk Gerechter Welthandel fordert, den EU-Kanada-Handelspakt nicht zu ratifizieren.

Auch die Ampel soll zu Ceta Nein sagen: Verkehrsschild in Bonn mit eindeutiger Botschaft Foto: S. Steinach/imago

Berlin taz | Das Netzwerk Gerechter Welthandel fordert die Ver­hand­le­r:in­nen von SPD und FDP für ein Ampelbündnis in offenen Briefen auf, der Ratifizierung des Freihandelsabkommen der EU mit Kanada (Ceta) im Koalitionsvertrag eine Absage zu erteilen. Aus internen Unterlagen der SPD für die Arbeitsgruppe Wirtschaftspolitik geht hervor, dass sie die Ratifizierung von Ceta nach Abschluss des vor dem Bundesverfassungsgerichts anhängigen Verfahrens im Koalitionsvertrag verankern will. Auch die FDP ist für den Pakt. „Die Grünen haben sich in ihrem Bundestagswahlprogramm gegen Ceta ausgesprochen“, sagt Ludwig Essig vom Netzwerk Gerechter Welthandel. Deswegen geht er davon aus, dass sie bei den Verhandlungen für einen Stopp von Ceta kämpfen.

Das Netzwerk aus mehr als 50 Organisationen ist aus den Protesten gegen die Transatlantischen Handelsabkommen der EU mit den USA, TTIP und Ceta hervorgegangen. Der Widerstand gegen die Wirtschaftspakte hatte Hunderttausende auf die Straße gebracht. TTIP wurde nach der Wahl des US-Präsidenten Donald Trump auf Eis gelegt. Ceta hat die EU-Kommission gesplittet, ein Teil ist in Kraft getreten. Im anderen geht es um das umstrittene Schiedsgerichtsrecht. Er kann erst in Kraft treten, wenn alle EU-Länder den Pakt ratifiziert haben. In Deutschland ist eine Klage gegen Ceta vor dem Bundesverfassungsgericht anhängig.

„Das Ceta-Abkommen stellt wirtschaftliche Interessen über Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele und beschneidet die Demokratie“, heißt es in den offenen Briefen des Netzwerks. Denn der Pakt berechtige „alle ausländischen Investoren, die Niederlassungen in Kanada oder in einem EU-Staat haben, ihre Gaststaaten unter Umgehen von nationalem Recht vor einem Investitionsgerichtssystem (ICS) auf hohen Schadensersatz zu verklagen, wenn sie ihre Gewinnerwartungen durch neue Gesetze zum Klimaschutz oder zu sozialen Standards beeinträchtigt sehen“.

Aktuelle Beispiele dazu seien die Klagen von Uniper und RWE gegen die Niederlande wegen des Kohleausstiegs. Außerdem beschädige der Pakt die parlamentarische Demokratie, weil er geheim tagende Ausschüsse vorsehe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • ES IST JA NICHT...



    allein ceta, sondern es sind neben ttip auch die hunderte von handelsverträgen, die die bundesregierung zumeist in den fällen abgeschlossen hat, mit denen die deutsche wirtschaft profitiert. es geht dabei nicht allein um wirtschaftliche vorteile des stärkeren gegenüber dem schwächeren land, sondern um die "privatisierung der rechtsordnung" durch die global players, die sich auf diesem wege nach selbst gemachten regeln der öffentlichkeitskontrolle entziehen und damit die "res publica" ausmanövrieren mit dem einzigen ziel, den staat zu missbrauchen, ihnen ihre privatautonomie zu schützen. das ist der "code des kapitals" der dem staat die autorität über das geschehen entzieht und die staaten nur noch zu sklaven der privat-kapitalistischen wirtschaftsordnung macht.

  • Ich hoffe, daß die Grünen sich in diesem Punkt durchsetzen könnten. Freihandel ja, aber nicht auf Kosten von Verbraucher- und Umweltstandards und nicht zu Lasten der Arbeitnehmer durch Lohndumping oder zu Lasten der Umwelt durch unnötige Transporte. Vor allem aber keine Aushöhlung demokratischer Strukturen durch geheime Schiedsgerichte.



    Die Zukunft muß vor allem umweltschonender, regionaler Produktion gehören.