Abgesetzte US-Late-Night-Show: Jimmy Kimmel kehrt zurück
Disney macht nach Gesprächen mit dem Late-Night-Talker eine Kehrtwende. Regionalsender, die bisher die Show ausstrahlten, reagieren eher ablehnend.

Der Moderator hatte der US-Regierung von Präsident Donald Trump vorgeworfen, die Ermordung des Aktivisten Charlie Kirk politisch zu nutzen. Das Medienunternehmen Sinclair kündigte an, Kimmels Show nicht weiter auszustrahlen.
Nach einer Drohung der Trump-nahen Medienaufsichtsbehörde FCC mit einem Lizenzentzug für ABC hatte der Sender vor vier Tagen das Aus für Kimmels Show auf „unbestimmte Zeit“ verkündet.
Nun erklärte Disney, in den vergangenen Tagen habe der Unterhaltungskonzern eingehende Gespräche mit Kimmel geführt. „Nach diesen Gesprächen haben wir die Entscheidung getroffen, die Show am Dienstag fortzusetzen.“ Die vorübergehende Aussetzung habe dazu gedient, „eine angespannte Situation in einem emotionalen Moment für (die USA) nicht weiter anzuheizen“.
Einfluss der Lokalsender
Die Debatte um die Late-Night-Show war auch von Druck aus Richtung von Unternehmen mit lokalen TV-Sendern, die ABC-Inhalte und damit auch die Kimmel-Show übernehmen, begleitet.
Das Medienunternehmen Nexstar, das mit Dutzenden Lokalsendern Inhalte von ABC ausstrahlt, hatte erklärt, Kimmels Show nicht länger senden zu wollen.
Auch das Medienunternehmen Sinclair, das Inhalte von ABC über seine Lokalsender sendet, verkündete, Kimmels Late-Night-Show vorerst nicht wieder ausstrahlen zu wollen. Stattdessen sollten Nachrichtensendungen gezeigt werden. Die Gespräche mit ABC dauerten jedoch noch an, eine mögliche Rückkehr der Show werde geprüft, erklärte das Unternehmen.
Kimmel hatte nach dem Attentat auf Kirk über den mutmaßlichen Attentäter und Trumps Maga-Bewegung gesagt: „Die Maga-Gang versucht verzweifelt, diesen Jungen, der Charlie Kirk ermordet hat, als alles andere als einen der ihren darzustellen, und sie tut alles, um daraus politisches Kapital zu schlagen.“
„Sieg der Meinungsfreiheit“
Die Ankündigung des Disney-Konzerns zur Wiederaufnahme der Show verbreitete sich nun auf US-Nachrichtenseiten und in Onlinenetzwerken wie ein Lauffeuer. Zahlreiche Internetnutzer sprachen von einem „Sieg für die Meinungsfreiheit“ oder betonten: „Die Proteste und Boykottaufrufe haben gewirkt.“
Die Bürgerrechtsorganisation ACLU begrüßte die Ankündigung zur Wiederaufnahme der Sendung. „ABC hat die richtige Entscheidung getroffen.“
Vergangene Woche hatte Trump die Absetzung der Kimmel-Show als „großartige Nachricht“ gefeiert, weil der Moderator ihn wiederholt kritisiert hatte. Der Präsident drohte zudem weiteren kritischen Sendern mit einem Lizenzentzug und weiteren bekannten Moderatoren mit der Absetzung ihrer Sendungen.
Darauf folgte ein Sturm der Entrüstung. Zahlreiche Hollywoodstars und Filmgrößen in den USA erklärten sich solidarisch mit Kimmel und unterschrieben Protestbriefe, unter anderem Tom Hanks, Meryl Streep oder Robert De Niro.
Trump reagiert auf Disneys Entscheidung zunächst nicht
Late-Night-Moderatoren wie Stephen Colbert warfen der Medienbehörde unter ihrem von Trump eingesetzten Chef Brendan Carr „Zensur“ vor. Selbst im Trump-Lager gab es mahnende Stimmen, nicht zu weit zu gehen mit der Einschränkung der Medienfreiheit.
Trump geht seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus im Januar in beispielloser Weise gegen kritische Medien vor, die nach seiner Darstellung Lügen und Falschinformationen über ihn verbreiten. So verklagte er kürzlich die New York Times wegen angeblicher Verleumdung auf die astronomische Entschädigungssumme von 15 Milliarden Dollar.
Auf die Rückkehr der Kimmel-Show reagierte der Präsident am Montag zunächst nicht. Auf eine entsprechende Frage einer Journalistin, die sie ihm beim Verlassen eines Pressetermins noch hinterherrief, ging er nicht ein.
Brendan Carr, Chef der Medienaufsichtsbehörde Federal Communications Commission (FCC), die Sendelizenzen in den USA vergibt, hatte noch vor der Disney-Entscheidung zur Rückkehr Kimmels erklärt, dass Veranstalter bundesweiter Programme immer mehr Kontrolle und Druck auf lokale Fernsehsender ausgeübt hätten. Letztere trauten sich nicht, gegen die nationalen Programmveranstalter vorzugehen, wenn sie der Meinung seien, dass bestimmte Programminhalte für die lokalen Gebiete nicht sinnvoll seien.
Druck auf Lokalsender durch Medienaufsichtsbehörde
Erstmals seit langem seien die Lokalsender nun aufgestanden, betonte Carr mit Blick auf den Fall Kimmel. Nach der Absetzung hatte er sich bei Nexstar bedankt – „dafür, dass sie die richtige Sache gemacht haben“.
Kritiker warfen dem von Trump ausgewählten FCC-Vorsitzenden vor, selbst Druck auf die betroffenen Medienunternehmen ausgeübt und damit die Aussetzung der Fernsehshow bewirkt zu haben. Carr weist das zurück. Brisant ist nach Einschätzung von Beobachtern, dass Nexstar derzeit weitere Lokalsender übernehmen will und dafür die Zustimmung der Aufsichtsbehörde benötigt.
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