Abgesagter Irland-Besuch Donald Trumps: Kein Baby-Trump-Ballon in Dublin
Die Iren hatten sich schon gefreut, dem US-Präsidenten einen gebührenden Empfang zu bereiten. Jetzt wurde der Besuch abgesagt.
I rgendwie schade, findet Brendan Derwin. Dabei hatte man schon Pläne geschmiedet, um dem US-Präsidenten Donald Trump im November einen angemessenen Empfang in Irland zu bereiten. Nun ist der Besuch abgesagt worden. „Der sechs Meter hohe Ballon, der den Präsidenten als wütendes Baby in Windeln darstellt und der im Juli beim Trump-Besuch über London schwebte, sollte nach Dublin gebracht werden“, sagt Derwin. Der 63-jährige Dubliner ist in den vergangenen 40 Jahren bei jeder linken Protestaktion dabeigewesen.
„Es ärgert ihn mehr, wenn man sich lustig über ihn macht, als wenn man ihn beschimpft“, sagt Derwin. Trump hatte bei seinem Englandbesuch einen Bogen um London gemacht. „Ich habe London geliebt“, sagte der US-Präsident damals. „Aber warum soll ich dort hin, wenn sie mir das Gefühl geben, nicht willkommen zu sein?“ Dieses Gefühl wollte man ihm auch in Dublin gern vermitteln, sagt Derwin. Es sollte ein fantasievoller und bunter Protest werden. Aber natürlich sei es erfreulich, dass er gar nicht erst nach Irland komme. Es ist einer der seltenen Anlässe, bei denen sich linke Iren mit Parteipolitikern einig sind.
Labour-Chef Brendan Howlin sagte: „Es sieht so aus, dass Trump nicht kommt, weil wir deutlich gemacht haben, dass wir ihn nicht für einen normalen US-Präsidenten halten.“ Sein Parteikollege, der Senator Aodhán Ó Ríordáin, freute sich, dass der „breite Widerstand gegen den Besuch den gewünschten Erfolg“ hatte.
Selbst Premierminister Leo Varadkar von der konservativen Partei Fine Gael meinte nur lahm: „Die Beziehung zwischen Irland und den USA ist sehr stark und sehr wichtig. Ich denke, wir müssen Trumps Amt mit dem Respekt behandeln, den es verdient.“ Das Amt wohlgemerkt. Nicht ihn.
Trump hatte Anfang des Monats aus heiterem Himmel angekündigt, dass er nach seinem Parisbesuch anlässlich des Ende des Ersten Weltkriegs nach Irland reisen wollte. Damit versetzte er die irische Regierung in Panik. Schließlich hatte die gerade erst den Urlaub abbrechen müssen, um die Sicherheitsvorkehrungen für den Papstbesuch im August zu organisieren. Nun sollte das ganze Theater für einen Mann wiederholt werden, den in Irland niemand leiden kann?
Man erwog sogar, Trump an die Westküste der Grünen Insel zu verbannen. Dort, in Doonbeg, besitzt er ein Fünf-Sterne-Golfhotel, und der Flughafen Shannon ist nicht weit. Trumps Berater befürchteten jedoch, dass es einen schlechten Eindruck machen würde, sollte er sich kurz nach den Zwischenwahlen auf einem irischen Golfplatz vergnügen. So wurde der Trip lieber abgesagt. Aus dem Dubliner Regierungsgebäude kam ein Seufzer der Erleichterung, der noch in den Vororten zu hören war.
Auch Irlands Präsident Michael D. Higgins dürfte froh sein, dass er den ungebetenen Gast nicht empfangen muss. Beim Besuch von Ronald Regan 1984 beschuldigte Higgins, damals noch Senator, den US-Präsidenten der verdeckten Zusammenarbeit mit rechten Organisationen in El Salvador und Nicaragua und protestierte gegen die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Reagan. Über Trump sagte Higgins voriges Jahr, das „ignorante Vorurteil gegen Migranten“ sei ein Faktor für dessen Wahl gewesen.
Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Trump erklärte, dass sein Besuch in Irland nicht abgesagt, sondern lediglich verschoben worden sei. „Wir sind bereit“, sagt Derwin. „Es dauert nicht lange, den Trump-Ballon aufzublasen.“
Anderer Gast an diesem Wochenende
An diesem Wochenende komme ein angenehmerer Gast, fügte er hinzu. Mahmud Abbas, der palästinensische Präsident und PLO-Vorsitzende, macht in Dublin Zwischenstopp auf dem Weg zur UN-Versammlung in New York. Er wird auch von Higgins empfangen.
Irlands Außenminister und stellvertretende Premier, Simon Coveney, hatte Abbas bei seinem Besuch in Ramallah im Januar eingeladen und ihm Irlands Unterstützung bei den Bemühungen zugesichert, Jerusalem zur Hauptstadt Palästinas zu machen. „Die Trump-Regierung“, sagt Derwin, „hat dagegen vorige Woche angekündigt, die 1994 eröffnete PLO-Botschaft in Washington zu schließen. Kein gutes Signal für den Frieden im Nahen Osten.“
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