ARD-„Polizeiruf 110“ aus München: Schön nüchtern

Kommissar Hans von Meuffels (Matthias Brandt) verliebt sich in die Abteilungsleiterin eines Knasts. Dank dieser Paarfindung wird der Krimi spannend.

Die Insassen der JVA haben nichts zu lachen. Bild: BR

Dieser Krimi ist eigentlich eine Liebesgeschichte. Sie beginnt so: „Ich glaube, jetzt stirbt er gerade.“ So haucht’s die Abteilungsleiterin einer Münchner JVA (Sandra Hüller) knochentrocken angesichts der Bilder aus der Überwachungskamera eines Einkaufscenters.

Und Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) ist hin und weg – nicht nur ob der Vergrößerungsleistung des PCs der Frau Abteilungsleiterin, einen besseren Computer gibt’s nämlich in der ganzen JVA nicht. Nein, mit spröderer Eleganz hätte auch Berufslakoniker von Meuffels die Messerstecherei auf der Rolltreppe kaum umschreiben können.

Unbeholfen, mit bröckligem Charme umflattern sich der Münchner „Polizeiruf“-Kommissar und JVAlerin Wagner also noch eine kurze Weile. Ein gemeinsamer Mahler-Lieder-Abend, und irgendwann sind sie beim Du. Und Kuss. Hach, der Himmel im neuen Krimijahr, er hängt voller Geigen nach der eher lauwarmen Sommerpause.

Und, ja, das ist in diesem Fall absolut ernst gemeint: „Morgengrauen“ (Buch und Regie: Alexander Adolph), der neue BR-„Polizeiruf 110“, macht Spaß. Weil diese rührende Paarfindung dank der Sperrigkeit seiner Protagonisten, die ein Happy-End denn auch gründlich verhagelt, nicht zum Rührstück gerinnt. Und weil es dank dieser Kuppelei erst so richtig schön kriminell wird: Ungewöhnlich viele Selbstmorde gibt es unter Wagners Leitung in der JVA, auch der Messerstecher von der Rolltreppe hängt bald stranguliert von der Zellenpritsche.

Polizeiruf 110: „Morgengrauen“; So., 20.15 Uhr, ARD.

„Das ist eine wahnsinnig manipulative Person“, weiß JVA-Psychologe Max Steiner (Kiel-„Tatort“-Kommissar Axel Milberg) dazu über von Meuffels Geliebte zu berichten. „Manche bestraft sie, in einen anderen war sie verliebt.“ Bäm. Von Meuffels ist wieder nüchtern. Und sieht doch noch längst nicht klar.

Klar, diese schöne Liebesgeschichte ist nämlich eigentlich ein guter Krimi.

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