ARD-Mini-Serie „Retoure“: Im Zentrum des Nichts
Die neue Mini-Serie „Retoure“ in der ARD-Mediathek ist gute Unterhaltung mit Klischees, Slapstick und Witz.
Mitten in einem flachen, sandigen Gebiet, in dem nichts ist, nicht einmal Versiegelung, spielt die Serie „Retoure“. Mitten in diesem Nichts, dass sich nach dem Intro als Mecklenburg-Vorpommern herausstellt, findet die Kamera dann doch etwas. Eine von Doppel-T-Verbundpflaster umgebene graue Lagerhalle, wie sie seit Beginn des Dienstleistungszeitalters in Gegenden herumsteht, die früher immerhin Gegenden waren. Dass sie trist sind, wissen wir erst, seit es diese gottlosen Bauten dort gibt.
In einem solchen Gebäude befindet sich das Zentrum für Retouren RMV, gleichsam das Zentrum der neuen Mini-Serie des NDR. Unter der patenten, sympathischen, kollegialen und auch noch hübschen Chefin sortiert hier eine freakige Combo aus Mitarbeitern zurückgesandte Päckchen. Im Nebengeschäftszweig verdienen sich die Angestellten ordentlich was dazu, weil sie Zurückgeschicktes günstig weiterverkaufen.
Zur Combo gehört unter anderem die pubertierende Tochter der Chefin, die sich aus den Retouren ihre Ausgehfummel zusammensammelt, der Kollege Ronny, dessen agressives Pony den Wachhund vor der Lagerhalle spielt, und eine stasimäßig, aber sympathisch schlitzohrig agierende Alt-Ossi.
Gegen den Wessi-Modernisierer
Doch plötzlich steht ein geschniegelter Wessi im Zentrum und will alles schneller, größer und effektiver machen. Während er Visionen hat, sehen die Angestellten des Zentrums das Ende ihrer kleinen, feinen Nische. Die Combo samt Chefin will den Modernisierer von seinen Plänen abbringen und versucht alles: von flirten bis schreddern.
Vor dem Modernisierer müssen allerdings auch die retournierten Kühlschränke, die die Combo schon weiterverkauft hat, versteckt werden. Wo? Auf dem Frauenklo. Als die Stasi-Lady mal muss, geht sie kurzerhand aufs Männerklo. Doch da steht grade der Wessi am Waschbecken. „Ich bin trans“, sagt das Margot-Honecker-Double eiskalt und marschiert weiter.
„Retoure“, drei Folgen in der ARD-Mediathek und ab 21. 12. im ARD-Fernsehen
Slapstick, skurrile Typen und der böse Humor erinnern manchmal an die Serie „Fargo“. Ob die Mittel der deutschen Komödie ausreichen, um den Plot so weiter zu entwickeln, dass sich am Schluss nicht alle in den Armen liegen, ist leider fraglich.
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