AKK wird Verteidigungsministerin: Damit hat niemand gerechnet
Die CDU-Chefin tritt in Merkels Kabinett ein. Der Schritt kommt für viele überraschend – auch innerhalb der Unionsparteien.
Auch im CDU-Präsidium sei der Schritt „für einige überraschend gekommen“, hieß es in Parteikreisen. Kramp-Karrenbauers Entscheidung sei aber „sehr positiv“ aufgenommen worden. Die Erwartung sei, dass sie als Kabinettsmitglied „noch stärker“ sei. Ihre Arbeit an der Weiterentwicklung der CDU werde Kramp-Karrenbauer auch als Ministerin „mit voller Kraft fortsetzen“.
CDU-Vizechef Thomas Strobl erklärte: „Diese Überraschung ist mehr als gelungen!“ Kramp-Karrenbauer sei „die richtige Frau für diese verantwortungsvolle Position“. Als Innenministerin des Saarlands habe sie ihre Expertise in der Sicherheitspolitik unter Beweis gestellt.
Unionsfraktionsvize Andreas Jung (CDU) sprach von einer „mutigen Entscheidung“. Er traue AKK das Amt aber zu, sagte er der Augsburger Allgemeinen.
Kramp-Karrenbauer und Merkel gelten als enge Vertraute. Die Saarländerin war die Wunschkandidatin der Kanzlerin für den CDU-Vorsitz; dass Kramp-Karrenbauer ins Kabinett eintreten würde, war aber nicht erwartet worden. Als Parteivorsitzende hat sie größere politische Freiheiten, wenn sie nicht zugleich in die Kabinettsdisziplin eingebunden ist – diese Argumentation wurde auch in Merkels Umfeld vertreten.
Das Amt ist ein politischer Schleudersitz
Noch vor zwei Wochen hatte AKK eine Berufung ins Verteidigungsressort abgelehnt. „Ich habe mich bewusst entschieden, aus einem Staatsamt in ein Parteiamt zu wechseln“, sagte die frühere saarländische Ministerpräsidentin der Bild. „Es gibt in der CDU viel zu tun.“
Die bisherige Ministerin von der Leyen hatte für Mittwoch ihren Rücktritt von dem Amt angekündigt, das sie seit 2013 bekleidet hatte. Merkel hatte am Dienstagnachmittag angekündigt, die Neubesetzung „sehr schnell“ zu klären. „Die Bundesverteidigungsministerin, der Bundesverteidigungsminister ist Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt, das kann man nicht lange offenlassen“, sagte die Kanzlerin.
Für von der Leyens Nachfolge war zuletzt vor allem der Name von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) genannt worden. Er bleibt nun aber in seinem bisherigen Amt. Auch sonst soll es keinen weiteren Wechsel in Merkels Kabinett geben.
Für Kramp-Karrenbauer dürfte das Verteidigungsministerium zur Bewährungsprobe werden. Das Ministeramt gilt als politischer Schleudersitz. Kramp-Karrenbauers Vorgängerin von der Leyen trug dort einige Blessuren davon – etwa in der Berateraffäre, der Affäre um die Kostenexplosion bei der Sanierung des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ und durch Material- und Ausrüstungsmängel.
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