75 Jahre Auschwitz-Befreiung: Ein Lebensabend in Würde
Viele der Holocaust-Überlebenden in Israel wissen nicht, dass ihnen finanzielle Unterstützung aus Deutschland zusteht. Das muss sich ändern.
D ie Befreiung von Auschwitz ist ein guter Grund zum Feiern, ob 10, 50 oder wie jetzt 75 Jahre danach. Aus diesem Anlass treffen sich am Donnerstag zahlreiche Staatsgäste aus aller Welt. Die, um die es dabei eigentlich geht, bleiben allerdings etwas im Schatten.
Für rund 7.000 Häftlinge hatten Selektion und Hunger, Gaskammern, Krematorien und sadistische Menschenversuche ein Ende, als Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945 das Tor mit der zynischen Botschaft „Arbeit macht frei“ erreichten. Für 1,3 Millionen Menschen kamen die Befreier zu spät. Auschwitz war ein Vernichtungslager. Überleben war die Ausnahme.
Schon seit September 1941 experimentierten die Nazis mit Zyklon B. Dreieinhalb Jahre dauerte das systematische Töten. Es gäbe „Ziele mit höherer Priorität“, soll US-Präsident Franklin D. Roosevelt jüdischen Vermittlern geantwortet haben, die ihn aufforderten, die Eisenbahnschienen Richtung Konzentrationslager zu bombardieren. In Washington wusste man spätestens seit der Wannseekonferenz im Januar 1942 von der „Endlösung der Judenfrage“.
„Viele, die im Lager waren, sind nie wieder richtig rausgekommen, obwohl sie längst draußen waren“, meinte einst der Jazzmusiker und Auschwitz-Überlebende Heinz Jakob Schumann. Die Erinnerung an das Grauen, die Trauer um Eltern und Geschwister und Schuldgefühle, weil man selbst überlebt hat, während andere sterben mussten, lassen die Überlebenden auch 75 Jahre nach ihrer Befreiung nicht los.
Rund 190.000 Menschen, die den Lagern entkommen konnten, leben heute in Israel. Fast jedeR Dritte hat Schwierigkeiten, finanziell über die Runden zu kommen. Viele wissen gar nicht, welche Ansprüche ihnen von deutscher Seite zustehen. Anträge an das Bundesfinanzministerium müssen zudem auf Deutsch oder Englisch ausgefüllt werden.
Das Durchschnittsalter der Überlebenden liegt heute bei 85 Jahren. Die Zeit drängt, den Menschen, um die es bei den Feierlichkeiten zum Jahrestag der Auschwitz-Befreiung eigentlich gehen sollte, einen Lebensabend in Würde zu ermöglichen.
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