piwik no script img

100. Jahrestag Genozid an ArmeniernSie zogen es vor, nichts zu tun

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Der Genozid an den Armeniern ab 1915 wurde von den Deutschen mitgetragen. Die Bundesregierung vermeidet das Wort „Völkermord“ bis heute.

Dem Genozid entkommen: Ein Foto von 1915 zeigt armenische Flüchtlinge in Syrien. Bild: Library of Congress/dpa

A m 7. Juli 1915 schrieb der damalige deutsche Botschafter in Konstantinopel, Hans Freiherr von Wangenheim, in einem Telegramm an den deutschen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg folgenden Satz: „Die Umstände und die Art, wie die Umsiedlung [der Armenier im Osmanischen Reich, Anmerk. des Autors] durchgeführt wird, zeigen, dass die Regierung tatsächlich den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reich zu vernichten.“

Damals gab es den Begriff „Völkermord“ noch nicht. Aber genau das ist gemeint. Spätestens zu dem Zeitpunkt, gut zwei Monate nach Beginn der Umsiedlungen der armenischen Zivilbevölkerung, hätte Wangenheim, hätte Deutschland eingreifen müssen. Doch warum eigentlich Deutschland?

Weil damals, im Frühsommer 1915, nur Deutschland die Macht gehabt hätte, das Morden zu beenden. Freiherr von Wangenheim war damals nicht irgendein unbeteiligter Beobachter, der als Botschafter einer fremden Macht seine Regierung zu Hause informiert. Wangenheim war der Vertreter derjenigen Macht, die während des Ersten Weltkriegs eng mit dem Osmanischen Reich verbündet war. Das Deutsche Kaiserreich war für das kollabierende Osmanische Reich so etwas wie der „große Bruder“, ohne den militärisch kaum etwas möglich war.

Das Kaiserreich stellte die Militärexperten für das osmanische Heer und die Marine, lieferte die Waffen und die Munition, und das deutsche Oberkommando hatte entscheidenden Einfluss darauf, welche Operationen der türkische Verbündete unternehmen sollte. Schon lange vor dem Ersten Weltkrieg hatten deutsche, also in aller Regel preußische Offiziere, die als Militärberater an den Bosporus geschickt worden waren, versucht, das osmanische Militär zu modernisieren und kriegsfähig zu machen.

Deutsch-Osmanischer Beistandspakt

Die deutsche Orientpolitik zielte seit dem Amtsantritt von Wilhelm II. 1888 darauf ab, das sieche Osmanische Reich am Leben zu erhalten und es gleichzeitig militärisch und ökonomisch zu dominieren, um es als Basis für eine Expansion gegen die Briten nutzen zu können. Aus diesem Grund wurde mit enormem Aufwand die Bagdadbahn gebaut, die eine durchgehende Schienenverbindung von Berlin bis Bagdad ermöglichen sollte, auf der Truppen schnell bewegt werden könnten.

Das Buch

Gerade erschien von Jürgen Gottschlich: „Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier“, Ch. Links Verlag.

Am 10. März wird es im Berliner taz Café, Rudi-Dutschke-Str. 23, um 19 Uhr eine Diskussion zu dem Buch geben.

Am 1. August 1914 schlossen das Deutsche und das Osmanische Reich einen gegenseitigen Beistandspakt gegen Russland ab, der für Deutschland zunächst aber nicht wichtig war, weil der Sieg über Frankreich Priorität gegenüber dem Krieg im Osten hatte. Erst als der Vormarsch an der Marne scheiterte, im September 1914, und sich somit abzeichnete, dass das Reich mit einem langjährigen Zweifrontenkrieg konfrontiert sein würde, wurde das Osmanische Reich interessanter.

Mit der Türkei als Bündnispartner konnte man den Seeweg durch die Dardanellen blockieren und damit den wichtigsten Verbindungsweg zwischen Russland und seinen westlichen Verbündeten schließen. Aus dem osmanisch kontrollierten Palästina heraus wollte man den Suezkanal angreifen, über den die Briten ihren elementaren Nachschub aus Indien heranschafften. Damit sollten britische Truppen in Ägypten gebunden werden. Mit einem Angriff im Kaukasus wollte die oberste Heeresleitung erreichen, dass Russland keine Truppen von dort an die Westfront verlegen konnte.

Das war die Ausgangssituation, als die „armenische Frage“ auch für Deutschland relevant wurde. Bis dahin hatte die Deutschen, anders als Russen, Briten, Franzosen und Amerikaner, sich um diese christliche Minderheit im Osmanischen Reich kaum gekümmert. Armenier lebten damals fast überall im anatolischen Kernland des Osmanischen Reichs, ihr historisches Siedlungsgebiet waren aber die nordöstlichen Provinzen entlang der russischen Grenze.

Von Armenieraufstand besessen

taz.am wochenende

Seine Mutter liegt im Wachkoma. Er möchte sie erlösen. Also beschließt Jan, sie zu töten. Die Geschichte über die Grenzen der Sterbehilfe lesen Sie in der taz.am wochenende vom 28. Februar/1. März 2015. Außerdem: Unser Fotoreporter betrinkt sich mit Chinesen. Ein Jugendlicher erklärt Erwachsenen die Welt. Und: Das Erzbistum Köln legt seine Finanzen offen. Aber entsteht dadurch echte Transparenz? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Bereits im Dezember 1914, das Osmanische Reich war erst einen Monat zuvor in den Krieg eingetreten, sorgte sich der wichtigste deutsche Offizier im osmanischen Heer, Generalstabschef Fritz Bronsart von Schellendorf, wegen Sabotageakten armenischer Freischärler im Bereich der türkischen Kaukasusarmee, die an der russischen Grenze stationiert war.

Bronsart von Schellendorf und andere deutschen Offiziere entwickelten zügig eine regelrechte Armenier-Obsession. Aus gelegentlichen Sabotageaktionen einzelner Armenier, die auf den Sieg Russlands hofften, imaginierten die deutschen Offiziere einen allgemeinen Aufstand der armenischen Bevölkerung und eine Kollaboration mit dem Feind. Deshalb drängte Bronsart auf die Deportation der armenischen Bevölkerung. Auch Botschafter Wangenheim wurde überzeugt, dass umfassende Deportationen aus militärisch Gründen notwendig seien.

Die Vertreibung von über einer Million Menschen mag nach damaligem Verständnis von Kriegsführung eine Maßnahme gewesen sein, die sich noch im Rahmen der allgemein anerkannten Regeln bewegte. Doch die Deutschen mussten schnell feststellen, dass es den türkischen Machthabern nicht darum ging, eine als Risiko eingestufte Bevölkerung lediglich umzusiedeln.

Die Machthaber in der türkischen Regierung ergriffen die Gelegenheit, um sich ein für alle Mal der Armenier zu entledigen, die sie insgesamt als Gefährdung für den Bestand ihres Reichs betrachteten. Bislang hatte die armenische Minderheit stets auf Unterstützung aus England und Russland setzen können, weshalb die Osmanen die Existenz der Armenier als Einfallstor für die Einmischung ausländischer Mächte in ihre inneren Angelegenheiten ansahen. Jetzt bot der Krieg die Gelegenheit, die „armenische Frage“ durch einen Genozid zu lösen.

Verbündete bleiben

Die deutschen Verantwortlichen mussten jetzt eine Entscheidung treffen. Wollten sie hinnehmen, dass unter ihrem politischen und militärischen Schutz ein Völkermord vollzogen wurde, oder würden sie ihre Macht und ihren Einfluss gegenüber ihrem Verbündeten nutzen, um den Völkermord zu verhindern?

Wangenheim zog es vor, nichts weiter zu tun. Einige wichtige deutsche Offiziere begrüßten den Massenmord sogar, weil sie glaubten, die Türkei würde dadurch zu einem stärkeren Verbündeten. Als im November 1915 Paul Graf Wolff Metternich die Nachfolge des plötzlich verstorbenen Wangenheim in Konstantinopel antrat, stellte sich die Frage ganz explizit.

Anders als Wangenheim wollte Metternich die Vernichtung der Armenier stoppen und forderte deshalb Reichskanzler Bethmann Hollweg dazu auf, auch gegen den Widerstand der deutschen Militärs der türkischen Regierung mit Sanktionen zu drohen, wenn sie das Morden nicht beenden würde. Unter dem Beifall der Militärs und im vollen Bewusstsein dessen, was es für die Armenier bedeutete, lehnte Hollweg eine wirksame deutsche Intervention jedoch kategorisch ab. Je länger der Krieg noch dauern würde, so sein Argument, umso mehr würde man die Türken brauchen, „auch wenn darüber Armenier zugrunde gehen“.

Eine lasche Entschuldigung

Graf Wolff Metternich wurde aus Konstantinopel abberufen. Das Morden ging weiter. Bis Ende 1916 hatte man über eine Million Armenier erschlagen oder in der Wüste Nordsyriens verhungern lassen.

Am 24. April jährt sich das Gedenken an den Beginn des Völkermords zum 100. Mal. Bis heute vermeidet es die Bundesregierung, von einem Völkermord zu sprechen, und unterstützt so die Weigerung der türkischen Regierung, das Verbrechen an den Armeniern anzuerkennen. Zwar hat sich der deutsche Bundestag vor zehn Jahren in einer gemeinsamen Erklärung aller Fraktionen für die „unrühmliche Rolle“ entschuldigt, die das Deutsche Reich damals gespielt hat, eine echte Mitschuld will man aber nicht anerkennen.

Deshalb wird Deutschland zur zentralen Gedenkfeier im armenischen Jerewan auch nicht mit einer hochrangigen Delegation vertreten sein. Während aus Frankreich Präsident Hollande persönlich anreisen will, wird Kanzlerin Merkel ihrem französischen Kollegen untreu und bleibt lieber zu Hause. Das hundertjährige Gedenken des Völkermords wird also ohne Deutschland stattfinden. Ein Skandal.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
Mehr zum Thema

23 Kommentare

 / 
  • Nicht auf Fakten bezogene Berichterstattung.

    Es wurden die Sätze, die seit Jahren Lobbyisierten Meinungen zusammengefasst.

    Wenn ich Bio-Produkte kaufen will, dann gehe ich im Reformhaus und nicht beim Discounter.

    Hatte den Text vorbereitet, aber es lohnt nicht, da die Meinungen schon vorgefertigt sind.

    • @Wahrheit Gerechtigkeit:

      Eh besser so, mit der türkisch staatlich beglaubigten Leugnungsmasche würden Sie sich nur blamieren...

    • @Wahrheit Gerechtigkeit:

      Nur Mut -

       

      als Discounter hör ich gern was Neues;

      always at your service

  • Ja - allen …ja-aber et al… hier zum Trotz

     

    nüchtern beschrieben einschl. der Rolle des Deutschen Reiches - SM Wilhelm Ii. vorweg -

     

    Das Verhalten ' schlands hat Tradition -

    siehe:

    geradezu panikartige Vermeidung des Begriffs "Friedensvertrag" für 4:2-Abkommen

    (wg Londoner Schuldenabkommen)

    und "Todstellung" zu Distomo sowie anderer SS-Massaker und individueller wie staatlicher Reparationsansprüche.

     

    Aber dem Mädchen wird das

    Kohl-gelernte Aussitzen auf Dauer nicht helfen;

    es gibt andere - als sie - die gewohnt sind

    harte Bretter zu bohren.

    Viel Glück.

    • @Lowandorder:

      Tja, Auch der Völkermord an den Armeniern macht den Holocaust nicht besser. Der Schlandmensch relativistischer Prägung bebt - er wird den Schwarzen Peter einfach nicht los!

      • @Friedrich Zoller:

        was sie da wieder für eine Verbindung herstellen wollen, Ihre Sache. Das ist eine Sache die im Grundsatz die Türken betrifft. Kein Türke bestreitet dass den Armeniern auch Unrecht getan wurde, es zu schlimmen Menschenrechtsverletzungen kam usw. Die Armenier selbst kämpften aber eben auch in diesem Krieg. Im Krieg begehen alle Beteiligten Verbrechen. Nun, wer hat den Krieg gewonnen? Der Sieger hat mal grundsätzlich den Deckel auf der Geschichtsschreibung. Ich sag mal so: auch die After Eights begingen Verbrechen, oder? Es geht um die historische Wahrheit. Ob es einen Genozid gab, der als solches geplant war usw. Mit Anschuldigungen und Verdächtigungen kommt man hier nicht weiter. Und Armenien müsste nur das Seine tun mitzuhelfen die Dinge faktengerecht aufzuklären. Tut es aber nicht. Dass die Türkei dann nicht einsieht sich einen Völkermord (Genozid) anlasten zu lassen der nach wie vor sehr umstritten ist, ist dann auch verständlich. Leider neigen viele Menschen aus Vorurteilen heraus "der Türke" gerne dazu es mal grundsätzlich der Türkei anzulasten. Die After Eights haben, wie immer, natürlich nur mit Spritzpistolen geschossen, nicht wahr?

        • @fornax [alias flex/alias flux]:

          Das Armenier nicht mitgeholfen haben die Fakten aufzuklären ist eine böswillige Unterstellung.

           

          Die überlebenden Armenier haben schon die letzten 100 Jahre damit verbracht ihre Geschichte zu erzählen.

           

          Die Türkei war es welche bis vor kurzem nur geschwiegen oder grundsätzlich geleugnet hat.

           

          Wobei die Türkei seine Archive in den letzten 100 Jahren ungehindert gesäubert hat.

           

          Bezüglich Planung & Absicht:

          Kein seriöser Historiker zweifelt daran dass die geplanten Deportationen der Armenier in die Wüste einem Todesurteil gleichkamen.

           

          Der Versuch den Völkermord, als Vorurteil Türken gegenüber auszulegen macht es auch nicht ungeschehen.

        • @fornax [alias flex/alias flux]:

          Wer zum Deibel sind die After Eights?

  • Mehr Geld und Sozialarbeiter, mehr Aufklärung in Multikulti? Versagt das nicht alles , wenn es um Geld und Wohlstand geht? Müssen nicht die Lebensumstände stimmen ? Kann es überhaupt jemals klappen?

    • @Christiana:

      man könnte auch Geld investieren, dass Armenien sich nicht wie bisher weigert die Archive zu öffnen. Johannes Lepsius, seinerzeit ein deutscher Pfarrer, veröffentlichte damals Dokumente die teils als gefälscht gelten, teils gar nicht den Originalen entsprechen (bekannt). Und da gibt es einiges mehr.

       

      Das entscheidende ist aber: Armenien weigert sich vehement seine Staatsarschive zu öffnen und eine historiche Untersuchung zu ermöglichen. Und das Buch des ersten Präsidenten wurde seinerzeit verboten u vernichtet. Ist aber wieder aufgetaucht und wird auch als Faksimile wiederveröffentlich.

      • @fornax [alias flex/alias flux]:

        Das Armenische Staatsarchive nicht zugänglich seien ist eine türkische Lüge!

         

        Diese sind frei zugänglich, jeder der forschen will kann sich diese durchlesen...

         

        ...nur ist dabei zu beachten dass der Staat Armenien selber damals (1915) nicht bestanden hat (!) und die Überlebenden meist nicht (!) ins russische Armenien geflohen sind sondern sich weltweit verteilt, und die Geschehnisse dort mitgeteilt, haben.

         

        Die Leptius Dokumente wurden meist hinsichtlich der deutschen Beteiligung verändert und ändern nichts an dem geschehenen an sich.

        Man kann sich die geänderten Dokumente selber durchlesen.

        http://www.armenocide.net/

        Und dass sich der erste Präsident Armeniens selbstkritisch gegenüber seiner Partei geäußert hat, ändert auch nichts an dem Fakt das fast ein ganzes Volk von den Jungtürken enteignet vertrieben und ermordet worden ist.

         

        http://de.wikipedia.org/wiki/Howhannes_Katschasnuni

  • Was lernen wir daraus? Jedes Volk scheint unter bestimmten Umständen zum Völkermord fähig. Welches sind diese Umstände? Wie kann man sie verhindern. Was ist der Schutz?

  • Die Armenier wurden geköpft und gekreuzigt. Dieser Völkermord war barbarisch.

  • Dieses taktische Vorgehen, Bündnisse eingehen und Völker am leben erhalten um sie auszubeuten oder sonst was ... alles wie gehabt. Aus diesem Artikel kann man ganz viel auf heute beziehen. Es hat sich an der Vorgehensweise nichts geändert. Interessen, Interessen , Interessen. Sonst nichts , alles wie gehabt.

    • @Christiana:

      man kann nicht eine Sache als Genozid bezeichnen die historisch nicht erwiesen ist. Und wenn man das will, sollte man sich einer Untersuchung zwecks Wahrheitsfindung nicht in den Weg stellen.

  • Mag ja so gewesen sein, das es für das Deutschland damals wichtiger war, die Rolle des osmanischen Reichs als Verbündetem nicht zu gefährden - das ändert aber nichts daran, das dieser Völkermord nun mal zu Hundert Prozent in türkischer Verantwortung liegt.

  • Was hat sich bis heute geändert? Ist die menschliche Zivilisation weiter Fortschritte gemacht? Das Bild oben zeigt die Lage, in der die Minderheiten darunter auch die Nachkommen der überlebten Armenier sich heute nach hundert Jahren ebenso in Syrien, Iraq und in der Türkei befinden. Die Mitverantwortung trugen nicht nur Politiker und Militärs des damaligen Kaiserreiches, sondern auch Politiker, Berater gewordenen Journalisten und Akademiker. Ernst Jäckh war einer Journalist, der im Dienste des Auswärtigen Amtes tätig war; sozusagen Propaganda-Minister und Organizator und Mitgestalter der Orient-Politik. Der schreibt: "Wer auf einer Orientreise nur in Hafen- und Hafenstädte kommt, der lernt den Armenier kennen nur als Händler und Spekulanten von wucherischer Habgier, von einer Zerissenheit und Gewissenlosigkeit, die jenes Sprichwort geschaffen hat: "Zwei Griechen geben einen Armenier und ein Armenier gibt zwei Teufel". ... Aus: Der Aufsteigende Halbmond (Stuttgart-Berlin 1915, S. 137).

    Wo man/frau diese Beschreibung, Bezeichnung und Begrifflichkeit zu einem gehassten und zum Mord geweihten Volk finden kann, ist sicherlich in der deutschen Geschichte bekannt. Völkermord an Armenier war ein Werk der Gesellen, eine Training für die noch meisterhaften Untaten.

    E. Jäckh war nicht irgendwer. Er organisierte in Berlin Bankiers, Militärs und vor allem Akademiker, die über Orient zu sagen hatten. Heute sind die Unis in Berlin mit ihren manchen Akademiker nicht besser geworden. Sie gründen wieder Vereinen und Fachbereiche zur angeblichen Orient-Forschung; sie treiben übelsten Formen des Rassismus und Hasses mit freiwilligen Gauleiter. Sie sind mit ihrer subtilen und raffinierten Art des Handels noch hinterhältiger und unehrlicher als ihre Vordenker und Vortäter.

  • Was ist der unterschied zwischen Mord und Totschlag? Oder Aktion und Reaktion.

    Alle minderheiten im Osmanischen Reich wurden angestachelt. Die Araber von Briten (Lawrence von Arabien) und Franzosen. Die Armenier von den Russen. Sogar die Deutschen haben auf einen Teil vom Kuchen des kränkelnden Mannes gehofft. das ging schon seit 1860 so. Der unterschied zwischen den Arabern und Armeniern war, dass die Araber nicht mit den Türken durchmischt waren.

    Das ist genauso Lachhaft wie wenn Stoiber von Unrecht gegen die Sudetendeutschen spricht. Es ist ein großer unterschied wer zuerst wen angreift. Aber die anschliessende Eskalation kann man nicht als Mord bezeichnen...

    • @a2thek:

      Aber zugegeben, die türkische Regierung sollte als Nachfolgeregierung die Schuld anerkennen. Auch wenn es kein 1:1 Vergleich zum Völkermord an den Juden war, war es übertrieben so heftig zu reagieren. Auch wenn kein Ausweg in Sicht war, immer wenn Zivilisten, vor allem Kinder sterben müssen, ist es ein hinreichendes Kriterium dass man selbst im Unrecht ist.

      • @a2thek:

        sehr guter kommentar.

        viele menschen wollen einfach nur wissen, was sie serviert bekommen und in ihr weltbild passt.