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100-Jährige über gutes Leben im AlterEin Wurfzelt gegen Altersdepression

Jede Nacht ein Glas Baileys, schöne Hüte tragen, Cabrio fahren oder Spenden sammeln. Alle haben eigene Strategien, um sich im Alter wohlzufühlen.

In der Wohnung zelten kann sich wie Urlaub anfühlen und verjüngt Foto: Florian Schuh/picture alliance

A b und an probiere ich Ratschläge aus, wie man die gute Laune behält, wenn einem klarer wird, dass man selbst vergänglicher ist, als man früher so dachte. Pro Aging! Ein paar Tipps entnahm ich einer irischen Studie zum guten Leben im Alter, die For­sche­r:in­nen haben über einen Zeitraum von zwölf Jahren 9.000 Leute im Alter von über 50 Jahren interviewt, das ist schon Expertise.

Ich habe gelernt, dass es förderlich ist für die gute Stimmung, jeden Morgen nach der warmen Reinigungsdusche länger eiskalt nachzuduschen, am besten 30 bis 90 Sekunden lang. Ich schaffe 20 Sekunden, wobei ich mich zwingen muss, wirklich langsam zu zählen, während eiskaltes Wasser morgens um halb acht auf mich herabstürzt.

Folge ich der Studie, ist es am besten, in einer Gruppe (wegen der sozialen Kontakte) im Grünen (Naturerleben!) zu wandern (Bewegung), gemeinsam zu singen (Musik beruhigt) oder sich gegenseitig Witze zu erzählen (Lachen mindert Stress). Die irischen For­sche­r:in­nen empfehlen auch, jeden Tag mindestens 30 Sekunden auf jeweils einem Bein zu stehen, wegen der Balance, die schlechter wird im Alter. Ich schaffe leider nur 14 Sekunden auf dem linken und 12 Sekunden auf dem rechten Bein.

Immer schöne Hüte tragen

Bloß nicht zu viel Leistungsstress. Hilfreich sind die Tipps der 100-Jährigen, die im Guardian wiedergegeben wurden. Betty, 100, aus Somerset in England empfiehlt, jede Nacht vor dem Schlafengehen ein kleines Glas Baileys für die gute Laune zu trinken. Roslyn, 103, aus Chicago, legt Wert darauf, immer schöne Hüte zu tragen, wenn sie im Rollstuhl ausgefahren wird.

Margaret, 101, aus Hampshire in England, rät, jede Woche mindestens zweimal in einem Mazda MX-5 Cabrio offen zu fahren. Islan, 103, in London, empfiehlt, für andere Spenden sammeln zu gehen, wenn man deprimiert ist. Tom, 100, aus Ontario in Kanada kommt zu dem Schluss, dass man im Alter begreift, wie wenig man weiß und daher den anderen besser zuhören sollte, „wenn sie ihre Geschichte erzählen“.

Meine Bekannte Gunda, 70, nicht mehr fit und eher arm, hat mich neulich zu sich in ihre Einzimmerwohnung eingeladen. Sie hat schon zum zweiten Mal einen alten Hund aus einem Heim in Pflege genommen. Rufus läuft nicht mehr gern. Was sich gut trifft, denn Gunda ist mit ihrem Rheuma auch nicht mehr groß mobil. Rufus schaut wie sie auch gern fern, kam dann aber immer nachts zu ihr aufs Bett und machte sich dort breit, Erziehungsversuche fruchteten nicht.

Als ich Gunda aufsuchte, hatte sie ein Wurfzelt vom Discounter in ihrem Zimmer aufgestellt. Das Zelt bietet Platz für eine dünne Matratze. Gunda schläft jetzt neuerdings im Zelt, macht das Moskitonetz am Eingang zu, Rufus darf nur seine Fellnase unter den Reißverschluss stecken. Drinnen liest Gunda mit der Taschenlampe. „Ich fühle mich wie im Urlaub und um 20 Jahre verjüngt“, schwärmt sie. Wie lange sie das durchhält, weiß ich nicht. Es gibt keine Blaupause für die späten Jahre. Aber 100 Möglichkeiten der Versuchsanordnung.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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1 Kommentar

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  • Cooler Campen?



    ...find ich gut!