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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Ukraine schickt Delegation nach Istanbul

Die Ukraine hat für Gespräche mit Russland am Montag in Istanbul zugesagt. Laut ukrainischer Geheimdienstkreise wurde eine russische Luftwaffen-Basis angegriffen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im März 2025 Foto: Stephanie Lecocq/Pool Reuters/dpa

Selenskyj: Ukraine schickt Delegation nach Istanbul

Die Ukraine entsendet eine Delegation zu Friedensgesprächen mit Russland nach Istanbul. Das bestätigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag. Bisher hatte Kiew offen gelassen, ob die von Russland für Montag angekündigte zweite Gesprächsrunde zustande kommt.

Die ukrainische Delegation werde von Verteidigungsminister Rustem Umerow angeführt, schrieb Selenskyj bei Telegram. „Wir tun alles, um unsere Unabhängigkeit, unseren Staat und unser Volk zu schützen“, erklärte Selenskyj. (ap)

Ukraine greift russische Militärbasis in Ostsibirien an

Die Ukraine hat nach Angaben aus ukrainischen Geheimdienstkreisen am Sonntag einen Angriff auf eine russische Militärbasis in Ostsibirien ausgeführt. Nach dem Angriff auf die rund 4.200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt gelegene Belaja-Luftwaffen-Basis in der Region Irkutsk sei auf dem Stützpunkt ein Feuer ausgebrochen, verlautete aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Diesen Angaben zufolge führte die Ukraine einen „großangelegten“ Einsatz zur Zerstörung russischer Kampfflugzeuge aus.

Zu den getroffenen Maschinen gehörten auch strategische Bomber wie die Tu-95 oder Tu-22, mit denen Russland Langstreckenraketen auf die Ukraine abfeuere, sagt ein SBU-Vertreter, der anonym bleiben wollte. Er zeigte Videoaufnahmen, auf denen die Angriffe zu sehen sein sollen. Reuters konnte die Angaben nicht unmittelbar überprüfen. (afp/rtr)

71 Verletzte in Brjansk

In den an die Ukraine grenzenden russischen Regionen Brjansk und Kursk sind nach Angaben russischer Behörden in der Nacht zu Sonntag zwei Brücken infolge von absichtlich herbeigeführten „Explosionen“ eingestürzt. „Diese Vorfälle wurden als Terroranschläge eingestuft“, gab eine Sprecherin des russischen Ermittlungskomitees nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur RIA bekannt. Bei dem Vorfall in der südwestlichen Region Brjansk entgleiste durch den Brückeneinsturz ein Personenzug, sieben Menschen wurden getötet und mindestens 71 verletzt.

In Brjansk sei am späten Samstagabend „eine Straßenbrücke infolge einer Explosion“ eingestürzt, teilte das Ermittlerkomitee am Sonntag mit. Die Brücke sei auf einen Personenzug gestürzt, wodurch mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen seien. Die Verletzten, darunter drei Kinder, wurden dem Gouverneur von Brjansk, Alexander Bogomas, zufolge in Krankenhäusern versorgt. Der Einsturzort liegt rund hundert Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

In Kursk stürzte am frühen Sonntagmorgen gegen 03.00 Uhr nach Angaben von Gouverneur Alexander Chinschtein im Bezirk Schelesnogorsk eine Brücke ein, „als eine Güterlokomotive darüber fuhr“. Ein Teil des Güterzuges sei auf eine Straße unterhalb der Brücke gestürzt und in Flammen aufgegangen. Einer der Lokomotivführer sei am Bein verletzt worden, und das ganze Zugpersonal wurde laut Chinschtein ins Krankenhaus gebracht. Auch diese Eisenbahnbrücke wurden den russischen Ermittlern zufolge durch eine „Explosion“ zum Einsturz gebracht.

Der russische Präsident Wladimir Putin wurde nach Angaben des Kreml über die Geschehnisse informiert. „Die Nacht über erhielt der Präsident Berichte vom (Inlandsgeheimdienst) FSB und dem Katastrophenschutzministerium über die Vorfälle mit Zügen in den Regionen Kursk und Brjansk“, teilte der Kreml im Onlinedienst Telegram mit. Aus der Ukraine, die von russischen Behörden für frühere Vorfälle im Zusammenhang mit dem Bahnverkehr verantwortlich gemacht wurde, gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Vorfällen.

Die staatliche Moskauer Eisenbahngesellschaft hatte zuvor mit Blick auf den Einsturz in Brjansk erklärt, dass dieser die „Folge eines illegalen Eingriffs in den Transportbetrieb“ gewesen sei. Der Personenzug sei auf der Strecke zwischen Klimow und Moskau unterwegs gewesen. Der Vorfall in Brjansk ereignete sich demnach um 22.44 Uhr (Ortszeit, 21.44 MESZ) zwischen den Bahnhöfen Pilschino und Wygonitschi, wie die Bahngesellschaft bei Telegram mitteilte.

In den Onlinenetzwerken veröffentlichte Aufnahmen zeigten Rettungskräfte, die an einem riesigen Trümmerberg zugange waren. Darunter war offenbar ein Zug der russischen Eisenbahngesellschaft verschüttet. Ein weiteres Video zeigte schreiende Menschen in Not und zu Hilfe eilende Menschen. „Da sind Kinder drin“, rief eine Frau verzweifelt. Von den russischen Behörden online veröffentlichte Fotos zeigten zudem einen eingestürzten Teil der Brücke und beschädigte Fahrzeuge. Die Rettungskräfte waren demnach die ganze Nacht über im Einsatz. In Moskau warteten Menschen am Bahnhof auf die Ankunft ihrer Angehörigen.

Seit dem Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 haben die russischen Behörden immer wieder Sabotageangriffe auf Eisenbahnstrecken gemeldet. Kiew begründet sein Vorgehen damit, dass Moskau die Bahn für den Transport von Truppen und Waffen für seine in der Ukraine kämpfenden Streitkräfte nutze.

Der Vorfall ereignete sich kurz vor einem möglichen Treffen zwischen russischen und ukrainischen Vertretern am Montag in Istanbul und inmitten eines diplomatischen Vorstoßes der US-Regierung zur Beendigung des dreijährigen Konflikts in der Ukraine. (afp)

Ukraine: kritische Infrastruktur in Saporischschja getroffen

Das russische Militär hat ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht kritische Infrastruktur im Gebiet Saporischschja im Süden der Ukraine angegriffen. Dabei wurde ein Verwaltungsgebäude teilweise zerstört und ein Brand auf dem Gelände ausgelöst, wie der Chef der Gebietsverwaltung, Iwan Fjodorow, via Telegram mitteilte. Tote oder Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet. Fjodorow hatte zuvor über Explosionen in der Region berichtet.

Auch aus Schytomyr, Tscherkassy und der Hauptstadt Kiew gab es Berichte über heftigen Beschuss mit Drohen und Raketen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. (dpa)

Klitschko: Russischer Luftangriff auf Kiew

Die ukrainischen Luftabwehreinheiten sind in Kiew im Einsatz. Sie versuchen, einen russischen Luftangriff auf die Hauptstadt abzuwehren, schreibt Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. (rtr)

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12 Kommentare

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  • Komisch, dass noch gar nicht berichtet wurde über die spektakuläre Aktion "Spinnennetz" bei der wohl bis 40 Flugzeuge beschädigt wurden und bis zu 20 Totalverluste sein sollen.



    Der Ukraine gelingen immer wieder spektakuläre Aktionen (wenn auch oft mit westlicher Hilfe), aber letztendlich sind das natürlich alles keine kriegsentscheidenden Aktion. Vielleicht kann man ja trotzdem nach dieser Aktion versuchen etwas von dem Erfolg auf diplomatischer Ebene umzumünzen.



    Mittel- und langfristig wird es keine Alternative zu einem "schlechten" Frieden geben.

    • @Alexander Schulz:

      Warum fordern Sie eigentlich nie von Russland auf seine Forderungen zu verzichten? Um des „lieben Friedens willen“ sollen immer die Ukrainer nachgeben. Muss man nicht verstehen.

    • @Alexander Schulz:

      Ein schlechter Frieden wäre aber für Russland trotzdem eine Niederlage, Russland hat den Anspruch Weltmacht zu sein. Jetzt wurde der Welt wieder gezeigt was davon zu halten ist. Russland steht heute global schlechter und schwächer dar als 2022. Weniger Waffen,, Syrien verloren und die Armee ist gedemütigt. Daher wird Russland heute wieder auf eine de facto Kapitulation der Ukraine bestehen. Alles außer das und Russland hat den Krieg auf strategischem Level verloren.

      • @Machiavelli:

        Ihre These kann stimmen, jedoch gibt es auch viele Argumente dagegen. Folglich sollte man sich nicht auf eine These versteifen, die wahrscheinlich nicht zutrifft.



        Gerne gebe ich Ihnen Beispiel aus den 60ern. Die meisten Experten waren von der "Domino These" überzeugt. Trotzdem entschied man sich am Ende auszuprobieren, ob diese vielleicht doch nicht zutrifft.

        • @Alexander Schulz:

          Russland hat die de facto Kapitulation gefordert. Meine These ist bestätigt.

    • @Alexander Schulz:

      Genau.



      Das übermächtige Moskowien siegt sich ja schon seit drei Jahren zu Tode.

  • Glückwunsch an die Ukraine für die erfolgreichen Abrüstungsmassnahmen in Russland.



    Nur so wird Moskowien ein Stück friedlicher.

  • Bisher können die Russen sich eigentlich noch nicht beschweren. Wenn man so bedenkt, was sie in der Ukraine schon so alles angerichtet haben.

  • Das kann man jetzt feiern, sagen "geschieht den Russen recht" , aber auch wenn man es mit den russischen Zivilisten, die hier getötet und verletzt wurden nicht so gut meint, sollte man zumindest auch den nächsten Schritt dieser weiteren sinnlosen Eskalation ebenfalls mitdenken: die Antwort hierdrauf wird brutal und schrecklich sein.



    Mich betrüben die Opfer, die es wahrscheinlich in großer Zahl geben wird, schon jetzt. Wenn man Frieden in der Ukraine haben möchte, wird man auf die russischen Forderungen eingehen und zumindest einen Teil davon auch erfüllen müssen.



    Ansonsten ist davon auszugehen, dass dieser Krieg noch brutaler, noch zerstörerischer und die Ukraine unverhältnismäßig stark darunter leiden wird.

    • @TeeTS:

      "Wenn man Frieden in der Ukraine haben möchte, wird man auf die russischen Forderungen eingehen und zumindest einen Teil davon auch erfüllen müssen."



      Sie sind also der Ansicht, dass sich Verbrechen lohnen muss?



      Und ob danach in der Ukraine Frieden herrscht, hängt sehr stark davon ab, wie Sie Frieden definieren.

      • @Encantado:

        "Sie sind also der Ansicht, dass sich Verbrechen lohnen muss?"

        Die Einsicht, dass es keinen gerechten Frieden geben wird hat mit Realismus und nicht mit Präferenzen zu tun.

    • @TeeTS:

      Brücken in Russland kollabieren schon länger ganz ohne fremdes Zutun, das Geld für Reparaturen und Wartungsarbeiten fließt in den Krieg. Die Meldung über eine Explosion wurde zurückgenommen.