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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++USA halten Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für unrealistisch

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth stellt den neuen Ukraine-Kurs der USA vor. Die Nato übertrifft ihr selbstgesetztes Ziel für Ukraine-Hilfen.

Der US-Minister für Verteidigung, Pete Hegseth Foto: Omar Havana/ap/dpa

USA: Nato-Mitgliedschaft der Ukraine nicht realistisch

Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hält eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine auch nach einem Ende des russischen Angriffskriegs nicht für realistisch. „Die Vereinigten Staaten glauben nicht, dass eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ein realistisches Ergebnis einer Verhandlungslösung ist“, sagte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel. Auch eine Rückkehr zu den Grenzen der Ukraine vor 2014 – also vor Annexion der Krim-Halbinsel durch Russland – sei „unrealistisch“, sagte Hegseth vor dem Treffen in Brüssel. (afp/dpa)

Nato übertrifft selbstgesetztes Ukraine-Ziel

Die 32 Mitgliedstaaten der Nato haben nach Angaben von Generalsekretär Mark Rutte ihr selbstgestecktes Ziel für Ukraine-Hilfen mehr als erfüllt. „Auf dem Gipfel in Washington haben die Alliierten zugesagt, der Ukraine im Jahr 2024 Sicherheitsunterstützung in Höhe von 40 Milliarden Euro bereitzustellen“, sagte Rutte bei einer Pressekonferenz in Brüssel. Nach jüngsten Zahlen seien es sogar 50 Milliarden Euro geworden. „Die Alliierten haben ihre Verpflichtungen nicht nur erfüllt – sie haben sie weit übertroffen“, sagte Rutte.

Er betonte dabei auch, dass mehr als die Hälfte der Ukraine-Hilfen von den europäischen Alliierten und Kanada zur Verfügung gestellt worden seien. Man gehe einen großen Schritt in die Richtung dessen, was der neue US-Präsident Donald Trump fordere, erklärte Rutte mit Blick auf die Debatte über eine faire Lastenteilung im Bündnis. Er stimme Trump zu, dass es bei der Sicherheitsunterstützung Ausgeglichenheit geben müsse.

Bislang ist offen, ob es auch ein Ziel für 2025 geben wird. Es könnte im Juni bei einem Nato-Gipfel im niederländischen Den Haag beschlossen werden. (dpa)

Kyjiw nimmt Geheimdienstbeamten wegen mutmaßlicher Spionage fest

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat eigenen Angaben zufolge ein hochrangiges Mitglied der eigenen Reihen festgenommen, das mit Russland zusammengearbeitet haben soll. „Der Stabschef des Anti-Terror-Zentrums des SBU hat für den Feind gearbeitet“, hieß es in einer Erklärung des SBU im Onlinedienst Telegram am Mittwoch. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei über das „mehrstufige“ und „äußerst komplexe“ Vorgehen zur Aufdeckug des mutmaßlichen Spions informiert worden, erklärte der SBU weiter.

Die Festnahme wegen „Hochverrats“ sei durch den Leiter des SBU, Wasyl Maljuk, erfolgt. Dem SBU-Beamten wird laut SBU zur Last gelegt, Informationen an Russland weitergeleitet zu haben, gegen das sich die Ukraine in einem mittlerweile seit beinahe drei Jahren andauernden Verteidigungskrieg befindet.

Dem nicht namentlich genannten Beamten werden illegale Aktivitäten in 14 Fällen vorgeworfen. SBU-Leiter Maljuk erklärte in einem Video, dass eine Untersuchung wegen Hochverrats eingeleitet werde.

Dem SBU zufolge wurde der Verdächtige auch eingesetzt, um Falschinformationen an Russland zu liefern. Maljuk erklärte, der Mann habe bereits seit 2016 auf seinem letzten Posten beim SBU gearbeitet, als Moskau prorussische Separatisten in der Ostukraine unterstützte. (afp)

Selenskyj erklärt sich zu Tausch von Territorien mit Russland bereit

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach eigenen Angaben bei möglichen Friedensverhandlungen bereit, Territorien mit Russland zu tauschen. Wenn US-Präsident Donald Trump es gelinge, die Ukraine und Russland an den Verhandlungstisch zu bringen, „werden wir ein Territorium gegen ein anderes tauschen“, sagte Selenskyj in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem britischen Guardian. Die Ukraine hatte bei einer Überraschungsoffensive im vergangenen August Territorium in der westrussischen Region Kursk erobert.

Angaben dazu, welche Gebiete die Ukraine zurückfordern könnte, machte Selenskyj nicht. „Ich weiß nicht, wir werden sehen. Aber alle unsere Territorien sind wichtig, es gibt keine Prioritäten“, sagte er.

Russland hat Überlegungen über einen Tausch besetzter Gebiete im Falle von Friedensverhandlungen zurückgewiesen. Russland werde niemals über einen Gebietstausch verhandeln, bei dem von ihm kontrolliertes Territorium in der Ukraine gegen vom ukrainischen Militär gehaltene Gebiete in der russischen Grenzregion Kursk getauscht werde, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Russland lehne alle Angebote zum Gebietstausch kategorisch ab.(afp/rtr)

Kyjiw unter Beschuss

In der Nacht zum Mittwoch wurden Kyjiw und Krywyh Rih mit ballistischen Iskander-M-Raketen (S-400-Flugabwehrraketen) angegriffen. Sechs Starts erfolgten aus der Region Brjansk und einer von der Krim.

Die russischen Streitkräfte setzten 123 Drohnen über verschiedenen ukrainischen Regionen ein. Die meisten konnten die ukrainischen Streitkräfte abwehren.

Bis 8.30 Uhr wurden in den Regionen Charkiw, Poltawa, Sumy, Kyjiw, Tscherkassy, Tschernihiw, Kirowohrad, Schytomyr, Dnipro, Cherson und Mykolajiw der Abschuss von sechs ballistischen Raketen des Typs Iskander-M (S-400) und 71 Kampfdrohnen des Typs Shahed bestätigt.

Die Regionen Kyjiw, Dnipro (Krywyh Rih), Sumy, Poltawa und Tschernihiw hatten unter dem Beschuss zu leiden. Im Stadtgebiet von Kyjiw brachen an mehreren Orten Feuer aus. Ein Mensch kam ums Leben, vier weitere wurden verletzt, darunter ein Kind. (taz/gc)

Jahrelang in Russland inhaftierter US-Amerikaner frei

Nach seiner Freilassung aus russischer Haft ist der US-Bürger Marc Fogel in seine Heimat zurückgekehrt. „Versprechen gemacht, Versprechen gehalten“, schrieb das Weiße Haus am Dienstag (Ortszeit) im Onlinedienst X und veröffentlichte dazu ein Foto, das den 63-Jährigen beim Verlassen des Flugzeugs zeigte. Am Abend wurde Fogel von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Trump bezeichnete die Freilassung als eine Geste des guten Willens zur Beendigung des Krieges in der Ukraine. Zudem kündigte er für Mittwoch eine weitere Freilassung an.

Bei dem Empfang im Weißen Haus war der in eine US-Flagge gehüllte Fogel sichtlich bewegt. Er fühle sich wie der „glücklichste Mensch auf Erden“, sagte er und dankte dem US-Präsidenten und seinem Team für die Unterstützung bei seiner Freilassung. Trump berichtete seinerseits von einem Treffen mit Fogels 95-jähriger Mutter bei einer Wahlkampfveranstaltung. Dabei habe er ihr versprochen, ihren Sohn „rauszuholen“.

Den Gefangenen-Deal mit Russland bezeichnete Trump auf Nachfrage von Journalisten als „sehr fair, sehr vernünftig“. Er kündigte zudem an, dass „morgen noch jemand freigelassen wird“. Weitere Einzelheiten nannte er zunächst nicht, fügte aber hinzu, dass es sich um eine „sehr besondere“ Person handele. Russland äußerte sich zunächst nicht dazu.

Russland hatte den seit 2021 inhaftierten Fogel am Dienstag nach dem ersten Besuch eines hochrangigen Mitglieds der US-Regierung seit Jahren freigelassen. Trump habe Fogels Freilassung im Rahmen eines „Austauschs“ sichergestellt, erklärte das Weiße Haus, machte hierzu aber keine weiteren Angaben.

Fogel arbeitete als Lehrer an einer US-Schule in Moskau. Bis Mai 2021 genoss er laut russischen Behörden als Angestellter der US-Botschaft in Moskau diplomatische Immunität. Im Juni 2022 wurde er wegen Drogenschmuggels zu 14 Jahren Haft verurteilt, nachdem bei einer Zollkontrolle am Moskauer Flughafen Scheremetjewo Marihuana und Cannabisöl in seinem Gepäck gefunden worden waren.

Witkoff war mutmaßlich das erste hochrangige Mitglied der US-Regierung seit Jahren, das nach Russland reist. Trumps Vorgänger Joe Biden hatte den offiziellen Kontakt auf Regierungsebene weitgehend unterbrochen, es fanden lediglich Treffen von Geheimdienstvertretern in Drittstaaten statt. (afp)

Schlenker in den polnischen Luftraum

Polen teilt mit, dass ein russischer Militärjet am Dienstag in den polnischen Luftraum in der Danziger Bucht der Ostsee eingedrungen ist. Dies sei nach russischen Angaben auf einen Ausfall des Navigationssystems zurückzuführen, so das Einsatzkommando der polnischen Streitkräfte auf X. Der Jet sei 6,5 Kilometer in den polnischen Luftraum eingedrungen und dort für etwas mehr als eine Minute geblieben, bevor es seinen Kurs geändert habe.

Die polnischen Dienste zur Luftraumüberwachung hätten im Kontakt mit der russischen Seite gestanden. Diese habe die Verletzung des Luftraums bestätigt. „Die Flugroute wurde nach Eingreifen des Navigators der Streitkräfte der Russischen Föderation sofort geändert“, hieß es. „Es ist wichtig, dass unsere Systeme dieses Flugzeug sofort entdeckt haben und dass es unseren Luftraum verlassen hat, nachdem es die Nachricht bekam, dass der Luftraum verletzt wurde“, sagt Polens Innenminister Tomasz Siemoniak dem Sender TVN24. Das Außenministerium werde die Situation bewerten und darauf reagieren. (rtr)

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14 Kommentare

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  • Jetzt wirds halt eng für Europa. Trump möchte halt keine Soldaten, die in Europa gefallen sind, in der USA beisetzen. Kann ich auch sehr gut verstehen.



    Europa muss sich halt selber verteidigen - seine Werte und auch die Demokratie.



    Den wer glaubt, die USA wird uns den Arsch retten wenn wir irgendwo sitzen und toll reden wird enttäuscht werden.

  • Also wenn Europa sind selbst mehr um seine Sicherheit kümmern soll, ist mir relativ egal was die USA zur Ukraine Mitgliedschaft sagt. Europa hat nicht viele Alternativen. Der Europäische Kleinstaatenverbund wird entweder zusammenstehen müssen oder sich auf Dauer durch rechtsgerichtete Regierungen mit ihrem Kleinkleindenken spalten lassen. Das ein schwaches "Zerstrittenes Kleineuropa" den "Großmächten" wie USA, Russland und China zu passe kommt ist klar.

  • Die Katze ist jetzt aus dem Sack.



    www.tagesschau.de/...ump-putin-100.html



    Jeder, der zwischen den Zeilen lesen kann, weiß, was das für die Ukraine bedeutet. Selenskyi und auch Europa können nur noch gute Miene zum bösen Spiel machen.



    Ich habe mich in meinen Kommentaren hier stets kriegsskeptisch geäußert, auf die Notwendigkeit von Verhandlungen gepocht, im Grunde und unter Kritik manch anderer Foristen die zaudernden Positionen des Kanzlers und der SPD vertreten. Ich habe guten Grund dazu gesehen.



    Aber der „Deal“, der sich jetzt abzeichnet, ist bitter - DAS hat die Ukraine nicht verdient!

  • "Präsident Donald Trump hält eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine auch nach einem Ende des russischen Angriffskriegs nicht für realistisch."



    Man fragt sich, hat der Große Führer Amerikas Angst vor Russland, oder kuschelt er nur so stark mit Wladi?

    • @Encantado:

      Nichts von Beidem. Er hat nur andere Prioritäten. China.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "[Trump] hat nur andere Prioritäten. China."



        Das glaub ich nicht mal... die einzige Priorität ist er selbst...

        • @Encantado:

          Gut. Das ist natürlich die höchste Priorität 😁

  • "Iskander-M-Raketen (S-400-Flugabwehrraketen)"

    Das sind zwei völlig verschiedene Systeme.

  • "USA: Nato-Mitgliedschaft der Ukraine nicht realistisch"

    Quelle surprise.

  • Mal knallhart geostrategisch formuliert: da kann Selenskyi froh sein, dass seine Streitkräfte in Kursk noch einen Zipfel russischen Territoriums unter Kontrolle halten. Vergeblich und unter großen Verlusten - v.a. ihrer nordkoreanischen Söldner - hatten die Russen in den vergangenen Monaten ja versucht, die ukrainischen Geländegewinne in der Kursk-Oblast rückgängig zu machen.



    Ob das Faustpfand Kursk in zukünftigen Verhandlungen für Selenskyi aber mehr als ein ungedeckter Scheck ist? Denn es scheint festzustehen, dass Putin die Krim niemals mehr rausrücken wird wie auch die Landverbindung am Asowschen Meer nicht und die eroberten Gebiete in Luhansk und Donezk erst recht nicht.



    Putin kann das - in Abwägung der enormen Verluste - magere Ergebnis seiner russischen Bevölkerung noch als Sieg verkaufen, Selenskyi kann das nicht. Er muss froh sein, wenn Trump der Ukraine Schutz um den Preis der Ausplünderung seiner Bodenschätze gewährt.



    Und Europa wird dabei weiter abseits stehen.

    • @Abdurchdiemitte:

      "Ob das Faustpfand Kursk in zukünftigen Verhandlungen für Selenskyi aber mehr als ein ungedeckter Scheck ist?"

      Es ist nicht mehr. Letztlich handelt es sich um nicht viel mehr, als ein paar Hühnerställe. Darüber verhandelt man in Moskau nicht.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja, mag sein, dass im Donbass mehr Bodenschätze wie Kohle und seltene Erden lagern als in Kursk.



        Da kommt mir übrigens noch ein spontaner ketzerischer Gedanke: kann es sein, dass der Krieg vor allem DESHALB geführt wird? Nicht wegen Nation, Freiheit oder Demokratie und derlei „Schmus“?



        Und Trump lediglich ein brutal ehrlicher Schurke ist - ehrlicher als ein Putin zumindest, der erst die „Bruderschaft“ der ostslawischen Völker beschwor, um dann die ukrainischen „Faschisten“ vernichten zu wollen - wenn er die Bodenschätze der Ukraine als Preis für seine „Vermittlung“ zur Beendigung dieses Krieges fordert?

        • @Abdurchdiemitte:

          "Nicht wegen Nation, Freiheit oder Demokratie und derlei „Schmus“?"

          Das wird zwar immer gern vorgeschoben. Fast immer geht es aber um handfeste andere Interessen.



          Trump ist ja auch nur ehrlich, wenn er jetzt ukrainische Bodenschätze will. Pech für die Interessenten in Brüssel...

  • Vergebliche Mühe der Ukrainer.



    Wenn die Meldung stimmt, hat Medwedew diesen Vorschlag vor wenigen Minuten abgelehnt. "Russland habe gezeigt, dass es Frieden durch Stärke erreichen könne"



    Das stimmt allerdings. Wenn erst einmal alle Ukrainer massakriert sind, wird die russische Art von Frieden herrschen.