piwik no script img

+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Drohnenangriff auf Odessa

Unvermindert attackiert Russland ukrainische Städte, während die Dichte der Gespräche unter europäischen Verbündeten nach der US-Wahl zunimmt und Trump Selenskyj ein Telefonat mit Musk aufzwingt.

Ein bei dem nächtlichen Drohnenangriff auf Odessa zerstörtes Wohnhaus Foto: Ukrinform/dpa

Polens Präsident will Ukraine-Gespräche mit Verbündeten

Polens Ministerpräsident Donald Tusk kündigt an, sich mit dem französischen Präsidenten, dem britischen Premierminister, dem Nato-Chef sowie den Führern der nordischen und baltischen Staaten treffen, um über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. „Es besteht kein Zweifel, dass die neue politische Landschaft eine ernsthafte Herausforderung für alle darstellt, insbesondere im Kontext eines möglichen Endes des russisch-ukrainischen Krieges“, sagt er mit Blick auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte angekündigt, den Krieg rasch beenden zu können, aber offen gelassen, wie das gehen soll. „In den kommenden Tagen werden wir die Zusammenarbeit mit Ländern, die eine sehr ähnliche Sicht auf die geopolitische und transatlantische Situation sowie die Lage in der Ukraine haben, sehr intensiv koordinieren“, sagt Tusk. (rtr)

EU-Außenbeauftragter zu Gesprächen in Kiew

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell ist in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu Gesprächen eingetroffen. Es sei bereits sein fünfter Besuch dort seit Beginn des russischen Angriffskriegs, teilte Borrell auf der Plattform X mit. „Die Unterstützung der EU für die Ukraine war meine persönliche Priorität während meiner Amtszeit und wird ganz oben auf der EU-Agenda bleiben.“ Die Visite sei auch sein Abschiedsbesuch auf dem Posten des EU-Außenbeauftragten, so Borrell. Die Amtszeit des Spaniers läuft aus.

Am Bahnhof wurde er von der EU-Botschafterin in Kiew, Katarina Mathernova, in Empfang genommen. Im Tagesverlauf ist ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geplant. (dpa)

Russische Chemiefabrik angegriffen

Die Ukraine hat in der Nacht zum Samstag nach Angaben des Geheimdienstes die Alexinsky-Chemiefabrik in der russischen Region Tula mit Drohnen angegriffen. Das sagt ein hochrangiger Mitarbeiter des ukrainischen Dienstes SBU der Nachrichtenagentur Reuters. Die Fabrik stelle Schießpulver, Munition und Waffen her. Der Mitarbeiter sagt weiter, der Angriff sei Teil der Strategie, Fabriken anzugreifen, die dem Krieg gegen die Ukraine dienten. (rtr)

Russland: Donald Trumps Ankündigungen sind reine Rhetorik

Russland und die USA würden sich über die Ukraine auf vertraulichen politischen und militärischen Kommunikations-Kanaälen austauschen, erklärte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Ryabkow nach einem Bericht der Nachrichenagentur Interfax. Weiter sagte demnach Ryabkow, das Versprechen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, den Krieg rasch zu beenden, seien reine Rhetorik. Bezüglich der Ukraine gebe es keine einfachen Lösungen. (rtr)

15 ukrainische Drohnen über russischer Region abgeschossen

Die russische Luftabwehr hat 15 ukrainische Drohnen über dem Süden der Region Brjansk abgefangen und unschädlich gemacht, so der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas. Verletzte oder Schäden habe es dabei nicht gegeben, schreibt Bogomas auf Telegram. (rtr)

Drohnenangriff auf Odessa

Bei einem nächtlichen russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa ist eine Frau ums Leben gekommen. „13 weitere Menschen, darunter zwei Kinder, wurden verletzt“, teilte die Gebietsstaatsanwaltschaft von Odessa mit. Es seien Ermittlungen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen aufgenommen worden.

Russland beschießt seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine systematisch auch Städte und andere zivile Ziele – speziell Objekte der Energieversorgung – im Nachbarland.

Bei der nächtlichen Attacke gegen Odessa wurden Behördenangaben nach zwei Hochhäuser, mehrere private Wohngebäude und die Lagerräume eines privaten Unternehmens beschädigt. Bei dem durch den Einschlag ausgelösten Feuer seien zehn Pkw vollständig ausgebrannt, weitere Fahrzeuge hätten Beschädigungen erlitten. (dpa)

Selenskyj appelliert an europäische Verbündete

Machtwechsel in den USA, Ampel-Koalition geplatzt und Meinungsverschiedenheiten in den Hauptstädten der EU: Angesichts der ungewissen Zukunft im Krieg mit Russland hat die Ukraine einen Appell an ihre europäischen Verbündeten gerichtet. Schon aus eigenem Interesse müssten sie für Einheit und Stabilität sorgen, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Im Anschluss an das Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Budapest hatte es in Kiew fieberhafte Beratungen und Konferenzen über die künftige Strategie in Kriegszeiten gegeben.

„Generell sollte die Entwicklung der europäischen Politik für die nächste Zeit gemeinsam und koordiniert erfolgen und unsere Partnerschaft in Europa und dem euro-atlantischen Raum direkt unterstützen“, sagte Selenskyj. „So wie die globalen Angelegenheiten ohne ein starkes Amerika im Niedergang begriffen sind, so ist ohne ein starkes Europa Stabilität für die europäischen Nationen einfach unmöglich.“

Seine Regierung muss nach dem Sieg Donald Trumps bei der Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten befürchten, dass die militärische Unterstützung der USA drastisch nachlassen oder gar eingestellt werden könnte. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 sind die USA mit ihren Waffenlieferungen und der finanziellen Hilfe für die Ukraine deren wichtigster Verbündeter im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Erste Kontakte Selenskyjs mit Trump in den vergangenen Tagen ließen zunächst keine klare Linie des künftigen US-Präsidenten nach seiner Vereidigung im Januar des kommenden Jahres erahnen.

Der scheidende US-Präsident Joe Biden bekräftigte nach dem russischen Überfall stets, man werde der Ukraine so lange wie nötig helfen, die Aggression des Nachbarlandes abzuwehren. Trump kündigte hingegen ein rasches Ende des Krieges an. Da der Republikaner bisher nicht erläutert hat, wie er das erreichen will, gibt es Befürchtungen, dass er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin trotz des vom Kreml angeordneten Angriffskriegs erhebliche Zugeständnisse machen könnte. (dpa)

Musk bei Telefonat Selenskyjs mit Trump dabei

Neben der Unterstützung des wohl mächtigsten Mannes der Welt ist auch die des reichsten Menschen von Bedeutung für Selenskyj. Elon Musks Firma SpaceX stattete die ukrainischen Truppen nach der russischen Invasion mit Terminals für das von ihr entwickelte Satelliten-Kommunikationssystem Starlink aus, um die von den Angreifern zerstörte Mobilfunk-Infrastruktur zu ersetzen. Nun war der Tech-Milliardär laut Medienberichten auch bei Selenskyjs Telefonat mit Trump dabei.

Musk habe dem ukrainischen Präsidenten zugesichert, das Starlink-System werde auch weiterhin für die Ukraine nutzbar sein, schrieb die US-Nachrichtenseite Axios. Der New York Times zufolge übergab der designierte US-Präsident den Hörer zwischenzeitlich an Musk, der sich in Trumps Anwesen Mar-a-Lago aufhielt. Das Wall Street Journal schrieb, Musks Teilnahme an dem Telefonat sei nicht geplant gewesen – aber er sei in den Raum gekommen, während Trump und Selenskyj sprachen.

Axios schrieb unter Berufung auf informierte Quellen, Selenskyj habe insgesamt das Gefühl gehabt, das Gespräch mit Trump und Musk sei gut für die Ukraine verlaufen. Das Telefonat habe beim ukrainischen Präsidenten „kein Gefühl der Verzweiflung hinterlassen“. (dpa)

Baerbock telefoniert mit US-Außenminister wegen Ukraine

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, eine entschiedene Unterstützerin der Ukraine, führte am Donnerstag ebenfalls ein Telefonat – mit US-Außenminister Antony Blinken. In dem Gespräch ging es nach Angaben eines Sprechers von Blinken darum, die weiteren Schritte bei der Unterstützung der Ukraine zu koordinieren – mit dem Ziel, dem Land einen Weg zum Sieg zu ebnen. Auch die Unterstützung der russischen Streitkräfte durch Soldaten aus Nordkorea sei thematisiert worden, hieß es. (dpa)

Washington erlaubt Arbeit von Rüstungspersonal in der Ukraine

Zur Unterstützung der Verteidiger erlaubt die US-Regierung einer „kleinen Zahl“ von US-Rüstungsunternehmen den Einsatz von Personal in der Ukraine. Aktuell laufe die Ausschreibung für diese Aufträge, bestätigte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Washington der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Auftragnehmer werden weit von der Front entfernt sein und nicht gegen russische Streitkräfte kämpfen“, betonte er. „Sie werden den ukrainischen Streitkräften helfen, die von den USA gelieferte Ausrüstung bei Bedarf schnell zu reparieren und zu warten, damit sie zügig wieder an die Front zurückgebracht werden kann.“

Zur Begründung sagte er, dass bestimmte Waffensysteme – wie etwa F-16-Kampfjets und Patriot-Luftverteidigungssysteme – eine spezielle technische Expertise erforderten. Das Pentagon habe die Entscheidung „nach einer sorgfältigen Risikobewertung und in Abstimmung mit beteiligten Stellen“ getroffen. (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Ryabkow sagt, die "Versprechen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, den Krieg rasch zu beenden, seien reine Rhetorik."



    Sicherlich wahr.

    Baerbock telefoniert mit Blinken "mit dem Ziel, dem Land einen Weg zum Sieg zu ebnen."



    Das ist auch nur Rhetorik (wobei ich Baerbock sehr schätze und mir Gehässigkeiten gegen sie fremd sind, daran liegt es also nicht).