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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Prozess gegen Gershkovich beginnt

Der „Wall Street Journal“-Journalist Gershkovich steht wegen Spionagevorwürfen in Russland vor Gericht. Washington und Moskau telefonieren wieder.

Evan Gershkovich am Mittwoch in einem Gericht in Jekaterinburg in Russland Foto: REUTERS/Evgenia Novozhenina

Prozess gegen Gershkovich beginnt

Der Wall-Street-Journal-Reporter Evan Gershkovich ist zur Eröffnung des Prozesses wegen Spionagevorwürfen gegen ihn in Russland vor Gericht erschienen. Das Verfahren hinter verschlossenen Türen begann am Mittwoch in Jekaterinburg. Dem 32-jährigen Gershkovich droht im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren. Dass er schuldig gesprochen wird, gilt als nahezu sicher.

Die russischen Behörden werfen ihm vor, er habe im Auftrag des US-Auslandsgeheimdiensts CIA „geheime Informationen“ über eine Einrichtung gesammelt, in der Militärausrüstung hergestellt und repariert werde. Es wurden keine Beweise dafür öffentlich vorgelegt. Gershkovich, das Wall Street Journal und die US-Regierung bestreiten die Vorwürfe.

Gershkovich war bei einer Dienstreise im März 2023 festgenommen worden. Er hat bereits knapp 15 Monate im Gefängnis verbracht. Die Verhaftung hat ausländische Journalisten in Russland schockiert, auch wenn dort nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine bereits strenge Gesetze gegen die Redefreiheit eingeführt worden waren. (ap)

Strahlungskontrollposten bei AKW Saporischschja zerstört

Ein Strahlungskontrollposten in der Region um das besetzte ukrainische AKW Saporischschja ist nach russischen Angaben durch ukrainischen Beschuss zerstört worden. „Spezialisten des Kernkraftwerks Saporischschja ergriffen eine Reihe von Maßnahmen, um die Strahlungssituation in der Region zu kontrollieren“, teilt das von Russland eingesetzte AKW-Management über den Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Die Strahlungswerte hätten die Grenzwerte nicht überschritten. Von der Ukraine war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Das Atomkraftwerk im Südosten der Ukraine ist seit Anfang des Krieges unter russischer Kontrolle. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, das Gebiet um das Kernkraftwerk zu beschießen. (rtr)

Washington und Moskau telefonieren

Das Pentagon und das russische Verteidigungsministerium teilen mit, dass US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und der russische Verteidigungsminister Andrei Beloussow sich telefonisch ausgetauscht haben. Die Minister haben am Dienstag (Ortszeit) zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr wieder miteinander telefoniert. Allerdings gaben beide Seiten sehr unterschiedliche Berichte über das Gespräch ab.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums warnte Beloussow Austin vor den Gefahren fortgesetzter US-Waffenlieferungen an die Ukraine in deren 28 Monate alten Konflikt mit Russland. Das Pentagon erklärte dagegen, sie erörterten die Bedeutung offener Kommunikationswege. (rtr)

Russland nimmt Reisezugverkehr mit Nordkorea wieder auf

Nach vierjähriger Unterbrechung wegen der Coronapandemie nimmt Russland nach Angaben der Behörden den direkten Personenzugverkehr mit Nordkorea wieder auf. Ab Juli sollen die Reisezüge wieder von Wladiwostok im äußersten Südosten Russlands zur nordkoreanischen Hafenstadt Rason fahren, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den Gouverneur der an Nordkorea grenzenden russischen Region Primorje, Oleg Koschemjako, am Mittwoch.

Russland hat im Zuge seines Kriegs gegen die Ukraine und der westlichen Sanktionen seine Beziehungen zu dem abgeschotteten und international isolierten Nordkorea trotz bestehender UN-Sanktionen zuletzt ausgebaut.

Erst vorige Woche hatte der russische Präsident Wladimir Putin erstmals seit 24 Jahren Nordkorea besucht und mit Machthaber Kim Jong Un ein Abkommen für eine strategische Partnerschaft geschlossen, das auch einen militärischen Beistandspakt umfasst. Die USA und andere westliche Staaten werfen Nordkorea vor, Waffen an Russland für den Einsatz gegen die Ukraine zu liefern. Die Regierung in Moskau und die Führung in Pjöngjang weisen dies zurück. Beide Länder haben aber 2023 einen Ausbau der militärischen Beziehungen vereinbart. (rtr)

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7 Kommentare

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  • Das Putinregime bereitet die schmutzige Bombe Saporischschja weiter vor. Die Staudammzerstörung war nur ein erster Schritt.

    Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Putin befiehlt, eine größeren Störfall in dem AKW herbeizuführen.

    So kann er die Ukraine atomar attackieren, ohne Atomwaffen einzusetzen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ja. Es macht viel Sinn, ein Gebiet, das man behalten will und die eigenen Truppen zu verseuchen...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sie reden sicherlich von den Ukrainern?

        "Verbrannte Erde" ist ja eine bekannte russische Methode...

        • @Waagschale:

          Weiß nicht, was Sie meinen. Aber beide Seiten möchten das Gebiet behalten. Natürlich die Ukraine. Aber auch Putin hat es für annektiert erklärt.

          Übrigens "Verbrannte Erde" ist auch sehr deutsch. Haben u.a. die Ukrainer leidvoll erfahren müssen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ich denke schon dass Sie das wissen.

            Es waren nicht die Ukrainer die am Anfang der "Spezialoperation" ihre Truppen in das Gebiet von Tschenobyl geschickt haben um dort im strahlenverseuchten Boden Verteidigunsstellungen auszuheben.

            Wie Sie selbst bemerkt haben macht ein solches Verhalten ja keinen Sinn.



            Zumindest wenn man Teil einer Armee ist der an ihren Truppen etwas liegt.

            Ich bezog mich übrigens auf die napoelonischen Kriege was die verbrannte Erde angeht.

            • @Waagschale:

              Ich verstehe immer noch nicht, was das alles mit der absichtlichen Herbeiführung eines Atomunfalls zu tun haben soll.

              PS: Die napoleonischen Kriege sind über 200 Jahre her.

            • @Waagschale:

              Zur Ergänzung möchte ich noch schreiben dass ich fast mein ganzes Leben immer wieder Männern begegnet bin die in der Russischen oder der Roten Armee gedient haben, angefangen bei einem Vorfahren der in der zaristrischen Armee gedient hat.

              Die Geschichten ähneln sich leider sehr.



              Einer meiner Arbeitskollegen wurde in der russischen Armee nahe des Polarkrieses stationiert.



              Leider ohne ausreichende Ausrüstung. Als Spätfolge der Erfrierungen sitzt er heute im Rollstuhl.



              Er hat erzählt die Offiziere dort oben haben als Hobby schwere Steine auf die Front ihrer Panzer geworfen in der Hoffnung die Reaktivpanzerung damit auszulösen. Sie fanden das wohl ganz lustig.

              Die indivduellen Soldaten die dort sind weil sie müssen sind mir nicht egal.