+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Verlängerte U-Haft für Journalisten
Evan Gershkovichs muss noch länger in russischer U-Haft sitzen. Nach dem Absturz von Prigoschins Flugzeug warnt Annalena Baerbock vor Spekulationen.
Russlands verlängert U-Haft für US-Reporter Gershkovich
Die russische Justiz hat die Untersuchungshaft für den wegen angeblicher Spionage festgenommenen US-Reporter Evan Gershkovich erneut um drei Monate verlängert. Ein Moskauer Gericht habe auf Antrag des Inlandsgeheimdienstes FSB Haft nun bis zum 30. November angeordnet, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Donnerstag.
Der Termin lief erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wie Medien in Moskau berichteten. Grund seien die „geheimen Dokumente“ in dem Fall. Als möglich gilt auch, dass es zwischen Moskau und Washington wie in der Vergangenheit zu einem Austausch von Gefangenen kommt. Russland hat so in den USA verurteilte Schwerverbrecher immer wieder freibekommen.
Der Reporter war im März in der Millionenstadt Jekaterinburg im Ural vom Geheimdienst FSB festgenommen worden. Ihm wird zur Last gelegt, geheime Informationen über Russlands Rüstungskomplex für US-Stellen gesammelt zu haben. Bei einer Verurteilung drohen dem US-Amerikaner mit russischen Wurzeln bis zu 20 Jahre Haft. Der Fall belastet die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Washington und Moskau weiter. (dpa)
Baerbock warnt vor „schnellen Schlüssen“ über Prigoschin
Nach dem Absturz des Flugzeugs mit dem russischen Söldnerführer Jewgeni Prigoschin auf der Passagierliste hat Außenministerin Annalena Baerbock vor Spekulationen gewarnt. Der Flugzeugabsturz sei erst einige Stunden her, deswegen könne man „keine schnellen Schlüsse ziehen“, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag im Deutschlandfunk. Der Vorfall unterstreiche aber, „dass ein System, dass eine Macht, dass eine Diktatur, die auf Gewalt gebaut ist, dass sie eben auch intern nur Gewalt kennt“. Das habe man „auf traurige, dramatische Art und Weise in den Vorjahren schon gesehen, wo Oppositionelle, wo Journalisten, wo einfache Menschen aus dem Fenster gefallen sind oder vergiftet worden sind“.
Prigoschin, Chef der Privatarmee Wagner, soll am Mittwochabend bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sein. Die Luftfahrtbehörde Rosawiazija veröffentlichte eine Passagierliste, auf der auch Prigoschin stand. Alle zehn Insassen seien ums Leben gekommen, teilte der russische Zivilschutz mit. Eine amtliche Bestätigung oder eindeutige Belege für den Tod des langjährigen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin gab es bis zum Donnerstagmorgen nicht.
Zur Zukunft der Söldnertruppe befragt, sagte Baerbock, es sei zu befürchten, „dass Russland mit oder ohne Wagner mit seinem zynischen Spiel, nicht nur in der Ukraine, sondern vor allen Dingen in Afrika weitermacht“. Prigoschin und Wagner seien für schreckliche Taten verantwortlich „gegen das ukrainische Volk und in einem Land nach dem anderen in Afrika“, so die Außenministerin. „Wo immer Wagner hingeht, folgen Tod und Zerstörung und Ausbeutung.“ (dpa)
Scholz sichert Ukraine zum Nationalfeiertag Beistand zu
Zum zweiten ukrainischen Nationalfeiertag seit Beginn des russischen Angriffskriegs hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der Ukraine Beistand zugesichert. Scholz richtete sich am Donnerstag auf dem Onlinedienst X (vormals Twitter) direkt an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: „Wir stehen an Ihrer Seite“, teilte Scholz in einem Beitrag auf Englisch mit. „Heute feiern Sie die Unabhängigkeit und Freiheit Ihrer Nation. Das sind genau die Werte, die Ihr ganzes Land in Ihrem tapferen Kampf gegen die brutale russische Aggression verteidigt. Wir bewundern Ihren Mut und Ihre Stärke.“
Die Ukraine hatte am 24. August 1991 im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit erklärt. Am 24. Februar 2022, exakt ein halbes Jahr vor dem Unabhängigkeitstag, begann Russland seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.
Größere Feierlichkeiten in der Hauptstadt zum diesjährigen Nationalfeiertag verbot aber der Bürgermeister von Kyjiw, Vitali Klitschko, angesichts der Gefahr russischer Luftangriffe. Stattdessen wurden im Stadtzentrum zerstörte russische Panzer aufgereiht. Im vergangenen Jahr hatte Russland die Ukraine am Unabhängigkeitstag mit einer Angriffswelle überzogen. (afp)
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