+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Drohnenangriff auf Odessa
Die Ukraine vermeldet mehrere Tote und Verletzte nach einem Luftangriff. Die UN warnt vor den humanitären Folgen nach dem Einsturz des Kachowka-Damms.
Mehrere Tote und Verletzte bei nächtlichem Angriff
In der ukrainischen Hafenstadt Odessa sind durch nächtliche russische Drohnenangriffe mehrere Menschen verletzt und getötet worden. „Infolge eines Luftkampfes sind Trümmer einer Drohne in die Wohnung eines mehrgeschossigen Hauses gestürzt und haben ein Feuer ausgelöst“, teilte das Oberkommando der ukrainischen Heeresgruppe Süd am Samstag auf Facebook mit. Durch die Flammen seien drei Zivilisten ums Leben gekommen. 26 weitere Personen wurden demnach verletzt.
Die ukrainische Luftwaffe teilte später mit, dass Russland 35 Drohnen und acht Raketen auf Ziele in der Ukraine gelenkt habe. 20 Drohnen des iranischen Typs Shahed und zwei ballistische Raketen seien abgeschossen worden. Die russischen Angriffe richteten sich demnach neben Odessa auch gegen Ziele in der Region Poltawa und in Charkiw.
Russland hat vor mehr als 15 Monaten seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet und beschießt das Nachbarland seit Monaten regelmäßig mit Drohnen und Raketen. Moskau behauptet, damit strategisch wichtige Ziele und Militäreinheiten anzugreifen. Allerdings werden auch immer wieder Zivilisten Opfer dieser Attacken. Zuletzt kamen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew mehrere Menschen bei solchen nächtlichen Angriffen ums Leben. (dpa)
UN-Nothilfekoordinator warnt vor Folgen von Damm-Einsturz in Ukraine
Die humanitäre Lage in der Ukraine hat sich nach Angaben des UN-Nothilfekoordinators Martin Griffiths nach dem Einsturz des Kachowka-Damms erheblich verschlechtert. 700.000 Menschen seien auf Trinkwasser angewiesen, sagte Griffiths am Freitag der Nachrichtenagentur AP in einem Interview. Wegen Überschwemmungen würden wahrscheinlich die Getreideexporte sinken, die Lebensmittelpreise weltweit steigen und die verfügbaren Mengen an Essen zurückgehen. „Das ist ein virales Problem“, sagte Griffiths. Die Folgen würden erst nach und nach erkannt.
Der Kachowka-Damm am Fluss Dnipro war in dieser Woche gebrochen, sein Staubecken entleerte sich. Die ukrainischen Soldaten kontrollieren das westliche Ufer des Flusses, die russischen Besatzer das östliche. Der Damm und das Staubecken waren wichtig für die Frischwasserversorgung und Bewässerung im Süden der Ukraine.
Die UN hätten bislang 30.000 Menschen in überschwemmten Gebieten helfen können, die von der Ukraine kontrolliert würden, sagte Griffiths. Russland habe es den Vereinten Nationen bislang nicht ermöglicht, Flutopfern in Gegenden zu helfen, die das Besatzerland eingenommen habe.
Griffiths sagte, durch den Einsturz des Damms sei auch die Versorgung des Atomkraftwerks Saporischschja mit Kühlwasser gefährdet. Hinzu kämen Landminen aus dem Krieg, die durch die Überschwemmungen in Gebiete getrieben würden, in denen sie nicht erwartet würden. Das sei eine Gefahr vor allem für Kinder. (ap)
Putin will im Juli Atomwaffen in Belarus stationieren
Der russische Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, taktische Atomwaffen ab Juli in Belarus stationieren zu wollen. Am 7. und 8. Juli würden die Vorbereitungen in den entsprechenden Anlagen abgeschlossen sein, sagte Putin am Freitag laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass nach einem Treffen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Dann werde die Verlegung beginnen. Alles sei im Zeitplan. Damit würde die Verlegung unmittelbar vor dem Nato-Gipfel in Litauen beginnen, einem Nachbarland von Belarus. Der Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius findet am 11. und 12. Juli statt.
Putin hatte bereits am 25. März angekündigt, russische Nuklearwaffen in die verbündete Ex-Sowjetrepublik Belarus zu verlegen. Er begründete die angekündigte Stationierung der Waffen auch damit, dass die USA seit Jahren Atomwaffen in Europa, darunter in Deutschland, vorhielten. Der Westen hatte die Pläne heftig kritisiert. Ende Mai hatte Lukaschenko bereits gesagt, die angekündigte Verlegung der Waffen in sein Land habe bereits begonnen.
Belarus erhält damit nach der freiwilligen Abgabe seiner Atomwaffen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erstmals seit den 1990ern Jahren wieder nukleare Raketen. Stationiert werden sollen Iskander-Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Auch mehrere belarussische Kampfflugzeuge wurden demnach auf die neuen Waffen umgerüstet. (dpa)
Sorge um Saporischschja trotz monatelanger Kühlreserven
Die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist laut einem Experten für Reaktorsicherheit nach der Zerstörung eines Staudamms mittelfristig in Gefahr. Die Wasserversorgung der Kühlsysteme sei trotz des Dammbruchs für einige Monate gewährleistet, sagte Nikolaus Müllner von der Universität für Bodenkultur in Wien. Doch angesichts der Kriegshandlungen sei es fraglich, ob dieses Zeitfenster genutzt werden könne, um alternative Wasserquellen zu erschließen, sagte der Leiter des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist natürlich eine bedrohliche Situation“, sagte er.
Außerdem hatte IAEA-Chef Rafael Grossi davor gewarnt, dass der große Kühlteich des AKW von den Kriegsparteien beschädigt werden könnte. Darüber hinaus besteht laut Grossi und Greenpeace-Aktivisten die Gefahr, dass der Deich um den Teich wegen der veränderten Pegelstände unter zu hohen Druck gerät und Schaden nimmt.
Am Dienstag hatten sowohl die Ukraine als auch Russland schwere Schäden am Staudamm und Wasserkraftwerk von Nowa Kachowka in russisch besetztem Gebiet am Fluss Dnipro gemeldet und sich gegenseitig die Schuld gegeben. Die Überschwemmungen allerdings betreffen das ebenfalls russisch kontrollierte AKW, das mehr als 100 Kilometer weit flussaufwärts liegt, nicht direkt.
Das größte europäische Kernkraftwerk bezieht Wasser zur Kühlung der sechs stillgelegten Reaktoren und des Atommülls aus dem aufgestauten Dnipro. Der Pegel dieses Reservoirs könnte laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) schon bald so tief sinken, dass daraus kein Wasser mehr abgepumpt werden kann. Das AKW verfügt jedoch über einen etwa zwei mal drei Kilometer großen Kühlteich, sowie kleinere Kühlteiche, Kanäle und Brunnen, mit denen die Kühlsysteme monatelang weiterbetrieben werden können, um ein katastrophales Überhitzen wie in Tschernobyl (1986) oder Fukushima (2011) zu verhindern.
Unter normalen Umständen reiche dieses Zeitfenster aus, um etwa Ansaugrohre im Dnipro-Reservoir tiefer zu legen, sagte Müllner. Es sei jedoch schwer einschätzbar, ob dies aktuell möglich sei, „da das Kernkraftwerk direkt an der Frontlinie liegt“, sagte der Experte. (dpa)
Rheinmetall-Chef räumt Verluste deutscher Waffen in der Ukraine ein
Der Chef des größten deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, hat Verluste von Deutschland gelieferter Waffensysteme in der Ukraine eingeräumt, gleichzeitig aber deren grundsätzliche Qualität gelobt. „Im Leben gibt es immer Verluste“, sagte Papperger im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), man rede aber nicht darüber. Grundsätzlich hätten sich die in Deutschland entwickelten und produzierten Waffensysteme in der Ukraine bewährt, betonte der Rüstungsmanager.
„Die Rückmeldungen der Ukrainer zu den deutschen Waffen sind sehr positiv“, sagte er. Zum Teil seien die Hersteller selbst von deren Standfestigkeit überrascht. „Nehmen Sie die Panzerhaubitze PzH2000, deren Chassis und Waffensysteme Rheinmetall geliefert hat. Wir sagen eigentlich, dass das Rohr nach etwa 4500 Schuss gewechselt werden muss. Die Ukrainer aber schießen bis zu 20.000 Schuss – eigentlich unmöglich“, so Papperger. „Andere Rohre wären da längst eingeknickt.“
Das Versprechen der EU, der Ukraine für ihren Abwehrkampf gegen Russland binnen eines Jahres eine Million Schuss Artilleriemunition zu liefern, sei nur zu erfüllen, wenn Regierungen auf ihrer Arsenale zurückgreifen, sagte der Rheinmetall-Chef: „Kurzfristig wird die Ukraine die eine Millionen Schuss Artilleriemunition nur bekommen, wenn europäische Armeen Lagerbestände zur Verfügung stellen.“
Die Industrie arbeite zwar mit Hochdruck daran, die Produktionskapazitäten zu erhöhen, Rheinmetall selbst wolle bei Artilleriemunition in den nächsten Monaten von derzeit 450.000 Schuss auf eine Kapazität von 600.000 Schuss pro Jahr kommen, erklärte Papperger. „Allerdings wird es sechs bis zehn Jahre dauern, ehe alle europäischen Munitionsdepots aufgefüllt sind.“ (rtr)
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