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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++US-Militär schießt eigenen Kampfjet ab

„Friendly fire“ im Roten Meer: Ein US-Raketenkreuzer holt versehentlich ein eigenes Kampfflugzeug vom Himmel. Israel weist Papst-Kritik zurück. ​

Ein F/A-18E Super Hornet-Kampfflugzeug startet vom Flugdeck des Nimitz-Klasse-Flugzeugträgers USS Dwight D. Eisenhower zu einem nächtlichen Einsatz im Roten Meer Foto: Mc3 Janae Chambers/U.S. Navy/dpa

US-Militär schießt versehentlich eigenen Kampfjet vor Jemen ab

Bei seinem Einsatz vor der Küste des Jemen hat das US-Militär versehentlich ein eigenes Kampfflugzeug über dem Roten Meer abgeschossen. Beide Piloten hätten sich retten können, einer sei leicht verletzt worden, teilte das US-Zentralkommando Centcom am Samstagabend (Ortszeit) mit. Das Flugzeug vom Typ F/A-18 Hornet sei „in einem offensichtlichen Fall von „friendly fire“ abgeschossen“ worden. Der Raketenkreuzer „Gettysburg“ habe irrtümlich auf den Kampfjet geschossen, nachdem es vom Flugzeugträger „Harry S. Truman“ gestartet sei, hieß es weiter. Der Vorfall sei nicht auf feindlichen Beschuss zurückzuführen, eine umfassende Untersuchung bereits im Gange. Die US-Streitkräfte sind in der Region unter anderem wegen Bedrohungen durch die Huthi-Miliz im Jemen im Einsatz. Am Samstag bombardierte das Militär wieder Stellungen der Miliz nahe der Hauptstadt Sanaa. Darüber hinaus wurden mehrere Huthi-Drohnen und ein Marschflugkörper über dem Roten Meer abgeschossen. (dpa)

Israel weist Papst-Kritik zurück: Franziskus „misst mit zweierlei Maß“

Israel hat Kritik von Papst Franziskus an seinem militärischen Vorgehen im Gazastreifen zurückgewiesen. Die Äußerungen des Papstes seien „besonders enttäuschend“, weil sie mit dem „realen“ Kampf Israels „gegen den dschihadistischen Terrorismus“ nichts zu tun haben, erklärte das israelische Außenministerium am Samstag. Der Papst solle damit aufhören, „mit zweierlei Maß zu messen und den jüdischen Staat und sein Volk allein verantwortlich zu machen“. Der Papst hatte sich am Samstag bei einer Audienz zu einem israelischen Luftangriff im Norden des Gazastreifens geäußert, bei dem nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes am Freitag zehn Mitglieder einer Familie getötet worden waren, darunter sieben Kinder. Israels Armee wies die Angaben zurück und erklärt, sie habe bei dem Angriff „mehrere Terroristen getroffen, die in einer militärischen Struktur der Hamas-Terrororganisation operierten“.

Der Papst sagte bei der Audienz: „Gestern wurden Kinder bombardiert. Das ist Grausamkeit, keine Kriegshandlung.“ Das israelische Außenministerium entgegnete mit Blick auf das Vorgehen der radikalislamischen Hamas: „Grausamkeit ist, wenn sich Terroristen hinter Kindern verstecken, wenn sie versuchen israelische Kinder zu ermorden; Grausamkeit ist, wenn Terroristen 442 Tage lang 100 Geiseln, darunter ein Baby und Kinder, festhalten und misshandeln.“ Leider habe der Papst aber beschlossen, „all das zu ignorieren“. (afp)

Hamas-Behörde: 28 Menschen bei israelischen Luftangriffen getötet

Bei israelischen Luftangriffen an mehreren Orten des Gazastreifens sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde in der Nacht zu Sonntag 28 Menschen getötet worden. Alleine beim Beschuss eines Schulgebäudes in der Stadt Gaza seien acht Menschen „als Märtyrer gestorben“, darunter vier Minderjährige, sagte Behördensprecher Mahmud Bassal der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Armee erklärte, in dem Schulgebäude im Osten der Stadt habe sich ein „Kommando- und Kontrollzentrum“ der Hamas befunden. Von dort aus habe die islamistische Palästinenserorganisation „Terrorangriffe“ gegen israelische Soldaten „geplant und ausgeführt“, die Armee habe einen „präzisen Angriff“ gegen das Gebäude ausgeführt.

Die Zivilschutzbehörde schrieb ihrerseits über weitere Angriffe in anderen Teilen des Gazastreifens, darunter im Zentrum des Küstengebiets in Deir el-Balah, wo mindestens 13 Menschen getötet worden seien. Zudem seien in Rafah im Süden des Gazastreifens drei Menschen getötet worden. Bei einem Drohnenangriff in der Stadt Gaza auf ein Auto seien vier Menschen getötet worden. Die israelische Armee erklärte, zu diesen Angriffen zunächst keine Angaben machen zu können. (afp)

Kurden rechnen mit türkischem Angriff in Nordsyrien

Die Türkei und mit ihr verbündete Milizen bereiten nach kurdischen Angaben eine Offensive gegen die nordsyrische Grenzstadt Kobane vor. Die türkische Armee und ihre syrischen Verbündeten würden Verstärkung in die Region südlich der von Kurden gehaltenen Stadt entsenden, sagte der Sprecher der kurdisch angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Farhad al Schami, der Deutschen Presse-Agentur. Möglich sei ein Angriff von Süden und von Westen aus auf die Stadt. Rund um die Stadt kommt es schon seit längerem zu heftigen Gefechten. Die SDF hätten Kontakt mit der US-geführten Koalition und der US-Regierung aufgenommen, um die türkische Offensive zu stoppen, sagte al Schami. Bereits am Dienstag hatte der Oberkommandierende der SDF, Maslum Abdi, für Nordsyrien eine Pufferzone vorgeschlagen. Sie seien bereit, in Kobane eine entmilitarisierte Zone einzurichten, in der Sicherheitskräfte unter US-Aufsicht und -Präsenz aufgestellt werden sollten. Eine entmilitarisierte Zone unter internationalem Schutz könnte als Sicherheitsgarantie für die Kurden dienen und der Türkei die Sorgen hinsichtlich der Kurden nehmen. (dpa)

Syrische Übergangsregierung besetzt wichtige Posten neu

Die von Rebellen geführte Übergangsregierung in Syrien ernannte offiziellen Angaben zufolge einen Außenminister und einen Verteidigungsminister. Asaad Hassan al-Schaibani übernehme das Außenministerium, meldete die frühere Staatsagentur Sana auf Telegram. Neuer Verteidigungsminister wurde nach Angaben der Übergangsregierung der Agraringenieur Marhaf Abu Kasra, einer der bekanntesten Anführer der Rebellen, die den Machthaber Baschar al-Assad gestürzt hatten. Al-Schaibani war seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien im Frühjahr 2011 in der Opposition aktiv. Syrien war während des Bürgerkriegs tief gespalten. Assad ging brutal gegen jegliche Oppositionskräfte vor und kontrollierte bis zu seinem Sturz etwa zwei Drittel des Landes. Im Nordwesten gründete die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) 2017 eine Parallelverwaltung. Schaibani hatte dort die Abteilung für politische Angelegenheiten aufgebaut. Er soll im humanitären Bereich tätig gewesen sein und für auswärtige Angelegenheiten. Er habe gute Verbindungen unter anderem zu den Vereinten Nationen aufgebaut, hieß es aus informierten Kreisen. (dpa)

US-Militär greift Huthi-Stellungen im Jemen an

US-Streitkräfte bombardierten derweil im Jemen erneut Stellungen der Huthi-Miliz. Wie das US-Zentralkommando Centcom mitteilte, wurden Luftangriffe auf ein Raketenlager und eine Kommandozentrale der vom Iran unterstützten Miliz nahe der Hauptstadt Sanaa geflogen. Darüber hinaus seien mehrere Drohnen der Rebellen und ein Marschflugkörper über dem Roten Meer abgeschossen worden. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht. Erst am Samstag wurde Israel erneut Ziel eines Raketenangriffs aus dem Jemen. In der Hafenmetropole Tel Aviv ging ein Projektil nieder, es gab 16 Leichtverletzte. Die Huthi-Miliz reklamierte den Angriff für sich. Nach dem missglückten Versuch, die von der Huthi-Miliz abgefeuerte Rakete abzufangen, startete die israelische Armee nach eigenen Angaben eine Untersuchung. Es war bereits der dritte Treffer von Geschossen der Huthis in Israel im Dezember. (dpa)

Krankenhaus in Gaza: Können Patienten nicht mehr versorgen

Ein Krankenhaus im Norden des umkämpften Gazastreifens bat die internationale Gemeinschaft dringend um Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln. Rund um das Kamal-Adwan-Krankenhaus im Ort Beit Lahia gehe der israelische Beschuss weiter und die Patienten könnten nicht mehr versorgt werden, teilte das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit. Auch gebe es kaum noch Lebensmittel und Trinkwasser. Nach palästinensischen Angaben forderte die israelische Armee am Abend die Evakuierung des Spitals. Die israelische Armee machte dazu trotz einer Anfrage keine Angaben. (dpa)

Hamas und andere Palästinensergruppen: Einigung mit Israel „näher denn je“

Bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung israelischer Geiseln könnte nach Angaben der radikalislamischen Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen bald eine Einigung erzielt werden. „Die Möglichkeit einer Einigung ist näher denn je, vorausgesetzt der Feind stellt keine neuen Bedingungen mehr“, erklärten die Hamas, der Islamische Dschihad und die Volksfront zur Befreiung Palästinas am Samstag nach Gesprächen in Kairo in einer seltenen gemeinsamen Erklärung.

Die internationalen Vermittler Ägypten, Katar und die USA hatten sich in den vergangenen Monaten vergeblich darum bemüht, eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln zu erreichen. Vergangene Woche fanden in Doha dann neue indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas statt. Seitdem gibt es wieder Hoffnung auf eine Einigung. Ein Anführer der Hamas sagte am Samstag der Nachrichtenagentur AFP, bei den Gesprächen seien in den vergangenen Tagen „bedeutende und wichtige Fortschritte“ erzielt worden. Bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe und einen „Gefangenenaustausch“ bestehe bereits „in den meisten Punkte“ Einigkeit. (afp)

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8 Kommentare

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  • "Israel weist Papst-Kritik zurück. ​"



    Israel bzw. Netanjahu weist jegliche Kritik zurück. Das ist eigentlich schon keine Schlagzeile mehr wert...

    • @Encantado:

      2013 klang das noch ganz anders im Zusammenhang mit dem Vatikan:



      "Die Wiederaufnahme von Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern mit der Hoffnung auf eine gerechte und dauerhafte Konfliktlösung stand im Mittelpunkt der Begegnung von Papst Franziskus mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag im Vatikan. Eine solche Lösung müsse die Rechte beider Seiten respektieren, heißt es in einer anschließend vom Vatikan veröffentlichten Erklärung."



      Quelle domradio.de



      Heutzutage offensichtlich undenkbar...

    • @Encantado:

      Da ich über diesen Artikel erst von der Papst-Kritik erfahren habe, finde ich ihn trotzdem wertvoll.



      Manchmal habe ich das ungute Gefühl, dass man erst nach einer Reaktion aus Israel über die vorangegangene Kritik an Israel mitberichtet. Aber erfahre ich in dem Medium auch von den Neuigkeiten, bei denen keine schlagfertige Einordnung gelungen ist?



      Ja ich weiß, nicht zu allem gibt es gleich eine druckfertige Agenturmeldung. Das ändert aber an dem Ergebnis nichts. Dann muss man als Zeitung halt mal selbst die internationalen Medien zusammenfassen.

      • @Marvienkäfer:

        "Da ich über diesen Artikel erst von der Papst-Kritik erfahren habe, finde ich ihn trotzdem wertvoll."



        Bitte nicht mißverstehen: einen Bericht hierüber will ich in einer funktionierenden Zeitung sehen. Meine Anmerkung war lediglich ein entsagungsvoller Seufzer aufgrund der quasi-routinierten Zurückweisung dieser Kritik.

  • "Der Papst ... nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes .... Israels Armee wies die Angaben zurück und erklärt, ...""

    Bemerkenswert finde ich die Entscheidung des Papstes, der anscheinend meinte, sich in Bezug auf diese zwei Behauptungen festlegen zu müssen, welche Aussage der beiden Kriegsparteien der Wahrheit entspricht und welche eine Lüge ist. Oder vielmehr, welcher Kriegspartei er Glauben schenken möchte.

  • "Die Äußerungen des Papstes seien „besonders enttäuschend“, weil sie mit dem „realen“ Kampf Israels „gegen den dschihadistischen Terrorismus“ nichts zu tun haben, erklärte das israelische Außenministerium am Samstag."



    Vielleicht hat der Papst aber mit seiner vielerorts akzeptierten Deutungshoheit mehr Wirkmacht auf die öffentliche Wahrnehmung des Konfliktes, als es den Beteiligten lieb ist.



    Besonders entlarvend werden viele AnhängerInnen, speziell der katholischen Kirche, eher denken, wenn nicht bald was Entscheidendes passiert im Heiligen Land.



    Die Tradition sieht in Weihnachten eine friedliche Botschaft.



    Der Papst ist Jesuit seit über 65 Jahren.



    www.jesuiten.org/news/friede-auf-erden

    • @Martin Rees:

      Der Papst ist nicht nur Jesuit, sondern auch Argentinier. Er hat seine Sicht der Dinge, eine Sicht des "globalen Südens", mit in den Vatikan gebracht. Das bestimmte seine theologischen, ethischen und kirchenpolitischen Entscheidungen der letzten Jahre.



      Das stößt bei vielen Katholiken in Deutschland, die sich naturgemäß für die fortschrittlichsten der Welt halten, nicht immer auf Verständnis.



      Das erklärt aber auch, warum er sich im Nah-Ost-Konflikt auf die arabische Seite schlägt und damit die Haltung vieler Staaten des "globalen Südens" rekapituliert (Seine Vorgänger hatten sich auch in heiklen Situationen eher politisch neutral verhalten).



      Dass dies wiederum in Israel sehr kritisch gesehen wird, hat nicht nur damit zutun, dass der Papst den Existenzkampf Israels aktuell nicht anerkennen mag (aus Sicht der Israelis), sondern auch mit dem prekären Verhältnis des Staates Israel als jüdischem Staat zum Vatikan wegen seiner unklaren Haltung während der Nazizeit (etwa in Bezug auf den Holocaust) und danach (flüchtige Nazi-Täter).

    • @Martin Rees:

      "Vielleicht hat der Papst aber mit seiner vielerorts akzeptierten Deutungshoheit mehr Wirkmacht auf die öffentliche Wahrnehmung des Konfliktes, als es den Beteiligten lieb ist."

      Meiner Meinung nach wäre es absurd, wenn die jüdische/israelische Kriegspartei ausgerechnet (!) auf die Wirkmacht des Papstes/der katholischen Kirche zu ihren Gunsten hoffen würde.