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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Familien veröffentlichen Geiselvideo

Ein Video zeigt israelische Soldatinnen, die in Gaza als Geiseln gehalten werden. Israels Regierung will wieder über Freilassungen verhandeln.

Eine Polizistin hält die Hand einer weinenden Frau, die Mittwochabend in Tel Aviv für die Freilassung der Geiseln demonstriert hat Foto: Marko Djurica/rtr

Israel will Geisel-Verhandlungen fortsetzen

Israels Regierung will nach der Veröffentlichung verstörender Videoaufnahmen von der Entführung fünf israelischer Soldatinnen die Gespräche über eine Freilassung aller noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln wieder aufnehmen. Das Kriegskabinett wies das Verhandlungsteam an, die Bemühungen um eine Freilassung der Entführten fortzusetzen, berichteten israelische Medien in der Nacht zum Donnerstag unter Verweis auf eine Erklärung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Währenddessen protestierten in Tel Aviv und in Jerusalem Tausende Menschen und forderten die sofortige Freilassung der Geiseln, die während des Hamas-Massakers am 7. Oktober verschleppt worden waren. Die Familien der Entführten riefen die israelische Regierung dazu auf, „nicht einen einzigen Moment mehr zu vergeuden“ und sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Video von Entführung israelischer Soldatinnen veröffentlicht

Das Forum der Geisel-Familien in Israel hat Aufnahmen veröffentlicht, auf denen die Entführung von fünf israelischen Soldatinnen beim beispiellosen Großangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober zu sehen ist. In dem dreiminütigen Video, das mit Zustimmung der Familien am Mittwoch veröffentlicht wurde, sind die Frauen in Pyjamas auf dem Boden mit gefesselten Händen zu sehen, einige mit Blut im Gesicht. Am Ende des Videos ist zu sehen, wie sie von Militanten in einem Militärjeep unter Schreien weggebracht werden.

Die Frauen waren im Grenzgebiet zum Gazastreifen als Späherinnen der Armee im Einsatz gewesen. Sie sind offensichtlich verängstigt und haben die Arme hinten den Rücken gebunden. Terroristen schreien sie immer wieder an und bedrohen sie.

Die Aufnahmen stammen nach Angaben des Forums der Geisel-Familien aus einem zweistündigen Video, das von Hamas-Kämpfern während des Angriffs mit einer Körperkamera gemacht worden war. „Es ist Zeit zu handeln, sonst wird das Blut meiner Schwester und anderer Geiseln an den Händen“ der israelischen Behörden kleben, sagte eine Schwester einer der als Geiseln genommenen Soldatinnen der Nachrichtenagentur AFP. Der einzige Sieg sei, sie „schnell und lebendig zurückzubringen“.

Das Forum der Geisel-Familien erklärte, die Aufnahmen zeigten, wie gewalttätig und erniedrigend die Frauen behandelt worden seien. Die Aufnahmen seien zusammengeschnitten und zensiert worden, um die „verstörendsten Szenen“ nicht zu zeigen. Die islamistische Hamas erklärte, die Videoaufnahmen seien mit einer Auswahl von Bildern „manipuliert“ worden. (afp/dpa)

Galant treibt Siedlungsbau im Westjordanland voran

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant treibt die Wiederbesiedlung von vier Ortschaften im nördlichen Westjordanland voran, die 2005 geräumt worden waren. Als „historischen Schritt“ bezeichnete Galant laut Medienberichten am Mittwoch die Aufhebung von Anordnungen, die Israelis verboten hatten, das Gebiet der ehemaligen Siedlungen Ganim, Kadim und Sanur zu betreten. Der Zutritt zu einer vierten Siedlung war bereits zuvor genehmigt worden. (dpa)

Merz kritisiert Regierungssprecher wegen Aussage zu Netanjahu

Die Frage einer Umsetzung eines möglichen Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in Deutschland eine scharfe Debatte ausgelöst. CDU-Chef Friedrich Merz kritisierte am Mittwoch, dass die Bundesregierung nicht wie von Israel gefordert ausschließt, dass ein Haftbefehl in Deutschland vollstreckt würde. Er sprach gegenüber der Bild von einem „Skandal“.

Zuvor hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin auf die Frage, ob sich die Bundesregierung grundsätzlich an Entscheidungen des IStGH halten werde, gesagt: „Wir halten uns an Recht und Gesetz.“ Deutschland sei „grundsätzlich“ Unterstützer des Internationalen Strafgerichtshofes und dabei bleibe es. Es gehe aber um eine hypothetische Frage, zumal der Strafgerichtshof nicht einmal entschieden habe, ob er dem Antrag des Chefanklägers Karim Khan überhaupt folgt.

Dieser hatte internationale Haftbefehle gegen drei Hamas-Anführer, aber auch gegen Netanjahu und den israelischen Verteidigungsminister Joaw Gallant beantragt – zum einen wegen des Hamas-Überfalls auf Israel, zum anderen wegen der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen. Kanzleramt und Außenministerium kritisierten daraufhin, dass der Eindruck einer Gleichsetzung entstehe. (rtr)

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3 Kommentare

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  • @RETKO Danke für Ihren Beitrag, in dem Sie trotz der Unvorstellbarkeit, über die wir hier reden, einen angemessen und sachlichen Umgang finden, über das Unvorstellbare zu berichten. Ich habe mir diese und andere Videos nicht im Detail angesehen, verschließe meine Augen aber nicht vor der grauenhaften Realität, die diesen Menschen widerfahren ist und aktuell widerfährt. Und ich bin der Überzeugung, dass niemand, auch keine Taz-LeserInnen, diese unübertreffbare Grausamkeit leugnen dürfen. Auch nicht die unumstößliche Tatsache, dass dieses Barbarentum einseitig geschah und geschieht. Eine Gleichsetzung dieser Verbrechen mit der Kriegsführung Israels ist ein unfassbarer und menschenverachtender Tabubruch, der auch leider hier in der Taz-Community salonfähig zu sein scheint. Aufgrund dieser unerträglichen Täter-Opfer-Umkehr, die besonders seit dem 07.10.2023, Hochkonjunktur hat, fände ich es richtig, denjenigen, die sich gegen Israel und z.T. eindeutig mit Hamas solidarisch zeigen, diese Videos vorzuführen. Gut fände ich z.B. öffentliche Vorführungen in Sichtweite der vielen sogenannten "Protestcamps" an Universitäten.

  • "Gallant treibt Siedlungsbau im Westjordanland voran"-



    "Wiederkehrende Muster (...) Jeder Schritt in diese Richtung – etwa die Anerkennung Palästinas als Staat durch ein Land, die Aufnahme Palästinas in internationale Organisationen – wird regelmäßig durch die Ankündigung neuer Siedlungsvorhaben etc. beantwortet und ist z.B. der Grund für Israels 2018 erfolgten Austritt aus der UNESCO."-Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestags-"Der israelisch-palästinensische Konflikt von 1991 bis 2020"



    Drei europäische Staaten verkünden die Anerkennung Palästinas als Staat- hinzu kommt noch die Beantragung der Haftbefehle für Netanjahu und Gallant und schwupps wird der Siedlungsbau wieder voran getrieben. Israel hatte bereits auch im Vorfeld als es Anfang des Monats Gerüchte über mögliche Haftbefehle gab, der palestinensischen Autonomiebehörde mit Konsequenzen gedroht. Barak Ravid (Axios): Israel tells U.S. it will punish Palestinian Authority if ICC issues warrants



    Smotrich ging sogar noch weiter: www.timesofisrael....ational-posturing/



    Die Amerikaner haben im März sogar ein Finanzierungsgesetz verabschiedet, indem steht das die Finanzierung für die Autonomiebehörde eingestellt wird, sollte Palästina die Vollmitgliedschaft in der UN oder einer anderen "specialized agency" erlangen außerhalb einer Friedensverhandlung oder aber wenn sie ein Verfahren gegen Israel vor dem ICC anstreben oder unterstützen. (Middle east Monitor: US threatens to cut funding to Palestinian Authority if it obtains UN recognition, supports ICC case against Israel) Die Reaktion von Hernn Merz kann man fast auf eine Stufe mit diesen hier stellen. Damit untergräbt man internationales Recht und macht sich unglaubwürdig! Organisationen oder gar dem Gericht zu drohen oder einem Haftbefehl nicht nachzukommen ist komplett inakzeptabel.

  • "Israels Regierung will nach der Veröffentlichung verstörender Videoaufnahmen ... die Gespräche über eine Freilassung aller noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln wieder aufnehmen."



    Ich möchte noch ergänzen, dass diese Soldatinnen junge Mädchen im Alter von 17 und 18 Jahre sind, die gerade erst ihren Dienst angetreten hatten (in Israel gibt es keine Kriegsdienstverweigerung, man muss ins Gefängnis, wenn man verweigert). Die Mädchen, die man im Video, das hier leider nicht gezeigt wurde - vermutlich um die Nerven des deutschen Taz-Publikums zu schonen - sind blutig, verletzt, vermutlich ist mindestens eine von ihnen vergewaltigt. Die Männer, die sich um sie scharen, sind gewalttätig, laut und aggressiv und beten (!) zwischendurch, direkt neben den Opfern. Es ist ein erschütterndes Video, und die ersten Bilder davon haben mich nächtelang unruhig schlafen lassen, damals im Oktober. Es wurde übrigens freigeben, weil sich ein Teil der Elternschaft, der für die Verhandlungen kämpft, ermöglicht hat, das Video endlich zu zeigen. Es war nicht die israelische Regierung.