+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Schwere Gefechte in Chan Junis
Aus Geheimdokumenten geht die detaillierte Planung des Hamas-Angriffes hervor. Es gibt schwere Gefechte im Süden des Gazastreifens. Chan Junis ist umzingelt.
· Netanjahu: Hälfte der Bataillonskommandeure getötet
· Biden verurteilt Gewalt gegen Frauen
· Mutmaßlicher Beschuss von Schule im Gazastreifen
· Schwere Gefechte in Chan Junis
Israelischer Geheimdienst entschlüsselt detaillierte Angriffspläne der Hamas
Die Hamas hat den groß angelegten grausamen Überfall auf Israel jahrelang und bis ins Detail geplant. Das geht nach Angaben des israelischen Geheimdienstes aus Daten und Dokumenten hervor, die nach dem 7. Oktober beschlagnahmt wurden. Bei getöteten oder gefangenen Kämpfern der radikalislamischen Palästinenserorganisation seien unter anderem genaue Skizzen von Angriffszielen, Waffenlisten und Zeitpläne gefunden worden.
„Das Ausmaß an Details und Vorbereitung hat uns am meisten überrascht“, sagte ein Geheimdienstoffizier vor Journalisten. Auf einer Pressekonferenz berichteten zwei anonyme Vertreter des Dienstes von den Funden. Ziel des Angriffs sei gewesen, „einen Schock auszulösen, der die Menschen bricht“.
Die Daten von Mobiltelefonen, Computern, Tablets, GPS-Geräten, GoPro-Kameras, Landkarten und Notizbüchern „zeigen jahrelange Planungen für Angriffe auf Stützpunkte und Kibbuzim“, sagte einer der Geheimdienstoffiziere.
Um das Material zu analysieren, reaktivierte Israel eine militärische Geheimdiensteinheit namens Amshat. Sie durchforstete die zahlreichen arabischen Dokumente und entschlüsselte Millionen elektronischer Daten. Daraus ergebe sich ein regelrechter „Schlachtplan“, sagte ein Offizier. Die Amshat-Einheit war nach dem arabisch-israelischen Krieg von 1973 gegründet worden und wurde seither mehrmals reaktiviert. (afp)
Ähnlicher Anschlagsplan bereits vor einem Jahr bekannt geworden
Auf Computern entdeckten die Analysten ausführliche taktische Pläne, die nicht nur die Ziele beschrieben, sondern auch die Namen der beteiligten Einheiten und ihre Aufgaben, mit Details zum Angriff, inklusive Zeitangaben und einer Liste der benötigten Waffen. Auch eine genaue Handzeichnung des militärischen Außenpostens von Nahal Oz, den die Hamas bei ihrem Überfall einnahm, fanden die Ermittler. Bei den Leichen getöteter Hamas-Kämpfer stellten sie Satellitenfotos und exakte Pläne von zwei der angegriffenen Kibbuzim sicher.
In Medienberichten war nach dem 7. Oktober spekuliert worden, dass palästinensische Arbeiter und israelische Araber geholfen haben könnten, detaillierte Karten der Kibbuze anzufertigen. Wie die Informationen über die Militärposten in die Hände der Hamas kommen konnten, blieb unklar. „Ein Teil des Trainings (für den Angriff) bestand darin, wie man Geiseln nimmt“, sagten die Offiziere. Es seien „Checklisten“ und „Sprachführer“ für die Entführungen gefunden worden. In den Anweisungen, welche die Nachrichtenagentur AFP einsehen konnte, wird den Kämpfern empfohlen, allen erwachsenen Geiseln die Augen zu verbinden und die Hände zu fesseln.
Die Geiselnehmer sollten „diejenigen töten, die Probleme machen oder zu fliehen versuchen“. In einem Leitfaden sind etwa 50 hebräische Ausdrücke in Lautschrift aufgeführt, etwa „sei still“, „nicht bewegen“, „hinlegen“ oder „Hände hoch“.
Die „New York Times“ hatte am 1. Dezember berichtet, dass der israelische Geheimdienst vor mehr als einem Jahr an einen Plan der Hamas gelangt war, in dem Schritt für Schritt ein ähnlicher Anschlag wie am 7. Oktober beschrieben war. Der Geheimdienst habe dieses Szenario jedoch als unrealistisch eingestuft.
Zu seiner Überraschung fand der Geheimdienst auch einige Dokumente, die nichts mit dem Angriff vom 7. Oktober zu tun hatten, darunter auch manche von angeblich hohem militärischem Wert. So sei eine detaillierte Karte des südlichen Gazastreifens entdeckt worden, auf der bisher unbekannte Militäreinrichtungen der Hamas verzeichnet seien, sagte einer der Offiziere. „Einige der Hamas-Kämpfer wurden im Unklaren gelassen und wussten nicht, was passieren würde. Viele von ihnen hatten Dinge dabei, die für diesen Überfall nicht relevant waren.“
Amshat gelangte den Angaben zufolge auch an Aufnahmen von Tunneln im Gazastreifen – auf welchem Weg, ließen die Offiziere offen. Die Bilder zeigten lange, mit Beton und Metall verstärkte Korridore, die breit und hoch genug für Fahrzeuge sind. Er wäre „nicht überrascht“, wenn es insgesamt mehr als 500 Kilometer von tiefen, miteinander verbundenen Tunneln gäbe, sagte einer der Geheimdienstoffiziere. „Stellen Sie sich vor, wie viele Geiseln man darin unterbringen kann.“ (afp)
Israelische Armee umzingelt Chan Junis – Schwere Gefechte mit Hamas-Kämpfern
Die israelische Armee hat sich in der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens schwere Gefechte mit Kämpfern der radikalislamischen Hamas geliefert. Die Gegend um die Großstadt werde von israelischen Einheiten umzingelt, sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi. Tausende Bewohner flohen am Mittwoch vor dem Beschuss der Stadt und den Kämpfen, die zu den intensivsten seit Kriegsbeginn zählten. Im gesamten Gazastreifen griff die Armee nach eigenen Angaben binnen 24 Stunden rund 250 Ziele an.
Die durch den Großangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober ausgelösten israelischen Gegenangriffe hatten sich wochenlang auf den Norden des Gazastreifens konzentriert. Bereits am Wochenende war aber auch der Süden stark unter Beschuss genommen worden. „Wir haben viele Hochburgen der Hamas im nördlichen Gazastreifen gesichert und gehen nun gegen ihre Hochburgen im Süden vor“, sagte Generalstabschef Halevi am späten Dienstagabend.
Wie AFP-Journalisten berichteten, waren die Straßen von Chan Junis am Mittwoch fast menschenleer, während israelische Panzer, Militärtransporter und Bulldozer in die Stadt vordrangen. Die Bewohner versuchten, sich vor den israelischen Bombardements und den Gefechten in Sicherheit zu bringen. Viele von ihnen flohen zu Fuß, auf Motorrädern, Karren oder in überladenen Autos in Richtung der im Süden gelegenen Grenzstadt Rafah.
Der Bewohner Hassan Al-Kadi, der wegen des Krieges aus Chan Junis vertrieben wurde und in Rafah Zuflucht suchte, beklagte die „ständigen Bombenangriffe“ der israelischen Armee und die Zerstörung in der Stadt. „Viele Menschen, die aus dem nördlichen Gazastreifen kommen, befinden sich in einer schrecklichen Lage. Viele sind obdachlos und einige suchen nach ihren vermissten Kindern.“ (afp)
Rafah einziger Ort, in dem begrenzt humanitären Hilfsgüter verteilt werden
Die israelische Armee erklärte am Mittwoch, sie habe in den vergangenen 24 Stunden etwa 250 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die Einheiten spürten weiterhin „Waffen, unterirdische Schächte, Sprengstoff und andere militärische Infrastruktur“ auf.
Nach Armeeangaben wurden bei einem Luftangriff in der Nähe eines von Indonesien betriebenen Krankenhauses im Norden des Gazastreifens mehrere Hamas-Kommandeure getötet. Inzwischen seien „die meisten hochrangigen Kommandeure“ des bewaffneten Arms der Hamas getötet worden, die von einem Tunnelnetzwerk im nördlichen Gazastreifen aus operierten, teilte das Militär im Onlinedienst Telegram mit.
Quellen in der Hamas und der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad sagten AFP, dass ihre Kämpfer in Gefechte mit israelischen Soldaten verwickelt seien, um diese daran zu hindern, in Chan Junis und die umliegenden Gebiete einzudringen. Nach Angaben der Hamas-Regierung wurden bei Artillerieangriffen auf Gebiete östlich von Chan Junis in der Nacht zum Mittwoch dutzende Menschen getötet oder verletzt.
Bei einem Angriff auf das Flüchtlingslager Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens wurden dem von der Hamas geführten Gesundheitsministerium zufolge sechs Menschen getötet und 14 weitere verletzt. Auch bei einem Angriff der Armee auf das Flüchtlingslager Dschabalija habe es mehrere Tote gegeben.
Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) ist Rafah nun der einzige Ort in dem Küstengebiet, in dem in begrenztem Umfang noch humanitäre Hilfsgüter verteilt werden. „Kein Ort in Gaza ist sicher. Weder die Krankenhäuser noch die Unterkünfte oder die Flüchtlingslager“, sagte der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths. „Diese eklatante Missachtung der Grundlagen der Menschlichkeit muss aufhören.“ (afp)
SPD-Außenpolitiker fordert neue Sanktionen gegen Siedler und Hamas
Der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid hat EU-Sanktionen gegen radikale jüdische Siedler im Westjordanland und die Ausweitung der Sanktionen gegen die radikal-islamische Hamas gefordert. „Es wäre gut, wenn sich die EU den US-Sanktionen gegen gewalttätige Siedler anschließen würde“, sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Denn die größte Gefahr für einen Flächenbrand im Nahen Osten bestehe derzeit im Westjordanland.
In dem israelisch besetzten Gebiet waren radikale Siedler nach dem Hamas-Überfall auf Israel Anfang Oktober gegen die lokale palästinensische Bevölkerung vorgegangen. Es hat seither mehrere Tote gegeben. US-Außenminister Antony Blinken hatte am Dienstag Einreisesperren für gewalttätige Siedler angekündigt.
„Ich unterstütze die Bemühungen der Bundesregierung, Sanktionen gegen Personen und Einrichtungen auszuweiten, die die Hamas unterstützen, insbesondere was deren Finanzströme anbelangt“, sagte Schmid weiter. Hintergrund sind Diskussionen auf EU-Ebene. Frankreich hatte am Dienstag neue Maßnahmen gegen einen führenden Hamas-Vertreter im Gazastreifen erlassen. (rtr)
Armee: Israel fängt Boden-Boden-Rakete bei Rotem Meer ab
Die israelische Raketenabwehr Arrow hat nach Armeeangaben erneut eine Boden-Boden-Rakete im Bereich des Roten Meeres abgefangen. Die Rakete sei nicht in israelisches Gebiet eingedrungen und habe keine Bedrohung für Zivilisten dargestellt, teilte die Armee am Mittwoch mit. Zuvor war Raketenalarm in der Stadt Eilat am Roten Meer im Süden Israels ausgelöst worden.
Bereits Ende Oktober und im November hatte Israel im Bereich des Roten Meeres Boden-Boden-Raketen abgefangen. Gemeinsam mit David's Sling und Iron Dome bildet Arrow das Flugabwehrsystem Israels. Zuletzt hatte auch Deutschland das von Israel und den USA entwickelte Raketenabwehrsystems Arrow 3 gekauft. Der „Pfeil“ kann feindliche Flugkörper in über 100 Kilometer Höhe und damit außerhalb der Atmosphäre im beginnenden Weltraum durch einen direkten Treffer zerstören. (dpa)
Umfrage: Jede dritte jüdische Gemeinde hat jüngst Angriffe erlebt
Nach den Terrorangriffen der Hamas und der militärischen Reaktion Israels hat einer Umfrage des Zentralrats der Juden zufolge ein Drittel der jüdischen Gemeinden in Deutschland in den vergangenen Wochen antisemitische Angriffe erlebt. Sie reichten von Schmierereien bis zu persönlichen Beleidigungen, teilte der Zentralrat am Mittwoch in Berlin mit. Unisono berichteten betroffene Gemeinden von psychischem Druck über Drohanrufe und Drohmails. „Das sind erschütternde Berichte“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.
Er sprach zugleich von einer Ambivalenz der Ergebnisse der Umfrage, deren Veröffentlichung der Zentralrat mit „Zwischen Verunsicherung und Vertrauen“ beschrieb. 96 Prozent des Führungspersonals der Gemeinden, die an der Umfrage teilnahmen, sind den Angaben zufolge zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden. 60 Prozent der Befragten bejahen die Frage, ob die Gemeinde Unterstützung und Solidarität aus der Bevölkerung und Zivilgesellschaft erfährt. Als wichtigste Unterstützer der Gemeinden werden neben Polizei sowie Stadt- und Landesregierungen Kirchengemeinden angesehen.
Dennoch spüren mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Gemeinden negative Auswirkungen des Nahost-Konflikts. 43 Prozent gaben demnach an, dass sie wegen Sicherheitsbedenken Veranstaltungen abgesagt hätten. 69 Prozent verzeichnen eine geringere Teilnahme der Mitglieder am Gemeindeleben. Insgesamt beteiligten sich den Angaben zufolge Vertreter von 98 der 105 im Zentralrat zusammengeschlossenen jüdischen Gemeinden an der Umfrage. (epd)
Israels Armee: „eines der größten Waffenlager“ in Gaza entdeckt
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben im Norden des Gazastreifens ein riesiges Waffenlager nahe eines Krankenhauses und einer Schule entdeckt. Dort hätten sich Hunderte Panzerfaustgeschosse und Panzerfäuste befunden, Dutzende Panzerabwehrraketen, Dutzende Sprengsätze, Raketen mit längerer Reichweite, Dutzende Granaten sowie Drohnen, teilte die Armee am Mittwoch mit. Es handele sich „um eines der größten Waffenlager“, die bisher im Gazastreifen entdeckt worden seien.
Die Waffen seien von den Soldaten mitgenommen worden, manche würden weiter untersucht, andere seien direkt vor Ort zerstört worden. „Die gesamte Terrorinfrastruktur hat sich direkt neben Wohngebäuden im Herzen der zivilen Bevölkerung befunden“, schrieb der Sprecher. „Dies ist ein weiterer Beweis der zynischen Verwendung der Bewohner des Gazastreifens durch die Terrororganisation Hamas als menschliche Schutzschilde.“ (dpa)
Türkei lehnt eine Pufferzone ab
Die Türkei lehnt nach den Worten ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Pläne für die Errichtung einer Pufferzone im Gazastreifen nach Ende der Kämpfe ab. Ein solcher Plan sei respektlos gegenüber den Palästinensern, sagt Erdogan vor der Presse auf dem Rückflug von Katar in die Türkei. Die Zukunft nach dem Ende des Krieges müsse vom palästinensischen Volk entschieden werden. Israel müsse den Palästinensern die von ihm besetzten Gebiete zurückgeben, zitieren der Sender Habertürk und andere Medien den Präsidenten.
Reuters hatte vergangene Woche berichtet, dass Israel der Türkei und mehreren arabischen Staaten Pläne für eine Pufferzone übermittelt hat. Erdogan sagt den Medien zufolge weiter, dass die Unterstützung westlicher Länder für Israel, insbesondere die der USA, die aktuelle Situation in der Region verursacht habe. Er warnte Israel davor, Hamas-Mitglieder in der Türkei zu verfolgen, da Israel dafür einen sehr hohen Preis zahlen würde. Die Türkei stuft die Hamas anders als zum Beispiel die USA, die EU und Deutschland nicht als Terrororganisation ein. Vielmehr hat Erdogan sie mehrfach als Befreiungsorganisation bezeichnet. (rtr)
Israelisches Militär vermutet 24 militärische Abteilungen der Hamas mit jeweils 1.000 Kämpfern
Nach Darstellung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hat die Armee im Gaza-Krieg rund die Hälfte aller Bataillonskommandeure der Hamas getötet. Das sagte er auf einer Pressekonferenz am Dienstagabend. Die israelische Armee geht davon aus, dass die Terrororganisation insgesamt 24 dieser militärischen Abteilungen mit jeweils rund 1.000 Mitgliedern hat. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. „Wir werden nicht vergessen und wir werden nicht vergeben“, sagte Netanjahu weiter.
Netanjahu kritisierte zudem Menschenrechtsorganisationen und die UN dafür, sich nicht zu den sexuellen Verbrechen der Hamas gegen Frauen geäußert zu haben. Bei einem Treffen mit freigelassenen Geiseln und ihren Angehörigen habe er von grausamen Vergewaltigungsfällen gehört. Auch Rettungsdienste und Augenzeugen hatten von brutalen sexuellen Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober berichtet. Manche Frauen seien anschließend getötet, andere in den Gazastreifen verschleppt worden. In Israel sorgen sich viele Menschen angesichts dieser Berichte auch um das Schicksal der Frauen, die noch immer im Gazastreifen festgehalten werden.
Die UN-Frauen äußerten sich erst kürzlich nach massiver Kritik zu den Berichten über geschlechtsspezifische Gräuel und sexuelle Gewalt während der Attacken. Sie seien darüber sehr beunruhigt, hieß es in einem Post auf der Plattform X. (dpa)
Biden verurteilt sexualisierte Gewalt gegen Frauen durch Hamas
US-Präsident Joe Biden hat zur weltweiten Verurteilung der sexuellen Gewalt gegen Frauen durch die islamistische Palästinenserorganisation Hamas während ihres beispiellosen Großangriffs auf Israel aufgerufen. Regierungen, internationale Organisationen, die Zivilgesellschaft und Unternehmen müssten die „sexuelle Gewalt der Hamas-Terroristen“ während ihres Angriffs am 7. Oktober „scharf und ohne Wenn und Aber verurteilen“, sagte Biden am Dienstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Boston.
Die Welt könne „nicht einfach wegschauen“, sagte Biden. Die Hamas habe Berichten zufolge „Vergewaltigungen genutzt, um Frauen und Mädchen zu terrorisieren“. In den Wochen seit dem 7. Oktober hätten Überlebende und Augenzeugen von „unfassbarer Grausamkeit“ berichtet, einschließlich „Vergewaltigung, Verstümmelung und Leichenschändung“.
Israelische Aktivisten werfen der internationalen Gemeinschaft und insbesondere Menschenrechtsorganisationen weitgehendes Schweigen zur mutmaßlichen sexuellen Gewalt durch die Hamas vor. Das Büro des UN-Generalsekretärs und das Frauenrechtsgremium UN Women äußerten sich dazu erst in der vergangenen Woche. Israelische Aktivisten hatten sich hierzu aber schon kurz nach dem Hamas-Angriff an UN-Einrichtungen gewandt und nach eigenen Angaben kaum Reaktionen erhalten. (afp)
Özoguz warnt vor gesellschaftlichem Riss durch Nahost-Konflikt
Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz sieht durch den Gaza-Krieg auch in Deutschland Spaltungen der Gesellschaft. „Ein tiefer Riss droht durch unser Land zu gehen. Viel Frustration auf allen Seiten, tief verletzt und verständnislos ziehen sich mehr und mehr Menschen zurück“, schrieb die SPD-Politikerin in einem Gastbeitrag für den „Tagesspiegel“ (Mittwoch).
Die einen – Jüdinnen und Juden – verstünden nicht, warum die Solidarität ihnen gegenüber nach dem Massaker vom 7. Oktober in Deutschland nicht noch deutlicher gezeigt werde. Andere beklagten, dass unschuldige Menschen in Gaza bombardiert würden. „Was leider viel zu wenig Beachtung findet, ist, dass die Linien nicht ausschließlich und immer zwischen Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens verlaufen.“
Es brauche diejenigen, die sich trauten, trotz widriger Umstände miteinander zu reden und zu streiten. „Die deutlich sagen: Wir verurteilen Terror und Terrororganisationen, wir stehen an der Seite des Staates Israel als Zufluchtsort für Jüdinnen und Juden weltweit. Wir verurteilen gleichzeitig jeden Generalverdacht und sind nicht immer mit allem einverstanden, was die israelische Regierung in Gaza oder dem Westjordanland macht.“ Das heiße für sie, selbstbewusst Verantwortung zu übernehmen. (dpa)
Hamas: Mindestens 25 Tote bei mutmaßlichem Beschuss von Schule im Gazastreifen
Beim mutmaßlichen Beschuss einer Schule im südlichen Gazastreifen sind nach Angaben der dort herrschenden radikalislamischen Hamas mindestens 25 Menschen getötet worden. Wie das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium zudem am Dienstag mitteilte, hielten sich in der Schule geflüchtete Palästinenser auf.
Augenzeugen berichteten von dutzenden Verletzten und Leichen unter den Trümmern der offenbar als Flüchtlingsunterkunft genutzten Maan-Schule in der Stadt Chan Junis. Die Verletzten seien ins Nasser-Krankenhaus der Stadt gebracht worden. Der Augenzeuge Mohammed Salu, dessen Schwester bei dem Angriff getötet wurde, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er glaube, dass „nicht die Schule selbst Ziel der Angriffe war, sondern das Gebiet um sie herum“.
Israel wirft der Hamas vor, zivile Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser als Verstecke zu nutzen und Zivilisten als „Schutzschilde“ zu missbrauchen, was die militante Palästinenserorganisation bestreitet.
Nach der Ausweitung ihrer Bodenoffensive im Gazastreifen hatte Israels Armee am Dienstag heftige Gefechte in Chan Junis im südlichen Gazastreifen gemeldet. Nach Angaben des Kommandeurs des Südkommandos, Jaron Finkelman, war es der „intensivste Tag seit Beginn der Bodenoperation“ Ende Oktober. (afp)
Israelische Armee: 82 Soldaten in Gaza getötet
Die israelische Armee teilte am Dienstag zudem mit, dass seit Beginn ihrer Offensive gegen die Hamas 82 Soldaten im Gazastreifen getötet worden seien.
Die durch den Hamas-Überfall auf Israel vom 7. Oktober ausgelösten israelischen Gegenangriffe hatten sich zunächst wochenlang auf den Norden des Gazastreifens konzentriert. Zuletzt hatte Israel im Krieg gegen die islamistische Hamas seinen Einsatz im Gazastreifen deutlich ausgeweitet.
Die israelische Armee sei bemüht, die Zahl der zivilen Opfer so gering wie möglich zu halten, sagten zwei hochrangige israelische Offiziere am Montag in einem Gespräch mit Journalisten. So verwende das Militär eine hoch entwickelte Kartensoftware, die auf Grundlage von Mobiltelefonsignalen, Luftüberwachung und mithilfe künstlicher Intelligenz erfasse, wie viele Menschen sich in unterschiedlichen Gebieten des Gazastreifens aufhielten.
Zudem gehe das Militär im Süden des Gazastreifens, wo sich die Bevölkerung fast verdoppelt habe, „viel genauer vor“ und nehme sich „viel mehr Zeit“, um die Zivilbevölkerung wirksam zu warnen. Die Ausnutzung von Zivilisten als menschliche Schutzschilde sei indes Teil der „grundlegenden Strategie“ der Hamas, sagte einer der beiden Militärvertreter, die nicht namentlich genannt werden wollten. (afp)
Präziserer Vorgang bei Evaluierungsanordnungen
Auch US-Außenministeriumssprecher Matthew Miller bescheinigte der israelischen Armee, nunmehr präziser vorzugehen. Es würden „deutlich genauere Evakuierungsanordnungen“ vorgenommen, sagte Miller.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert inzwischen bereits mehr als acht Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen getötet und rund 240 Menschen als Geiseln verschleppt.
Als Reaktion begann Israel mit den massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.900 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. (afp)
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