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Weltklimakonferenz COP30 in BrasilienKlimaanpassung als Chance

Die Grünen wollen, dass sich Deutschland in Belém stärker mit Entwicklungsländern verbündet – auch, um unabhängiger von autoritären Regimen zu werden.

„Klimanotstand? Wir sind die Antwort“: Das steht auf dem Schild eines indigenen Demonstranten bei der Weltklimakonferenz Foto: Marcelo Camargo/Agencia Brazil/dpa
Jonas Waack

Aus Belém

Jonas Waack

Die Parteispitze der Grünen fordert die Bundesregierung dazu auf, auf der UN-Klimakonferenz in Brasilien ökologische, soziale und globale Verantwortung zu übernehmen „und nicht noch mehr Glaubwürdigkeit zu verlieren“. Der Beschluss des Parteivorstands liegt der taz exklusiv vor.

„Am Amazonas entscheidet sich, ob das Versprechen des Klimaabkommens von Paris noch gilt“, sagte Parteichef Felix Banaszak der taz. Um den internationalen Klimakonsens zu erneuern, brauche es entschlossenes Handeln, nicht leere Worte. In der Millionenstadt Belém, die im Amazonas-Regenwald liegt, verhandeln ab Montag fast alle Staaten der Welt über Fortschritte in Klimaschutz und -anpassung.

Die Grünen kritisieren im Beschluss die Klimapolitik von Union und SPD. Die Koalition plane hierzulande „einen vollkommen unverhältnismäßigen Ausbau neuer Gaskraftwerke, während sie auf EU-Ebene die Axt an den Green Deal anlegt.“

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Sechs Monate nach Amtsantritt der neuen Bundesregierung stehe Deutschland „für eine fundamentale Abkehr vom Klimaschutz“. Das mache das Land zu einem unzuverlässigen Partner. Nur wenn Deutschland als größtes EU-Mitglied vorangehe, „bleibt Europa glaubwürdig, bleibt die Welt handlungsfähig“, schreibt die Parteispitze.

Grüne fordern mehr Geld für Globalen Süden

In Belém wird unter anderem darüber verhandelt werden, wie der Globale Süden unterstützt werden kann, sich an die Erderhitzung anzupassen. Das sehen die Grünen als Chance: Deutschland müsse Bündnisse schmieden, um Abhängigkeiten von autoritären Regimen und ihren fossilen Ressourcen zu verringern und von anderen Ländern zu lernen.

Dazu sei es jedoch notwendig, dass die Bundesregierung die deutschen Zusagen zu Klima- und Biodiversitätsfinanzierungen einhält und ausbaut, „statt, wie von Union und SPD vorgesehen, ausgerechnet hier den Rotstift anzulegen“.

Ihre Verpflichtungen zur Klimafinanzierung hat die Bundesregierung dieses Jahr eingehalten. Ob das trotz Kürzungen des Entwicklungsetats auch 2026 möglich sein wird, ist offen. Zudem läuft das deutsche Versprechen aus, bis 2025 jährlich sechs Milliarden Euro an Klimafinanzierung zu leisten. Auch hier hat die Bundesregierung noch nicht deutlich gemacht, ob sie ihren Beitrag ausbauen wird. Nötig wäre das, sagen die Grünen: „Wer in diesen Zeiten bei der internationalen Kooperation spart, isoliert sich.“

Banaszak: Merz muss auf schwaches EU-Klimaziel reagieren

Deutschlands und Europas Position auf der Konferenz sehen die Grünen als geschwächt: Das europäische Klimaziel, auf das sich die EU-Umweltminister*innen vergangene Woche nach monatelangem Ringen geeinigt haben, kritisieren sie scharf.

Durch einen „fragwürdigen“ Emissionsexport mit Zertifikaten ins außereuropäische Ausland, einer „scheinheiligen“ Revisionsklausel und der Verschiebung des Emissionshandels für Gebäude und Verkehr sei das Klimaziel „zum Etikettenschwindel verkommen.“

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Umso mehr müsse der Bundeskanzler nun beweisen, dass er das Ruder herumreißen will, sagte Banaszak. „Dafür braucht es ambitionierte Klimapolitik in Deutschland und Europa sowie verlässliche Finanzierung von Klimaschutz und -anpassung für die am stärksten von der Klimakrise betroffenen Staaten.“

Neue Klima-Kampagne

Den gesamten Beschluss will die grüne Parteispitze am Montagnachmittag vorstellen. Im Anschluss stellt sie ihre neue Kampagne „Klima! Who cares? We care“ vor. Im Wahlkampf hatte ihr damaliger Kanzlerkandidat Robert Habeck das Klimathema eher vermieden.

Neben einem „Zukunftspreis“ soll die Kampagne nun auch digitale und lokale Aktionen von Kreisverbänden der Grünen umfassen. Damit wolle die Partei zeigen, „dass Klimaschutz unser Leben besser macht – mit sauberer Luft, grünen Wäldern und sauberem Wasser. Und wir zeigen, wie Klimaschutz sozial gerecht gelingt und der Wirtschaft nützt.“

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10 Kommentare

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  • Tja, mit der, auch stark von den Grünen mitgetragenen, Agenda des Verzichts auf sozialen Ausgleich der marktkonformen Klimaschutzprojekte ist das Thema erstmal erfolgreich vom Tisch genommen worden.



    Was bleibt?



    Die Teile von Klimaschutzpolitik mit denen sich ausreichende Kapitalrenditen erzielen lassen werden realisiert, und sowohl die Klimaumbruchfolgen, als auch das finanziell/soziale Desater wird von 'denen da unten' ausgebadet werden müssen.



    Galoppierende Prekarisierung also sowohl im arm/reich polarisierten 'Norden', als auch wachsendes Gefälle zwischen Nord und Süd.



    Hunger wächst an, die Lebenswerwartungen zwischen Arm und Reich klaffen immer weiter auseinander, Grundbedürfnisse werden für immer mehr Menschen nicht mehr befriedigt, während parallel der destruktive Überreichtum weiter wächst.



    Von den Klimafolgen der dritten deutschen Hochrüstungsorgie mal gar nicht erst zu reden ...



    Der Verzicht auf das angekündigte 'Klimageld' war ein gültiges 'Menetekel'.



    Kassandrarufe gab es genug, allein sie wurden nicht gehört.

  • Das ganze Gerede kann man sich doch sparen, ebenso die ganzen Ressourcen und das ganze Geld (um das es sich schlussendlich einzig dreht).



    Gefühlt ist das die fünfzigste Klimakonferenz, die Teilnehmerzahl ist über die Jahren in die zehntausende gestiegen und musste letztendllich begrenzt werden. Was aber noch immer weiter steigt, ist der weltweite CO2 Ausstoss....

  • Auch wenn so viele Natur- und Umweltschutz abgewählt haben: das Thema Klimakatastrophe und deren Begleiterscheinungen / Folgen wird uns alle zunehmend beschäftigen. Vermutlich mit jedem Jahr immer mehr. Möglich auch, dass sich etliche "technologieoffene" Wunderwaffen unter instabilen Klimaverhältnissen nicht verwirklichen lassen werden.



    Gut, dass wenigstens eine Partei in Deutschland das noch halbwegs auf dem Schirm hat. Eigentlich müsste es im Interesse aller politisch Verantwortlichen sein, die kommenden Schäden an Wirtschaft, Wohlstand, Lebensqualität möglichst in Grenzen zu halten.

    • @Woodbine:

      "Gut, dass wenigstens eine Partei in Deutschland das noch halbwegs auf dem Schirm hat."



      Welche meinen Sie?



      Mir würden da spontan drei einfallen.



      Volt, Klimaliste und Die Linke.



      Die Grünen definitiv nicht

      • @Saskia Brehn:

        Entschuldigung, ich wollte niemanden übersehen oder übergehen. Die Grünen sind allerdings die Partei, die den meisten Hass auf sich zieht, wenn es um ökologische Themen geht. Hat in Teilen längst etwas Krankhaftes.

  • Ach, in der Opposition ist vieles einfacher.



    Dabei, falls so formuliert, noch nicht mal widerspruchsfrei: Entwicklungsländer sind grundsätzlich nicht autoritär regiert?

    Kurz, in dem Artikel wird nichts Wesentliches berichtet, sondern mehr oder weniger eine Pressemitteilung der Grünen wieder gegeben.

    Für die Kampagne "Klima! Who cares? We care“ wird auch viel Getrommel nötig sein. Ungriffig kann man das Kampagnenmotto kaum formulieren.

  • Diese Grünen...



    Drei Jahre an der Macht gewesen, Flüssiggasterminal im Wattenmeer durchgedrückt und Lützerath abgebaggert, aber jetzt sich empört hinstellen und von schwarz-rot eine "ambitionierte Klimapolitik" fordern...

    • @Saskia Brehn:

      Liebe Saskia, die Frage wäre ja: Sind sie komplett gegen eine ambitionierte Klimapolitik.



      Falls sie dafür sind, ist in dieser Art Gesellschaft nun mal die Opposition dafür zuständig, das einzufordern, was die Regierung nicht tut.



      Egal welche Fehler man vorher gemacht haben sollte, kann man ja deswegen nicht erstarren und gar nichts mehr tun.

      • @Otto Buchmeier:

        Als Opposition kann man viel fordern. Die Glaubwürdigkeit ist aber leider nicht mehr gegeben.

        • @Micha.Khn:

          Das wollte ich damit ausdrücken, danke.