piwik no script img

Rätsel um US-PräsidentWilde Internet-Gerüchte über Trumps Gesundheitszustand

Kaum tritt Trump nicht öffentlich auf, kursieren Gerüchte. Beweise, dass seine Gesundheit schlechter ist als offiziell bekannt, gibt es aber nicht.

Der rätselhafte blaue Fleck auf Trumps rechter Hand am 25. August beim Treffen mit Südkoreas Präsidenten im Weißen Haus Foto: Alex Brandon/ap/dpa

Washington taz | Gerüchte über Donald Trumps vermeintlich schlechten Gesundheitszustand haben in den letzten Tagen das Internet in den USA dominiert. Suchabfragen wie „Is Trump dead“ (Ist Trump tot?) oder „Trump dead“ (Trump tot) gehörten etwa am Samstag zu den meistgesuchten Begriffen auf der Suchplattform Google. Der Hashtag #TrumpDied (Trump ist gestorben) lag auf der Social-Media-Plattform X weltweit im Trend.

Der US-Präsident sah sich angesichts der Gerüchte dazu veranlasst, ein Lebenszeichen von sich zu geben. „Ich habe mich noch nie besser gefühlt“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social am Sonntag.

Die Gerüchte über Trumps mögliches Ableben begannen letzte Woche, nachdem US-Vizepräsident J.D. Vance in einem Interview mit der Zeitung USA Today erklärt hatte, dass er bereit sei, die Rolle als Präsident zu übernehmen, sollte sich eine „schreckliche Tragödie“ ereignen. Dabei sagte Vance jedoch auch, Trump sei fit und energiegeladen.

„Er ist der Letzte, der abends telefoniert, und er ist der Erste, der aufsteht und der Erste, der morgens telefoniert. Ja, schreckliche Tragödien passieren. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass der Präsident der Vereinigten Staaten in guter Verfassung ist, den Rest seiner Amtszeit absolvieren und Großes für das amerikanische Volk leisten wird. Und sollte es, Gott bewahre, zu einer schrecklichen Tragödie kommen, kann ich mir keine bessere Ausbildung am Arbeitsplatz vorstellen als die, die ich in den letzten 200 Tagen erhalten habe“, sagte Vance.

Golfplatz-Foto bremst Verschwörungstheorien

Weiter angestachelt wurden die Gerüchte dadurch, dass Trump mehrere Tage lang keine öffentlichen Auftritte hatte. Die Verschwörungstheorien nahmen darauf ihren Lauf. Erst nachdem der 79-Jährige am Samstag auf dem Weg vom Weißen Haus Richtung Golfplatz abgelichtet wurde, nahmen die Gerüchte langsam ab.

Der konservative Influencer DC Draino kritisierte darauf in einem Post die angebliche „Doppelmoral“ der Medien. „Joe Biden trat mehrere Tage lang nicht öffentlich auf, und die Medien bezeichneten ihn als ‚intelligent‘ und ‚in Höchstform‘. Dabei trug er Windeln und machte ein Nickerchen. Präsident Trump leistet mehr öffentliche Arbeit als jeder andere Präsident in der US-Geschichte, und die Medien flippen aus, wenn er für 24 Stunden verschwindet“, schrieb Draino auf X. Auf diesen Post antwortet Trump mit seinem Lebenszeichen.

Gerüchte über das Ableben von Staats- und Regierungschefs sind nichts Ungewöhnliches im Internetzeitalter. Schon oft wurde in den sozialen Medien über den Tod des russischen Präsidenten Wladimir Putin berichtet.

Rätsel um blaue Flecken an den Händen

Die Tatsache, dass Trump bei seinem Amtsantritt im Januar mit 78 Jahren und sieben Monaten der älteste Präsident in der US-Geschichte war, verleitet den Gerüchten möglicherweise einen größeren Nährboden. Auch die Blutergüsse und blauen Flecken, die in den letzten Wochen und Monaten immer wieder auf Trumps Händen zu sehen waren, dürften ihren Teil dazu beigetragen haben.

Laut Weißem Haus sind die blauen Flecken Nebenwirkungen einer Aspirin-Kur, die Trump aufgrund einer chronischen Veneninsuffizienz einnimmt. Diese Erkrankung wurde im Juli öffentlich bekannt gegeben. Es ist eine häufig auftretende Erkrankung bei Menschen in fortgeschrittenem Alter, die mit der richtigen Behandlung zu keinen Beeinträchtigungen führen sollte.

Konkrete Beweise, dass der Gesundheitszustand des Präsidenten schlechter sei, als dies von offizieller Seite behauptet wird, gibt es keine. Am Ende profitierten vor allem Online-Influencer aus dem rechten und linken Lager von den Gerüchten.

Am Dienstag will Trump seinen ersten öffentlichen Auftritt seit einer Woche absolvieren. Laut dem Weißen Haus wird er um 14 Uhr Ortszeit im Oval Office sprechen. Das Thema ist derzeit noch nicht bekannt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Wunschdenken -auch von Vance- befeuert so manchen Post. Kann es bei dem derzeitigen Zustand einer bevormundenden westlichen (US-) Demokratie denn besser werden, wenn Trump das Zeitliche segnet ? Es sind doch die ökonomischen Vorzeichen, das Vergammeln bürgerlichen Lebens insbesondere in den Provinzen, das den Rechtsdrall befördert: Zuerst trifft es die Ärmsten. Die Hoffnung, dass es bei einer Mittelschicht, die ja mit mehr 'Freiheiten' ausgestattet ist, zu einer Solidarität mit den einfachen Leuten kommen könnte, hat sich in ALLEN westlich orientierten, vom Kapitalismus infizierten Gesellschaften nicht ergeben. Zumal die gewählten Politiker -abgehoben, wie sie sich präsentieren- eher dazu neigen wie Merz, Söder & Co, die Spaltung eher noch zu befördern, bevor ein Volkssturm alles zunichte machen kann, was sich an Wertvorstellungen -befördert durch Wissenschaft und Kulturbeflissene- als demokratisch und freiheitlich bezeichnet hat. Wer kommt nach Trump ? Vance oder in Europa Orban, Erdogan, Meloni oder Höcke ?

  • Gerüchteküche



    Glaubt man der Presse, müssten Putin und Kim Jon-Un schon seit Jahren tot sein. Gerade Putin wurde mit Beginn des Ukraine-Krieges fast wöchentlich als todkrank propagiert. Nichts davon traf zu. Deshalb glaube ich nicht mehr an solche Gerüchte, bei denen immer nur der "Feind" todkrank sein soll.

  • Mich beunruhigen eher die offensichtlichen, nicht-somatischen Symptome, auch die seiner Entourage.

  • J D Vance wäre eine noch schlimmere Variante, obwohl man das kaum glauben kann. Der ist weit brutaler, aber nicht ganz so unintelligent wie Donald - was ihn deutlich gefährlicher macht.

  • Bis auf Vances Satz halte ich da nichts für stichhaltig. Der aber wäre noch mal im Kontext interessant.



    Würde es dann besser? Fraglich.

  • Das klingt jetzt ganz wie bei den ewigen Diktatoren Afrikas, da wird und wurde auch ständig arg um die Gesundheit spekuliert. Willkommen im Club Donnie.

  • Zitat: "....die Trump aufgrund einer chronischen Veneninsuffizienz...."

    Na, hoffentlich trägt er auch brav seine Kompressionsstrümpfe....natürlich in goldfarben :-)

  • Das sind aber die USA: Sie können nicht in Würde altern, sie haben nicht gelernt, zu verlieren. Diane Feinstein, Demokratin/Senatorin aus Kalifornien, blieb bis zu ihrem Tod mit 90 (2023) im Senat in D.C., Joe Biden dachte immer noch, daß er Trump geschlagen hätte. Ist möglich, aber danach folgen noch vier Jahre Amtszeit und permanenter Jet Lag . Europa muß jetzt aus den Puschen kommen, eigene, öffentlich-rechtliche, Suchmaschinen konstruieren und endlich die Schaffung einer europäischen Verfassung wiederaufnehmen .

  • Er ist ja schliesslich auch so viel jünger als Joe Biden...

  • Ich bin überrascht, dass dieser Mann so lange durchgehalten hat - bei seiner Ernährung (glaubt man den Medien besteht seine Nahrung aus Hamburgern und Cola), Übergewicht und vermutlich wenig Ausdauersport (Golf hilft meiner Meinung da wenig).