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Hamburger Senat gegen ZukunftsentscheidKontrolle wird ihnen guttun

André Zuschlag

Kommentar von

André Zuschlag

Klimaneutral bis 2040 und bis dahin verpflichtende Zwischenschritte: Rot-Grün in Hamburg lehnt das ab. Das ist nachvollziehbar. Aber trotzdem notwendig.

Kommt der Zukunftsentscheid durch, hätten sie mehr zu tun: Katharina Fegebank (Grüne) und Peter Tschentscher (SPD) Foto: Markus Brandt/dpa

N iemand lässt sich gern vorschreiben, was er*­sie zu tun oder zu lassen hat. Vor allem dann nicht, wenn man weiß: Da werden ein paar ganz schön unangenehme Entscheidungen auf mich zukommen, die ich mit viel Gegenwind durchdrücken muss.

Darum ist es verständlich, dass die rot-grüne Hamburger Regierung keinen Bock hat, dass der Zukunftsentscheid erfolgreich wird – und aus dem Gutachten zur Klimaneutralität Hamburgs bis 2040 nur hervorhebt, was an der Zielsetzung alles blöd ist.

taz Salon

taz Salon „Wird die Zukunft vorgezogen?“ mit Umweltsenatorin Katharina Fegebank (Grüne), Andreas Breitner (Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen) und Lou Töllner (Aktivistin Hamburger Zukunftsentscheid):

7. 10., 19.30 Uhr, Kulturhaus 73, Hamburg

Eintritt frei, Anmeldung unter: taz.de/salon

Natürlich wird es nicht auf Begeisterung stoßen, wenn in ein paar Jahren auf den allermeisten Hamburger Straßen Tempo 30 gelten muss, um CO2-Einsparungen im Verkehrssektor zu gewährleisten. Oder wenn Spediteure nur noch ins Hafengebiet gelassen werden, wenn ihre LKW emissionsfrei betrieben werden. Oder wenn Briefe an Eigentümer verschickt werden, dass in ihrem Wohngebiet bald das Gasnetz abgestellt wird und sie sich endlich mal um den Einbau einer Wärmepumpe kümmern sollen. Oder, oder, oder.

Während der aktuelle Klimaplan des rot-grünen Senats vorsieht, bis 2040 91 Prozent der Emissionen gegenüber dem Basisjahr 1990 einzusparen, will der Zukunftsentscheid 98 Prozent erreichen. Beide Ziele sind ambitioniert, ihre Differenz ist aber überschaubar. Nur wollen die Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen – und das ist der eigentliche Kern des Volksentscheids –, dass das bis dahin jährlich kontrolliert wird, um ein ständiges Aufschieben zu verhindern.

Fortschritte sind sonst wohl zu schleppend

Dann wären die Se­na­to­r*in­nen zum Handeln verpflichtet, wenn in ihrem Aufgabenbereich die Fortschritte zu schleppend sind. Andernfalls gilt weiterhin: Wir warten mal entspannt bis 2030 ab und schauen mal, ob es so grob passt. Und wenn nicht, tja!

Das ist natürlich für Rot-Grün die angenehmere Herangehensweise. Aber warum soll Regieren denn auch Spaß machen?

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André Zuschlag
Redakteur taz nord
Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.
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5 Kommentare

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  • Man sollte sich der Realität stellen, dass niemand in Hamburg oder Deutschland den Klimawandel aufhalten kann. Deshalb sind solche Vorhaben vollkommen sinnlos.

    • @Piet Petersen:

      Man solkte sich der reslität stellen das nuemand den Tod azfhakten kann, gesunde ernährung ust sinnlos.

  • Das ist das Problem in unserer Demokratie. Dass Politiker glauben, die könnten eine Politik machen, wie es ihnen gefällt. So waren unter der Ampel 70-85% unzufrieden mit der Politik. Und jetzt auch schon wieder über 70%.



    Da muss man sich nicht wundern, wenn inzwischen 20-40% Parteien wie die A fD wählen wollen.



    Man muss Politiker wohl an die Leine legen, damit die wirklich eine Politik im Sinne der Allgemeinheit machen.



    Vielleicht sollte man nicht nur Zielwerte für den CO2 Ausstoß als Gesetz verankern, sondern auch in die Verfassung einfügen, dass wenn die Unzufriedenheit in der Bevölkerung 6 Monate lang über 70 liegt oder 12 Monate über 50%, dann wird neu gewählt. Das wäre auch ein Schutz gegen extreme Parteien oder Politiker wie Trump.

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      Politik im Sinne der Allgemeinheit - also, ich weiß nicht....



      Aber wenn die Allgemeinheit nur konsum- und profitorientiert ist, gehts wohl nicht anders.



      Schade um die, die weiter und klüger denken.

      • @Erfahrungssammler:

        Die Allgemeinheit ist zumindest im Durchschnitt weniger Profit- und konsumorientiert als die, die im Augenblick das Sagen haben.



        Und denken zumindest im Durchschnitt auch weiter und klüger.