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Migration in den USAOberster US-Gerichtshof erlaubt Massenabschiebungen

Der Supreme Court erlaubt der US-Regierung, mit der Abschiebung von 530.000 Menschen aus Haiti, Kuba, Nicaragua und Venezuela fortzufahren.

Oberster Gerichtshof in Washington: Hinter diesen Säulen wird die Trump-Agenda durchgewunken Foto: Kevin Mohatt/reuters

Berlin taz | Es ist ein vorläufiger Sieg der Trump-Regierung: In ihrem Bestreben, jährlich mindestens eine Million Mi­gran­t*in­nen aus den USA abzuschieben, hat der Oberste Gerichtshof jetzt grundsätzlich erlaubt, noch aus der Biden-Präsidentschaft bestehende Schutzprogramme aufzuheben.

Konkret geht es um rund 530.000 Mi­gran­t*in­nen aus Venezuela, Nicaragua, Kuba und Haiti, die nach 2022 in die USA gekommen waren und einen legalen Schutzstatus hatten, so dass sie für mindestens zwei Jahre vor Abschiebungen geschützt waren. Das Programm betraf nur Menschen, die einen finanziellen Bürgen in den USA vorweisen konnten. Die meisten von ihnen haben Arbeit.

US-Präsident Donald Trumps Heimatschutzministerin Kristi Noem hatte Ende März angekündigt, den Schutz aufzuheben und alle Betroffenen aufgefordert, bis Ende April die USA zu verlassen. Anderenfalls würden sie gewaltsam abgeschoben. Dazu hatte Trump das Heimatschutzministerium wenige Tage nach seinem Amtsantritt per Dekret angewiesen.

Doch im April stoppten gleich zwei gerichtliche Instanzen das Vorgehen, woraufhin die Trump-Regierung einen Eilantrag beim Obersten Gerichtshof stellte. Der konservativ dominierte Gerichtshof entschied mit nur zwei Gegenstimmen, dass die Regierung die Aufhebung des Schutzstatus' anordnen dürfe.

Bürgerrechtsorganisationen stehen bereit

Ungeklärt ist allerdings weiterhin, ob damit ein pauschales Recht der Regierung besteht, alle betroffenen Personen direkt abzuschieben oder ob jeder Fall individuell geprüft werden muss. Ex­per­t*in­nen äußerten in US-TV-Sendern daher die Auffassung, dass die Frage in absehbarer Zeit erneut beim Obersten Gerichtshof landen dürfte. Bürgerrechtsorganisationen stehen bereit, die Rechte der Betroffenen auch vor Gericht zu verteidigen.

Bereits vor einer Woche hatte der Oberste Gerichtshof der Trump-Regierung zugestanden, einer anderen Gruppe von weiteren rund 350.000 Ve­ne­zo­la­ne­r*in­nen den Schutzstatus zu entziehen. Sie waren Teil eines gesonderten Schutzprogramms. Insgesamt könnten damit rund 900.000 in den Latino-Communities verwurzelte Menschen vor der Abschiebung stehen.

Befristete Schutzprogramme bestehen derzeit für Menschen aus rund zehn Ländern in den USA – wobei die größten Einwanderergruppen aus Haiti und Venezuela stammen. Beide waren von Trump als besonders gefährlich gebrandmarkt worden: Hunderte Venezolaner ließ er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und trotz richterlichem Einspruch in ein berüchtigtes Gefängnis in El Salvador ausfliegen, weil sie angeblich der Drogenbande Tren de Aragua angehörten.

Und über Haitianer behauptete Trump im vergangenen Sommer während der TV-Debatte mit seiner Konkurrentin Kamala Harris, sie würden in Springfield die Haustiere ihrer Nachbarn aufessen.

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4 Kommentare

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  • Ohne die Latinos, die sich dieses Mal für Trump entschieden haben, wäre der Gelbhaarige gar nicht erst an der Macht. Jetzt könnte man es sich also einfach machen und sagen: Selber schuld. Den meisten Latinos wird jetzt ziemlich sicher ein Licht aufgehen und sie werden merken, welches Ei sie sich da ins Nest gelegt haben. Aber jetzt ist es zu spät.

  • ... was mich am meisten entsetzt, ist, dass man, jedenfalls hier, nichts liest über Empörung in den dortigen politschen Gremien. Wieso lassen sich Senat und Kongress u.a.m. so derart auf der Nase herumtanzen? Wieso darf "der Gelbhaarige" an ihnen vorbei per Dekret regieren? Wenn man sie nicht braucht, dann kann man sie auch abschaffen. Und die "Yuuh Äss Ey" haben dann vielleicht das, was tief im Herzen viele wollen: einen KÖNIG.



    Freund/innen von mir leben in den USA seit langen Jahren, sind deutsch, haben Green Cards, einen guten Job und ein Haus. Und dennoch verstummen auch sie soeben, ob dieses erratischen und völlig unlogischen Gebarens von dem völlig Durchgeknallten. Und seiner Entourage. Sie haben Angst!

  • Text zum Titel-Foto: "Oberster Gerichtshof in Washington: Hinter diesen Säulen wird die Trump-Agenda durchgewunken".



    Die Richter des Supreme Court sind auf Lebenszeit eingesetzt (nicht gewählt, wie sonst jeder Sherif) und sind in ihren Entscheidungen dem entsprechend vollkommen frei.



    Was heißt das konkret: die ticken so, die Amis.



    Chiao

  • That’s the point - Nothing else -

    “Der konservativ dominierte Gerichtshof entschied mit nur zwei Gegenstimmen, dass die Regierung die Aufhebung des Schutzstatus' anordnen dürfe.“

    Land of the free 🆓 - Ja wie? 🌈 Game over •

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