41-Stunden-Woche für Bremer Beamt*innen: Darf's ein Stündchen mehr sein?
Im Haushalt 2026 spart Bremen Geld, indem man die Arbeitszeit für Beamt*innen ohne Lohnausgleich erhöht. Es ist ein Signal auch an die Geberländer.

Es ist der Hintergrund für das Schmerzhafte, was er gleich sagen muss: Denn ja, natürlich will die rot-grün-rote Koalition im kleinsten Bundesland weiter „gestalten“ („Zukunft gestalten“ sogar), aber eben auch: „konsolidieren“ – sparen also. Bei der Steuerschätzung von Mai wurde zuletzt deutlich, dass dem Land noch einmal 100 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen, als zuvor gedacht.
Besonders griffig ist einer der Sparpläne: Eine Arbeitszeiterhöhung. Landesbeamte sollen künftig 41 statt 40 Stunden arbeiten, ohne Lohnausgleich.
Einen „hohen Diskussionsbedarf“ in der Stadtgesellschaft prognostiziert Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) angesichts dessen. Am schnellsten mit dem Protest ist die Polizei, mit ihren beiden Gewerkschaften DPolG („ein Affront gegenüber den Beschäftigten“) und der GdP („Der Bremer Senat will uns Polizistinnen und Polizisten wirklich so ausquetschen und aufreiben?“).
41. Wochenstunde ist auf Bundesebene Normalität
Eine Wahrheit dazu ist: Bremens Personalkosten steigen stetig und verschlingen seit diesem Jahr über eine Milliarde Euro – fürs „Gestalten“ bleibt so immer weniger Raum. Sparen tut not – und sparen tut weh. Bei den Beamten trifft es zumindest nicht die Schwächsten. Rein rechnerisch spart eine 41. Stunde beim Beamtensold 2,5 Prozent ein.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Diese Rechnung funktioniert so nur in der Theorie. Wer länger arbeitet, schafft nicht immer mehr. Dass – je nach Studie – nach fünf, sechs oder spätestens acht Stunden die Produktivität sinkt, ist bekannt; es passieren mehr Fehler, die Zahl der Krankheitstage steigt. Zumindest mittelfristig dürfte der Ärger über eine 41. Wochenstunde auch noch die Motivation senken.
Eine Bremer Besonderheit ist die 41-Stunden-Woche allerdings nicht: Für Bundesbeamte war die Wochenarbeitszeit schon 2006 von 39 auf 41 Stunden heraufgesetzt worden – ursprünglich als temporäre Maßnahme, die dann aber blieb. Und auch andere Länder verlangen von ihren Beamten eine 41-Stunden-Woche: Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württemberg.
„Teilweise sind das Geberländer“ sagt Bovenschulte dazu mit ernstem Blick. Länder also, das sagt er nicht, die man im Stabilitätsrat davon überzeugen muss, dass Bremen sich wirklich anstrengt bei seinem Konsolidierungskurs. Schließlich braucht man deren Ok für die jährlichen Konsolidierungshilfen. Auch Bremen knausert jetzt an seinen Beamt*innen – das ist, vor allem, ein Zeichen.
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