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Stellenstreichungen bei der CommerzbankHohe Dividende gegen Unicredit

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

Die Commerzbank streicht massiv Stellen. Es ist übliche Phantasielosigkeit, um profitabler zu sein – und sich gegen eine Übernahme zu wehren.

So phantasievoll wie ein leerer Bildschirm, die Methoden der Commerzbank Foto: Boris Roessler/dpa

A uch die Commerzbank hat das Rad nicht neu erfunden. Dass sie sich für ihre Ak­tio­nä­r*in­nen aufhübscht, indem sie insbesondere beim Personal die Kosten senken will und einen Abbau von 3.900 Jobs, davon allein 3.300 in Deutschland, ankündigt, ist alles andere als innovativ. Die Rückendeckung der Bundesregierung wird das Management wohl trotzdem haben.

Mangelnde Profitabilität ist nicht der Grund für das Kürzungsprogramm. Im Gegenteil: Vergangenes Jahr erzielte die Bank einen Rekordgewinn von 2,7 Milliarden Euro. Was das Management hingegen antreibt, ist die drohende Übernahme durch Unicredit. Die italienische Bank hält mittlerweile 28 Prozent ihrer Anteile. Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp macht keinen Hehl daraus, dass sie nicht geschluckt werden will. Sie will den Aktionären deswegen eine möglichst hohe Dividende auszahlen, damit nicht noch mehr auf die Idee kommen, ihre Anteile an die Unicredit zu verkaufen.

Eine nicht zu unterschätzende Anteilseignerin ist die Bundesregierung. Sie besitzt noch rund 12 Prozent, nachdem sie die Commerzbank während der Finanzkrise Ende 2008 mit Steuergeld gerettet hatte. Und die Bundesregierung hat auch kein Interesse daran, dass die Commerzbank von der Unicredit geschluckt wird. Kanzler Olaf Scholz sprach in diesem Rahmen bereits von einer „unfreundlichen Attacke“. Schließlich ist die Commerzbank nicht nur Deutschlands zweitgrößte Bank. Sie ist vor allem auch der wichtigste Finanzier des deutschen Mittelstands und deswegen von strategischer Bedeutung für die Wirtschaft.

Immerhin verspricht Bettina Orlopp, dass der Stellenabbau „sozialverträglich“ ablaufen soll. Sie setzt auf altersbedingte Abgänge in den Ruhestand statt auf Massenentlassungen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass zum Kostensparen so manche Tätigkeit ins Ausland, nach Osteuropa oder Asien, ausgelagert werden soll, also dahin, wo die Arbeit billig ist. Als ob Lohndrückerei die einzige Möglichkeit wäre, die Profitabilität zu steigern. Es wäre schön, wenn den Ma­na­ge­r*in­nen mal etwas Neues einfallen würde.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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