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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Selenskyj erklärt sich zum Tausch von Territorien bereit

Wolodymyr Selenskyj plant für mögliche Friedensverhandlungen. Ein in Russland gefangener US-Amerikaner ist nun frei. Kyjiw steht unter starkem Beschuss.

Zerstörte Gebäude nach Raketenangriffen am 12. Februar in Kyjiw Foto: REUTERS/Thomas Peter

Selenskyj: Bereit zu Tausch von Territorien mit Russland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach eigenen Angaben bei möglichen Friedensverhandlungen bereit, Territorien mit Russland zu tauschen. Wenn US-Präsident Donald Trump es gelinge, die Ukraine und Russland an den Verhandlungstisch zu bringen, „werden wir ein Territorium gegen ein anderes tauschen“, sagte Selenskyj in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem britischen Guardian. Die Ukraine hatte bei einer Überraschungsoffensive im vergangenen August Territorium in der westrussischen Region Kursk erobert.

Angaben dazu, welche Gebiete die Ukraine zurückfordern könnte, machte Selenskyj nicht. „Ich weiß nicht, wir werden sehen. Aber alle unsere Territorien sind wichtig, es gibt keine Prioritäten“, sagte er. (afp)

Kyjiw unter Beschuss

In der Nacht zum Mittwoch wurden Kyjiw und Krywyh Rih mit ballistischen Iskander-M-Raketen (S-400-Flugabwehrraketen) angegriffen. Sechs Starts erfolgten aus der Region Brjansk und einer von der Krim.

Die russischen Streitkräfte setzten 123 Drohnen über verschiedenen ukrainischen Regionen ein. Die meisten konnten die ukrainischen Streitkräfte abwehren.

Bis 8.30 Uhr wurden in den Regionen Charkiw, Poltawa, Sumy, Kyjiw, Tscherkassy, Tschernihiw, Kirowohrad, Schytomyr, Dnipro, Cherson und Mykolajiw der Abschuss von sechs ballistischen Raketen des Typs Iskander-M (S-400) und 71 Kampfdrohnen des Typs Shahed bestätigt.

Die Regionen Kyjiw, Dnipro (Krywyh Rih), Sumy, Poltawa und Tschernihiw hatten unter dem Beschuss zu leiden. Im Stadtgebiet von Kyjiw brachen an mehreren Orten Feuer aus. Ein Mensch kam ums Leben, vier weitere wurden verletzt, darunter ein Kind. (taz/gc)

Jahrelang in Russland inhaftierter US-Amerikaner frei

Nach seiner Freilassung aus russischer Haft ist der US-Bürger Marc Fogel in seine Heimat zurückgekehrt. „Versprechen gemacht, Versprechen gehalten“, schrieb das Weiße Haus am Dienstag (Ortszeit) im Onlinedienst X und veröffentlichte dazu ein Foto, das den 63-Jährigen beim Verlassen des Flugzeugs zeigte. Am Abend wurde Fogel von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Trump bezeichnete die Freilassung als eine Geste des guten Willens zur Beendigung des Krieges in der Ukraine. Zudem kündigte er für Mittwoch eine weitere Freilassung an.

Bei dem Empfang im Weißen Haus war der in eine US-Flagge gehüllte Fogel sichtlich bewegt. Er fühle sich wie der „glücklichste Mensch auf Erden“, sagte er und dankte dem US-Präsidenten und seinem Team für die Unterstützung bei seiner Freilassung. Trump berichtete seinerseits von einem Treffen mit Fogels 95-jähriger Mutter bei einer Wahlkampfveranstaltung. Dabei habe er ihr versprochen, ihren Sohn „rauszuholen“.

Den Gefangenen-Deal mit Russland bezeichnete Trump auf Nachfrage von Journalisten als „sehr fair, sehr vernünftig“. Er kündigte zudem an, dass „morgen noch jemand freigelassen wird“. Weitere Einzelheiten nannte er zunächst nicht, fügte aber hinzu, dass es sich um eine „sehr besondere“ Person handele. Russland äußerte sich zunächst nicht dazu.

Russland hatte den seit 2021 inhaftierten Fogel am Dienstag nach dem ersten Besuch eines hochrangigen Mitglieds der US-Regierung seit Jahren freigelassen. Trump habe Fogels Freilassung im Rahmen eines „Austauschs“ sichergestellt, erklärte das Weiße Haus, machte hierzu aber keine weiteren Angaben.

Fogel arbeitete als Lehrer an einer US-Schule in Moskau. Bis Mai 2021 genoss er laut russischen Behörden als Angestellter der US-Botschaft in Moskau diplomatische Immunität. Im Juni 2022 wurde er wegen Drogenschmuggels zu 14 Jahren Haft verurteilt, nachdem bei einer Zollkontrolle am Moskauer Flughafen Scheremetjewo Marihuana und Cannabisöl in seinem Gepäck gefunden worden waren.

Witkoff war mutmaßlich das erste hochrangige Mitglied der US-Regierung seit Jahren, das nach Russland reist. Trumps Vorgänger Joe Biden hatte den offiziellen Kontakt auf Regierungsebene weitgehend unterbrochen, es fanden lediglich Treffen von Geheimdienstvertretern in Drittstaaten statt. (afp)

Schlenker in den polnischen Luftraum

Polen teilt mit, dass ein russischer Militärjet am Dienstag in den polnischen Luftraum in der Danziger Bucht der Ostsee eingedrungen ist. Dies sei nach russischen Angaben auf einen Ausfall des Navigationssystems zurückzuführen, so das Einsatzkommando der polnischen Streitkräfte auf X. Der Jet sei 6,5 Kilometer in den polnischen Luftraum eingedrungen und dort für etwas mehr als eine Minute geblieben, bevor es seinen Kurs geändert habe.

Die polnischen Dienste zur Luftraumüberwachung hätten im Kontakt mit der russischen Seite gestanden. Diese habe die Verletzung des Luftraums bestätigt. „Die Flugroute wurde nach Eingreifen des Navigators der Streitkräfte der Russischen Föderation sofort geändert“, hieß es. „Es ist wichtig, dass unsere Systeme dieses Flugzeug sofort entdeckt haben und dass es unseren Luftraum verlassen hat, nachdem es die Nachricht bekam, dass der Luftraum verletzt wurde“, sagt Polens Innenminister Tomasz Siemoniak dem Sender TVN24. Das Außenministerium werde die Situation bewerten und darauf reagieren. (rtr)

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