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Kürzungen bei US-KlimaforschungUSA are fired

Die Trump-Regierung zerstört Institutionen, die ihr nicht in den Kram passen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch die Klimaforschung treffen würde.

Auch die Waldbrände Anfang des Jahres in Los Angeles ändern nichts daran, dass Donald Trump die Klimaforschung abwürgen will Foto: Caroline Brehman/epa

Washington taz | Das radikale Vorgehen der Trump-Regierung hat in den vergangenen Wochen nicht nur in Washington für große Unruhe gesorgt. Auch über die Grenzen der US-Hauptstadt hinaus sorgen sich viele über den Versuch, den Regierungsapparat zu verkleinern und mit Trump-Loyalisten zu besetzen. Zu dieser Gruppe gehören auch Klima- und Umweltforscher, da wichtige Klimadaten nach und nach von den Webseiten der US-Behörden verschwinden.

„Ob Hurrikanschäden in Tennessee und North Carolina oder Waldbrände in Los Angeles, jetzt ist für uns nicht der richtige Zeitpunkt, die Mittel und Ressourcen für die Datenerfassung zu kürzen. Denn ohne Daten fliegen wir blind“, sagte Gabriel Watson, Datenwissenschaftler für die Umweltpolitikorganisation Environmental Policy Innovation Center.

Watson gehört zu den Tausenden in den USA, die täglich auf Regierungs-Klimadaten angewiesen sind, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Ohne diese Daten fehlt die Grundlage für objektive Analysen, erklärte er der taz.

„Ich arbeite mit Systemen, mit denen 99 Prozent der Bevölkerung nie etwas zu tun haben werden. Doch genau diese Systeme sind dafür verantwortlich, die Weichen zu stellen, die die Lebensqualität der Menschen entweder verbessern oder verschlechtern. Die Menschen werden erst verstehen, wie wichtig diese Daten sind, wenn es sie nicht mehr gibt“, sagte Watson.

160 Mitarbeiter der Umweltschutzbehörde mussten gehen

Die Säuberung der Internetseiten ist Teil von Trumps Plan, die Regierung effizienter zu gestalten. Mithilfe von Milliardär und Regierungsberater Elon Musk sollen Regierungsbehörden vor allem bei Personal und Finanzen abspecken. Das große Ziel ist es, den angeblichen Missbrauch und Verschwendung von Steuergeldern zu minimieren.

Mit der Abwicklung der US-Behörde für internationale Entwicklung USAID haben Trump und Musk bereits gezeigt, dass sie es ernst meinen. Und da Trump ein bekannter Leugner des Klimawandels ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Umweltbehörden betroffen sind.

Mehr als 160 Mitarbeiter der Umweltschutzbehörde EPA, vor allem im Bereich Klimagerechtigkeit, wurden entlassen, weitere Kündigungen werden erwartet. Auch das Datenprogramm EJScreen, das Politikern half, die möglichen Auswirkungen einer Entscheidung auf die Umwelt und die Menschen besser beurteilen zu können, wurde abgeschaltet.

Doch das könnte erst der Anfang sein. Russell Vought, Leiter der Haushaltsbehörde OMB und Mitgestalter des konservativen Regierungsplans „Project 2025“, plant weitere Kürzungen. Er will öffentliche Bedienstete als „Bösewichte“ darstellen.

„Wir wollen, dass die Bürokraten traumatische Erfahrungen machen. Wenn sie morgens aufwachen, wollen wir, dass sie nicht zur Arbeit gehen wollen, weil sie immer häufiger als die Bösewichte angesehen werden. Wir wollen, dass ihre Finanzierung eingestellt wird, sodass die EPA nicht alle Vorschriften gegen unsere Energieindustrie durchsetzen kann, da sie finanziell nicht über die nötigen Mittel verfügt“, sagte Vought in einer Rede vor Trumps Wahlsieg, die vom Investigativportal ProPublica veröffentlicht wurde.

Düstere Zukunft

Die Sorge, dass Behörden wie die EPA ausgehöhlt werden, hat gemeinnützige Organisationen und Freiwillige dazu veranlasst, so viele Daten wie möglich zu archivieren. Doch auch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Datenwissenschaftler Gabriel Watson erklärt, dass die Archivierung nur den aktuellen Stand erfasst, der oft schon veraltet ist. „Wir sprechen über Hunderte, Tausende von Menschen, die die Daten sammeln und sie aktualisieren“, sagte er.

Angesichts der aktuellen Situation ist fraglich, ob die Bundesregierung weiterhin Gelder bereitstellt, um Daten zu sammeln, zu aktualisieren und miteinander zu verknüpfen, um einen vollständigen Überblick zu erhalten. Watson sagt: „Diese Unsicherheit, ob es Gelder für die Überwachung der Luftqualität, für Klimaresilienz und für das Pflanzen von Bäumen in Zukunft geben wird, ist für viele Menschen schwer zu ertragen. Ich glaube, dass es im Moment in vielen Organisationen im Klimabereich wirklich großes Leid gibt. Ich und andere, die einen sicheren Job haben, sind in einer Position, sich aktiv dagegen zu wehren, doch ehrlich gesagt glaube ich, dass die Zukunft düster ist.“

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5 Kommentare

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  • Mal sehen wie lange es dauert bis der gewöhnliche US-Bürger merkt, daß sein Land gerade zerstört wird.

  • Verbieten, einsperren oder abschaffen, was einem nicht in den Kram passt - dafür wird man doch schließlich Diktator.

  • Der Punkt ist ja nicht nur, dass Trump Amerika beim Klimaschutz nicht mehr mitmacht, das ist schon schlimm genug, sondern dass er den Rest der Welt unter Druck setzt, ebenfalls keinen Klimaschutz mehr zu betreiben. Jetzt fehlt er beim G20-Gipfel, weil dort übers Klima gerede wird und ihm das nicht passt (unabhängig von der vorgeschobenen Geschichte mit Südafrika als Standort, der Musks Vorfahren "schlecht behandelt" habe).



    Es ist nur eine Frage der Zeit, dass er es so macht wie bei den Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsprogrammen. Wer solche Programme noch weiterbetreibt, kann sich eine Partnerschaft mit Amerika abschminken. In Zukunft kann Trump sagen, wenn die Europäer weiter ihren Klimaschutz betreiben, bestrafen wir sie (Zölle, Handelsblockade, zurnot Aufkündigen des Atomwaffenschutzschirms ...) und schließen sie aus. So wie er AP von seinen Pressekonferenzen ausschließt, weil sie ihm nicht folgen.

  • Spitzenforschung wieder nach Europa holen. Migration für US-Bürger mit hohem Bildungsgrad nach Europa fördern.

    • @Manzdi:

      Ist längst im Gange 🙂



      Wobei es meist um andere Forschungsfelder geht. Man kann aber nicht alle aufnehmen…



      Und es hilft natürlich nicht dagegen, dass Klimadaten in den US abgeschaltet werden. Diese rFeldzug ist wirklich so unsinnig, wie nur was.