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die dritte meinungEine nachhaltige Massentierhaltung gibt es nicht, sagt Tierschützer Volker Gaßner

In Baku treffen sich Staats- und Regierungsvertreter:innen, um den Weg zu einer klimafreundlicheren Zukunft zu ebnen. Dabei geht es, wie so oft, ums Geld: Wer zahlt die Rechnung? Bei der COP29, der „Finanz-COP“, wird entschieden, wie die versprochenen 100 Milliarden Dollar von den Industrieländern verteilt werden: Hier wird die Basis dafür gelegt, in welche Sektoren das Geld künftig fließen soll, um Emissionen zu senken und Klimafolgen abzufedern.

Ein Sechstel der menschengemachten Treibhausgase stammt aus der Tierhaltung. 54 Prozent davon gehen auf Methan zurück, das Rinder ausstoßen. Auch der massive Einsatz von Düngemitteln und die Abholzung von Wäldern für Futtermittel tragen erheblich zur Klimakrise bei. Dennoch fließen nur 4,3 Prozent der Klimafinanzierung in die Landwirtschaft.

Die Fleischindustrie setzt auf „nachhaltige Intensivierung“. Dabei geht es darum, die Emissionen pro Kilo tierischem Produkt zu senken, ohne die Emissionen insgesamt zu reduzieren – ein gefährlicher Irrweg. Kurzfristige Lösungen verschieben das Problem nur. Auch Biogas aus Gülle bringt Fehlanreize: Mehr Gülle bedeutet mehr Massentierhaltung und somit erneut höhere Emissionen.

Dabei liegt die Lösung auf der Hand: Die Gesamtzahl der Tiere muss deutlich sinken. Nur so lassen sich Emissionen nachhaltig reduzieren. Und nur so wird Milliarden von Tieren Leid erspart. Jährlich werden über 83 Milliarden Tiere unter oft katastrophalen Bedingungen geschlachtet. Eine „nachhaltige“ Massentierhaltung gibt es nicht.

Die Klimafinanzierung bietet die einmalige Chance, zukunftsfähige Landwirtschaft zu fördern. Klein­bäue­r:in­nen und nachhaltige, lokale Landwirtschaft müssen unterstützt werden. Traditionelle Weidesysteme, die Tiere in die Natur integrieren, bieten Lösungen für Klima und Tierschutz.

Volker Gaßner

ist Diplombiologe. Seit April 2024 leitet er den deutschen Standort der globalen Tierschutzorganisation Vier Pfoten, die auch mit einer Delegation auf der COP29 in Baku vertreten ist.

Ohne eine deutliche Verringerung der Nutztierzahlen weltweit sind die Klimaziele nicht zu erreichen. Jetzt ist die Zeit, Subventionen in regionale, ökologische Modelle umzulenken.

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