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Elon Musk und die US-PolitikZwei, die Dinge zerschlagen

Kommentar von Svenja Bergt

Elon Musk rückt mit Trump zunehmend ins Zentrum der US-Politik. Mit seinen wirtschaftlichen Interessen entsteht ein gefährlicher Cocktail.

Hat sich an den künftigen US-Präsidenten Trump rangewanzt: Elon Musk Foto: Alex Brandon/AP/dpa

D ie NASA hat ein Problem. Ach was, eines – einen ganzen Haufen. Das offensichtlichste: Zwei Astronaut*innen, die eigentlich nur etwa eine Woche auf der Internationalen Raumstation bleiben sollten, verbringen dort nun ein gutes halbes Jahr. Grund dafür sind technische Probleme bei der ursprünglich für die Rückreise vorgesehenen Raumkapsel von Boeing. Retter in der Not wird nun ausgerechnet Elon Musk werden: Dank der „Crew Dragon“-Kapsel von dessen Unternehmen SpaceX wird die NASA die beiden Gestrandeten im kommenden Jahr zurückholen können.

Ein noch eher junges Unternehmen (SpaceX), das etwas besser hinbekommt als eine staatliche Institution (NASA) samt deren etabliertem Partner (Boeing) – das dürfte ganz nach dem Geschmack von Multimilliardär Elon Musk sein.

Der reichste Mann der Welt, der vor zwei Jahren die Online-Plattform Twitter übernommen und zum Online-Moloch X umgebaut hat, vertritt radikal rechte und libertäre Positionen. Und er wird vom frisch gewählten nächsten US-Präsidenten Trump immer mehr ins Zentrum der US-Politik gestellt. Trump schwärmte: „Ein neuer Star ist geboren – Elon.“ US-Medien zufolge war Musk zuletzt bei einem Telefonat von Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj anwesend und hörte mit. Trump hat zudem bereits angekündigt, dass Musk eine ganz spezielle Position in seiner Regierung bekommen soll: als eine Art Berater, um den Staat und seine Institutionen auf Effizienz zu trimmen.

Aus einem Staat ein Start-up machen – das dürfte ebenfalls gut zu Musk passen. Zur Erinnerung: Nach seinem Einstieg bei X, damals noch Twitter, warf Musk erst einmal einen Großteil der Belegschaft raus. Und auch aus seinen restlichen Unternehmen berichten Insider*innen, dass es Musk vor allem um zwei Dinge gehe: einen immensen Workload all derer, die dort arbeiten, aufrechtzuerhalten. Und gleichzeitig alles, was nicht seinen Vorstellungen von Effizienz entspricht, zu streichen. Von einem unter diesem Gesichtspunkt umgebauten Staat dürfte am Ende ähnlich wenig übrig bleiben wie von einem Menschen, der es mit der in den USA populären Abnehmspritze Ozempic etwas übertrieben hat – und der nach ein paar Monaten nur noch als eingefallener Schatten des einstigen Selbst existiert.

Musk hat geopolitische Interessen

Mit den diversen Unternehmen, in die Musk involviert ist – die Weltraumfirma SpaceX, die Plattform X/Twitter, die Neurotechnologie-Firma Neuralink und E-Auto-Hersteller Tesla – verfolgt er zudem eigene Agenden. Beispiel Tesla. Eine der Hürden für dessen Projekt, Fahrzeuge als autonome Taxis auf die Straßen zu bringen, sind die Zulassungsprozesse. Die liegen aktuell bei den US-Bundesstaaten. Würde es Musk mit Verweis auf größere Effizienz schaffen, den Zulassungsprozess auf eine nationale Ebene zu heben und für seine Teslas das Okay bekommen – der Absatz der Fahrzeuge könnte rasant steigen. Nicht ganz irrelevant für Musk, dessen Vermögen zu einem großen Teil auf den Tesla-Aktien beruht, die dann im Wert deutlich steigen würden. Kein Wunder, dass bereits direkt nach der Wahl Trumps die Tesla-Aktie deutlich zulegte und Musk als reichsten Menschen der Welt noch reicher machte.

Gleichzeitig hat Musk mit Tesla auch geopolitische Interessen: Für die Akkus der E-Autos ist er auf China angewiesen. In dem Land gibt es zwar nicht alle für die Produktion benötigten Rohstoffe, doch China setzt viel daran, die in anderen Ländern befindlichen Ressourcen zu kontrollieren. Gute Beziehungen zu China sind für Tesla also wichtig – Trump dagegen setzt auf Konfrontation.

Recht und Gesetz nimmt Musk nicht so genau

Beispiel SpaceX. Das Unternehmen baut nicht nur Raumkapseln und Raketen, sondern betreibt auch das Satellitennetzwerk Starlink. Das wird zunehmend zum geopolitischen Spielball von Musk. Die Satelliten können Internet auch in Kriegs- und Krisengebiete bringen, wo die Infrastruktur am Boden zerstört ist. In der Ukraine wurde Starlink bald nach Beginn des russischen Angriffs zu einem zentralen Element der Kommunikationsinfrastruktur, Musk selbst hatte es als Rückgrat der Kommunikation bezeichnet. Würde Musk in einem Tauschgeschäft mit Trump, vielleicht gegen erleichterte Zulassungsprozesse für Tesla, gegen einen guten Posten im Verteidigungsministerium für den einen oder die andere verdiente SpaceX-Mitarbeiter*in, gegen Steuererleichterungen oder gegen weitere Verträge für Produkte aus dem Musk’schen Universum, zum Beispiel SpaceX-Technologie für die NASA, Starlink in der Ukraine einschränken oder abschalten – die Folgen für das Land wären gravierend.

Kein Wunder, dass direkt nach der Wahl Trumps die Tesla-Aktie deutlich zulegte und Musk noch reicher machte

Gleichzeitig nimmt es Musk mit Recht und Gesetz nicht immer so genau. Das zeigen diverse Fälle, in denen Musk oder seinen Firmen Verstöße unter anderem gegen Arbeitsrecht, Börsen- und Umweltvorschriften vorgeworfen wurden. Zuletzt verhängte die US-Luftaufsichtsbehörde Federal Aviation Administration (FAA) im September Bußgelder gegen SpaceX in Höhe von rund 633.000 US-Dollar. Das Unternehmen soll Sicherheitsmaßnahmen beim Start umgangen haben.

Es ist nicht das erste von der FAA gegen das Unternehmen verhängte Bußgeld, und die FAA ist nicht die einzige Behörde, mit der SpaceX im Konflikt liegt: In Texas untersuchen Behörden Fälle von Umweltverschmutzung durch das Unternehmen. Eine ausgedünnte Verwaltung, die entsprechenden Hinweisen nicht mehr nachgehen kann, läge also ganz im Interesse von Musk. Denn all das sind eigentlich nur Hürden auf dem Weg zu seinem – nach aktuellem wissenschaftlichen und technischen Stand extrem unrealistischen – Ziel: den Mars zu besiedeln.

„Move fast and break things.“ Dieser doppeldeutige Spruch aus dem Tech-Business, schnell zu handeln und dabei Dinge grundlegend zu verändern, zu zerschlagen – er klingt wie die Überschrift gleichermaßen für Musks Handeln wir für Trumps bevorstehende Präsidentschaft.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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19 Kommentare

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  • Wer weiß, wer weiß wer nächster Präsi wird ...

    Elon, Elon ick hör' dir trapsen...

    • @Bolzkopf:

      Nö, viel zu grosser Aufwand, lieber eine Marionette auf dem Präsidentenstuhl.

    • @Bolzkopf:

      Um in den USA Präsident zu werden, müsste er in den USA geboren sein, und das ist Musk nicht.

  • Eine Enteignung der in den USA zunehmenden Oligarchie sollte vorangetrieben werden. Es war schlau von Musk (und anderen Superreichen) sich auf Trumps Seite zu schlagen. Die Oligarchie wird die (zuvor von dieser Kaste ausgenommenen) Armen zunehmend auf die Straße treiben. Die Schere zwischen Superreichen Machthabern und Armen lässt sich zur bis zum Anschlag der Schere treiben. Danach zerbricht das System.

    • @Knuth W.:

      Wer soll diese Enteignung denn durchführen?

    • @Knuth W.:

      Die aktuelle Situation nach der US Wahl wird jede Veränderung mindestens auf viele Jahre verhindern. Wenn nicht für immer, angesichts der Machtfülle Trumps.

  • Dass ein Kapitalist es mit Gesetzen nicht so genau nimmt, wenn es der Rendite gut tut, nichts Neues, dass Kapitalisten bei Krieg und Frieden mitreden wollen, wenn ihre Interessen betroffen sind (man denke nur an die Kriegszeilprogramme der deutschen Industrie 1914) auch nichts Neues. Was uns aber Angst machen muss, sind die libertären Ideen eines Elon Musk, eines Peter Thiel und vieler anderer, deren Programm darin gipfelt, den (demokratischen) Staat zugunsten einer "freien", nur durch Vertragsbeziehungen gestalteten Assoziation zu ersetzen. Also: Abschaffung aller die Schwächeren schützenden Gesetze und Institutionen, das Ganze verbrämt als die Freisetzung der Marktkräfte, die alles besser können als Staaten. Der in Argentinien herrschende Anarchokapitalist Milei ist ein weiterer Vertreter dieses marktradikalen Flügels des Neoliberalismus. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.

  • Trump ist 78, er hat nach allgemeiner Lebenserwartung noch gut acht Jahre zu leben, davon bleiben ihm wahrscheinlich nur vier in akzeptabler Form für sein Amt. In diesen vier Jahren kann er, wenn er sein eigenes Drehbuch zur Machtergreifung umsetzt, mithilfe von Executive Orders und X / Fox als seinen Verkündungsorganen alle übrigen Medien zusammenstreichen, unliebsame Ministerien abschaffen, die Steuerbasis erodieren lassen und Staatsaufgaben inbesondere zugunsten von Musks Konzernen privatisieren, das Repräsentantenhaus marginalisieren, die Justiz mangels Besetzung handlungsunfähig machen. Musk ist jetzt 53. Er ist bereits jetzt der mächtigste Mann der USA nach dem Präsidenten und faktisch dessen rechte Hand. Er könnte Trump in vier Jahren in einem Zeitpunkt beerben, in dem von den Checks und Balances eh nicht mehr viel übrig sein wird. Ob dann formal noch eine Wahl stattfinden soll, ist eigentlich egal, das Ergebnis stünde wie in allen Autokratien womöglich schon fest. Seine Regentschaft wäre lang, unerträglich lang für uns Europäer. Wir müssen uns so oder so neue Verbündete suchen, vielleicht könnten es die Inder sein? Das wäre mal cool.

    • @hedele:

      Wann bitte war Trump denn jemals in akzeptabler Form für ein solches Amt - sofern er es nicht in den USA ausüben soll.

      Wenn man die Entwicklung kennt, wie alles Gute und Positive von USA zu uns herüberkomplimentiert wird: Viel Spaß, der Letzte macht das Licht aus...

  • Viele haben Trump gewählt, weil sie die Washingtoner "Blase" -in der Hauptsache natürlich "nur" die Demokraten- für rettungslos korrupt halten. Das stimmt zwar nicht komplett - aber es ist eben auch wahr, dass ein Mandat im Kongreß ein Ticket ist, reich zu werden - wenn man es nicht schon sein muß, um es zu bekommen.



    Und von Trump - und natürlich umso mehr von Elon Musk- glauben sie, die seien reich genug, damit sie "frei" agieren können, weil sie das bisschen Geld zusätzlich nicht nötig haben.



    Sie übersehen dabei, dass das "reich sein" gerade in den USA nur zwei Arten von Menschen erreichen: 1-die mit dem goldenen Löffel bei der Geburt=reiche Erben wie Trump. 2- die selfmade-Millionäre&Milliardäre wie Musk.



    Beide Typen leben mit allen Fasern das Ziel: reicher werden. Es gibt kein "genug". Jenseits der Grenze, an der man Geld zu Fenster rausschmeißen kann (wie "Twitter kaufen") und es zur Tür wieder rein kommt- scheffelt man nicht Geld des Geldes wegen, der Kick ist ein anderer - und der hört nicht auf, nur weil man Präsdident und Trump-Flüsterer geworden ist. Man scheffelt Geld (mit der daran hängenden Macht), weil man das schon ewig so gemacht hat.



    Junkies halt...

    • @Monomi:

      Musk stammt entgegen der beliebten Erzählung aus einem sehr reichen Elternhaus. Ob ihm sein Aufstieg auch ohne das elterliche Startkapital gelungen wäre, ist mehr als fraglich. Sich geschäftlich geschickter anzustellen als Trump war jetzt nicht soo schwer.

      • @Systemknecht:

        Selbst wenn: auch wohlhabende Eltern können nicht den Weg ebnen, wie Elon Musk ihn genommen hat - da muss mehr sein als nur ein nettes Startkapital.



        Trump hat nachrichtlich in den frühen Jahren erst einmal 300 Mill. $ von Papa in den Sand gesetzt, bevor so etwas wie Kapitalvermehrung stattfand.

      • @Systemknecht:

        Das sehr reiche Elternhaus von Musk ist so eine beliebte Erzählung...

        • @Mustardman:

          Musks Vater ist mehrfacher Millionär. Und es war letztlich genug da, um St. Elons Startups ins Spiel zu bringen. Solche Voraussetzungen hat halt nicht jeder.

        • @Mustardman:

          Beliebt oder nicht ist nicht die Frage. Die Frage ist: trifft es zu?

          • @Stechpalme:

            Nach allem was man weiß trifft es nicht zu. Musks Vater war ein Berwerksingenieur mit etlichen Versuchen, in Südafrika zu Geld zu kommen, darunter als Buschpilot und Anteile einer Smaragdmine, aber mehr als phasenweise wohlhabend war er nicht. Die Mine hat ein paar hunderttausend Dollar abgeworfen, arm war die Familie nicht, aber auch nicht "sehr reich". Sein Vater ist ein paar Jahre später Pleite gegangen, nachdem Elon nach Kanada ausgewandert ist (wo seine Mutter herkam).

            Elon ist zu seinem Geld gekommen, nachdem er die Gewinne aus Verkäufen von Softwareunternehmen, an denen er massiv beteiligt war, in weitere Unternehmen gesteckt hat: Zip2 (verkauft an Compaq), dann X.com/Paypal (verkauft an eBay), mit dem Geld daraus hat er je zur Hälfte SpaceX gegründet und Tesla gekauft (das damals aus ungefähr drei Leuten bestand und kein Produkt hatte). Sein heutiger Reichtum besteht aus seinen Anteilen an SpaceX und Tesla, die beide extrem viel Geld wert sind.

            Ja, seine Familie war sicher nicht bitterarm, vor allem für südafrikanische Verhältnisse, aber auch nicht stinkreich. Dieses "geboren als Multimilliardär" ist schlicht unzutreffend und letztlich auch nur Fake News.

            • @Mustardman:

              " Dieses "geboren als Multimilliardär" ist schlicht unzutreffend und letztlich auch nur Fake News."

              Klassischer Strohmann. Niemand behauptet, er als "Multimilliardär" geboren, oder sei Vater sei einer. Kann sein, dass sich angesichts seines absurden heutigen Reichtums die Maßstäbe verschieben, aber als Sohn ein Multimillionärs* startet man von einer Position, welche die meisten Menschen niemals erreichen werden.

              * Errol Musk wird realistisch auf etwa 2 Millionen Dollar geschätzt. Dass er mit seiner (übrigens weitgehend illegalen) Minenoperation "ein paar hundertausend Doillar) verdient hat, verschweigt (bewusst?) seine sonstigen Einkünfte, u.a. aus Immobilien. Auch der Hinweis, er sei "pleite gegangen" verschleiert eher, als dass er hilfreich ist. Auch Donald Trump ist mehrfach pleite gegangen. Das heißt bei richtig reichen Leuten nicht all zu viel.

              Niemand bestreitet, dass Musk ein geschickter Investor ist, aber dass er quasi von Null gestartet sei, ist einfach falsch. Und erfunden hat er nun mal gar nichts, aber das ist ein anderes Thema.

    • @Monomi:

      Muss man denn noch aktiv Geld scheffeln?



      Es genügt, das System zu erhalten, welches einem Geld in unkontrollierbarer Menge aufdrängt, wenn der Anfang erst mal gemacht ist.

      • @Erfahrungssammler:

        Stimmt: Mann muss nicht. Systemerhaltung genügt.



        Aber die zwei Typen Trump und Musk können es eben nicht einfach dabei belassen - so ticken sie beide nicht. Mehr als "Genug" ist nicht genug.