Kinder fragen, die taz antwortet: Verstehen Wespen Marienkäfer?

Wir beantworten Fragen von Kindern. Iggy, 6 Jahre, möchte wissen: Können Wespen und Marienkäfer sich verstehen?

Wespen und Marienkäfer auf einer Birne.

Treffen sich Wespen und Marienkäfer auf einer Birne Foto: imago

Auf eine gewisse Weise: ja, tatsächlich! Zwar können Wespen und Marienkäfer sich nicht „unterhalten“, und ob Insekten überhaupt in unserem Sinne irgendetwas „verstehen“, ist nochmal eine ganz andere Frage. Sie haben nämlich nur ein winziges, sehr einfach gebautes Gehirn. Aber es gibt in der Natur eine Art Sprache, die von vielen Tieren verstanden wird. Da ist sogar egal, welcher Tierart sie angehören.

Sowohl Wespen als auch Marienkäfer geben solche Signale ab – mit ihrer Färbung. Schwarz-Gelb ist eine allgemein verständliche Warnung. Damit sagt die Wespe anderen Tieren, dass man sie besser in Ruhe lässt, weil sie stechen kann und giftig ist. Der Feuersalamander beispielsweise ist auch auffällig schwarz-gelb gefärbt und weist damit auf seine Giftigkeit hin. Wenn du dich selbst beobachtest, merkst du es auch: Siehst du ein auffällig leuchtend schwarz-gelb gefärbtes Tier bist du sofort vorsichtig, ohne groß darüber nachzudenken.

Auch die schwarz-rote Färbung des Marienkäfers hat eine Botschaft. Sie zeigt Vögeln an, dass der Käfer nicht gut schmeckt. Aus demselben Grund sind auch Feuerwanzen oder manche tropische Frösche so gefärbt. Man könnte sagen: Die Tiere haben sich darauf geeinigt, dass bestimmte, auffällige Farbkombinationen ernstzunehmende Warnungen sind.

Eine besondere Wespenart versteht Marienkäfer aber sogar noch viel besser: die Brackwespe. Sie weiß, dass die Käfer dank ihrer die rot-schwarzen Färbung nur selten von Vögeln gefressen werden. Deshalb – Achtung, jetzt wird es gruselig! – sticht die Brackwespe Marienkäfer und legt ihre Eier in sie hinein. Die Wespenlarve frisst sich dann in den nächsten drei Wochen durch den Marienkäfer hindurch, tötet ihn dabei aber nicht. Später bohrt sie ein Loch in seinen Bauchpanzer, krabbelt nach draußen und verpuppt sich zwischen seinen Beinen.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Der Käfer ist durch den Angriff der Wespenlarve inzwischen zwar gelähmt, lebt aber immer noch. Er wird so zu einem lebenden Schutzschild für die ansonsten völlig wehrlose verpuppte Wespe. Vorbeifliegende Vögel sehen nur die Warnfärbung des Käfers und lassen das Wespenpuppen-Käfer-Team deshalb einfach in Ruhe.

Unglaublich, aber wahr: Viele Marienkäfer überleben diesen Missbrauch sogar und manche erholen sich von der Lähmung. Sie krabbeln, wenn die fertige Wespe endlich geschlüpft und abgeschwirrt ist, einfach weiter ihres Weges!

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