Meduza-Auswahl 8. – 14. August: Spion oder Journalist?

Pablo González saß in Polen als russischer Spion ein, und betonte stets einfach nur Journalist zu sei. Was über den beim Gefangenendeal Befreiten bekannt ist.

Pablo González, zweiter von rechts, am 1. August bei seiner Ankunft am Moskauer Flughafen Foto: Gavriil Grigorov/sputnik/ap

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 8. bis zum 14. August 2024 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Pablo González – Journalist und Spion

Pavel Rubzow, oder Pablo González, nickt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu und lächelte ihn an. Doch im Gegensatz zu den anderen im Gefangenenaustausch Befreiten hält er sich mit Gesten zurück. Rubzow kehrte aus Polen nach Moskau zurück. Polnische Sicherheitskräfte hatten ihn am 28. Februar 2022, dem vierten Tag der Invasion Russlands in die Ukraine, sieben Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt festgenommen. Er wurde beschuldigt, für den russischen Militärnachrichtendienst (GRU) zu arbeiten, und verbrachte mehr als zwei Jahre in Einzelhaft. Während dieser ganzen Zeit beteuerte er, er habe nicht spioniert, sondern für spanische Medien eine Reportage über Flüchtlinge aus der Ukraine gedreht.

Meduza fasst seinen Lebenslauf in diesem Artikel (russischer Text) zusammen. Er war ein „guter Student mit einem russischen Vater“, erzählt Pablos Professor von der Universität in Barcelona gegenüber Meduza. Dort hatte Rubtsov an der Fakultät für Journalismus studiert und einen Master in slawischer Philologie absolvierte.

Gonzalez machte Karriere als Journalist und positionierte sich als Experte für Osteuropa und den Balkan – und für all die nicht anerkannten Gebiete, die nach dem Zusammenbruch der UdSSR entstanden, etwa Transnistrien. Er gründete außerdem eine eigene Website namens Eulixe.

Dieser Artikel lässt sich auch anhören: Als Radiobeitrag des neuen Projektes Radio Meduza.

Behandlung wider Willen

Die Freilassung von russischen politischen Gefangenen machte in den letzten Wochen Schlagzeilen. Doch es bleiben Hunderte von Menschen weiterhin eingesperrt. Oft ist ihre einzige Tat, sich dem Angriffskrieg gegen die Ukraine widersetzt haben. Meduza beschreibt, wie inmitten dieser kriegsbedingten Unterdrückung Andersdenkender Russland zum System der „Strafpsychiatrie“ zurückkehrt. Und damit Menschen zu medizinischen Behandlungen zwingt.

Die unabhängige russische Medienkooperative Bereg hatte dazu recherchiert, das Exilmedium Meduza den russischen Originaltext auf Englisch zusammengefasst.

Die Zahl von „medizinischen Zwangsmaßnahmen“, die seit Februar 2022 von Richtern ausgesprochen wurden, hat deutlich zugenommen. Laut Online-Gerichtsakten haben russische Richter seit Februar 2022 in mindestens 86 Fällen eine nicht freiwillige Behandlung angeordnet.

Warum YouTube in Russland nicht mehr funktioniert

Seit fast zwei Wochen funktioniert landesweit die Wiedergabe von Videos auf der Plattform YouTube nicht mehr. Laut Kreml liege das an Google, die seit Februar 2022 die Server vernachlässigt hätten, weil sich der Tech-Riese aus Russland zurückzog. Meduza legt in diesem Artikel (englischer Text) Beweise vor, die zeigen: Die Bundesbehörde Roskomnadsor ist tatsächlich für die plötzlichen Zugangsprobleme verantwortlich.

Anfang August berichtete eine Quelle aus der russischen Telekommunikationsbranche gegenüber dem Exilmedium, dass die staatliche Zensurbehörde beschlossen habe, die Datenübertragungsgeschwindigkeiten von YouTube auf 128 Kilobit pro Sekunde für private Internetverbindungen zu reduzieren. So ist es zwar möglich, Audio zu hören, aber nicht, Videos in guter Auflösung zu streamen.

Neue Einblicke in alte Werke

Einer der größten literarischen Beststeller in Russland war jüngst Pavel Basinskys Buch „Die wahre Geschichte von Anna Karenina“. Dabei ließ der zeitgenössische Schriftsteller seine Le­se­r*in­nen in den Kontext der von Lew Nikolajewitsch Tolstoi in seinem Buch beschriebenen Epoche eintauchen. Meduza spricht mit dem Literaturkritiker Nikolai Alexandrov über die Neuveröffentlichung klassischer russischer Werke – mit Kommentaren.

Alexandrov (russischer Text) analysiert in dem Exilmedium: „Der Umfang der Notizen ist überraschend. Alles wird erklärt: die historischen Gegebenheiten, die Besonderheiten der Kartenbegriffe, die Karten selbst, die Methoden des Betrugs, die Kleidung, die Frisuren, die dekorativen Details, die Bedeutung der Ränge und Ränge, die Topographie von St. Petersburg, das Wetter in St. Petersburg und der Charakter der Wohnungseinrichtung“. Der Zeitgeist, in dem die Bücher geschrieben wurden, wird so verständlicher.

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