Schwitzen in der U-Bahn: Der heißeste Ort Berlins

An Berliner Hitzetagen ist es auch in den U-Bahnen der BVG heiß. Klimaanlagen gibt es nirgendwo, auch nicht in den Wagen der neusten Generation.

Hier wird es immer Sommer ganz besonders heiß, denn die U2 fährt oberirdisch und wird durch die Sonne gewärmt Foto: Monika Skolimowska

BERLIN taz | Wer schon mal an einem Nachmittag im August in einer vollen Berliner U-Bahn einen Platz am Kippfenster erkämpft hat, weiß, wie wohltuend Fahrtwind sein kann. Schweißperlen auf der Stirn trocknet er mühelos, überdeckt dabei noch den Geruch der Mitfahrenden durch den unverwechselbaren U-Bahn-Duft nach Schleifkohle und Holzschwellen.

Im Sommer kämpfen Ber­li­ne­r*in­nen nicht nur mit den üblichen Herausforderungen des U-Bahn-Fahrens – Ausfälle, Verspätungen, erratische Zeitanzeigen am Bahnsteig –, sondern auch mit der Hitze. Denn in den U-Bahnen übersteigt die Temperatur am Nachmittag oft die Außen­temperatur. Das liegt laut BVG zum einen an den ­Fahrgästen, die ihre eigene ­Körperwärme in die Waggons strahlen. Dazu kommt auf Außenstrecken auch noch der ­Wärmeeintrag durch die Sonnenstrahlung.

Klimaanlagen gibt es nicht, auch nicht in der neusten U-Bahn-Generation, die erst in diesem Jahr bei der BVG eingetroffen ist und mindestens bis Mitte 2050 im Einsatz bleiben soll. In Berlin wird also noch lange geschwitzt, Tendenz steigend, denn der Klimawandel bringt immer mehr Hitzetage über 30 Grad. Die Hauptstadt ist der Ort, der bundesweit die meisten davon aufzuweisen hat.

Laut BVG kann sich aber an der U-Bahn-Hitze gar nichts ändern. Denn Klima­anlagen bräuchten viel Raum, üblicherweise werden sie bei Bahnen auf dem Dach angebracht. Viele der Berliner U-Bahn-Tunnel wurden allerdings Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, sie sind sehr schmal. Die U-Bahn-Züge sind genau an die Tunnel ­angepasst, es ­bleiben nur wenige Zentimeter in alle ­Richtungen und für einen Aufbau nach oben ist kein Platz. Zudem würden die engen ­Tunnel durch die Abwärme der ­Klimaanlagen viel zu stark erhitzt.

Kippfenster und Kühltücher gegen die Hitze

Die BVG weist auch darauf hin, dass die Klimaanlagen in den U-Bahnen besonders viel Energie verbrauchen würden, weil die Türen sich hier ungefähr minütlich öffnen und immer wieder warme Luft reinkommt. Mit Klimaanlagen würden die Bahnen rund 30 Prozent mehr Energie verbrauchen, das sei nicht wirtschaftlich und außerdem umweltschädlich.

Die BVG tröstet U-Bahn-Fahrende damit, dass die U-Bahnen durch die Kippfenster immerhin sehr gut belüftet seien. Mit geöffneten Fenstern helfen sich auch U-Bahn-Fahrer*innen an ihrem Arbeitsplatz. An besonders heißen Tagen verteilt die BVG auch wo möglich gekühlte Getränke an ihre Arbeitnehmer*innen. Profis empfehlen außerdem Kühltücher, Fächer oder automatische Handventilatoren. Wem das nicht reicht, dem hilft wohl nur Bus fahren – anders als die Fahrpläne sind hier die Klimaanlagen zumindest einigermaßen zuverlässig.

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