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Volkswagen-Gewerkschaft in den USAVW-Arbeiter haben die Wahl

Im VW-Werk in Tennessee stimmen die Beschäftigten erneut ab, ob künftig eine Gewerkschaft ihre Interessen vertreten soll. Diesmal könnte es klappen.

Bleiben die Befürworter der Gewerkschaft vorn? Zurückgelassene Wahlplakate vor dem Werk in Chattanooga Foto: Nick Carey/Reuters

Washington taz | Er gehört zu den Ausbildern im einzigen US-amerikanischen Volkswagen-Werk in Tennessee. Zach Castello ist seit nunmehr sieben Jahren Teil der dortigen VW-Familie. Und obwohl es, wie er sagt, der beste Arbeitsplatz seines bisherigen Berufslebens ist, will er mehr. Mehr Geld, mehr Gesundheitsvorsorge und mehr Mitspracherecht.

Aus diesen Gründen gehört Costello zu denjenigen im Werk, die in dieser Woche dafür stimmen werden, eine Gewerkschaft in der Fabrik zu gründen. Die knapp 4.300 wahlberechtigten Beschäftigten in dem Werk, in dem der Elektro-SUV ID.4 produziert wird, haben bis zu diesem Freitag Zeit, um darüber zu entscheiden, ob sie sich der Automobilgewerkschaft United Auto Workers, kurz UAW, anschließen wollen.

„Einige Leute sagen, dass die aktuelle UAW nicht mit der von 2019 zu vergleichen sei, und dem stimme ich zu. Die jetzige Führungsriege der Gewerkschaft ist viel energischer und viel mehr darauf konzentriert, gute Verträge und Deals für die Belegschaft auszuhandeln“, sagte Costello der taz.

Die Abstimmung im VW-Werk Chattanooga ist nach 2014 und 2019 bereits die dritte. Bei den ersten beiden Malen kassierte die UAW knappe Niederlagen. Doch jetzt sind die Vorzeichen besser. Grund dafür ist der Erfolg, den die Gewerkschaft im vergangenen Jahr bei ihren Verhandlungen mit den großen drei US-amerikanischen Autokonzernen Ford, General Motors und Stellantis – ehemals Chrysler – einfahren konnte.

Vorteil Gewerkschaft

„Beim letzten Mal fragten sich viele: Was bringt die Gewerkschaft? Ein großes Argument war unter anderem die Tatsache, dass Arbeiter in Gewerkschaftsbetrieben keine wirklichen Gehaltsvorteile hatten. Doch das ist nicht mehr der Fall“, erklärte Costello.

Bei den Verhandlungen mit den US-Autoherstellern setzte die UAW eine Gehaltserhöhung von 25 Prozent über vier Jahre durch, sowie eine Anpassung an die Lebenshaltungskosten. US-Präsident Joe Biden, der Gewerkschaften befürwortet, sagte im Anschluss, dass er einen solchen Tarifvertrag gerne „für alle Arbeiter in der Automobilindustrie“ sehen würde.

Die ausländischen Autohersteller im Land, zu denen auch die deutschen Marken BMW, Mercedes und Volkswagen gehören, haben nach dem Verhandlungserfolg der UAW zweistellige Gehaltserhöhungen verkündet. Arbeitsrechtsexperten sahen darin einen Versuch, einem möglichen Gewerkschaftsstreben in den Belegschaften entgegenzuwirken. Wie die jüngsten Entwicklungen allerdings zeigen, reichte dies nicht.

Kampf um den Süden

Ein Sieg der UAW würde ein wichtiges Zeichen an die Belegschaften von anderen Autobauern im Süden der USA senden. In den Südstaaten der USA sind Gewerkschaften historisch eher Ausnahmen und einer der Gründe dafür, warum viele in- und ausländische Konzerne in den vergangenen Jahrzehnten ihre Produktionsstätten dorthin verlegt haben. Auch die Produktionsstätten der deutschen Autobauer befinden sich ausschließlich in diesen Staaten.

Volkswagen erklärte in einer Stellungnahme gegenüber der taz, dass man die Rechte seiner Mitarbeiter respektiere und die Wahl zur Interessenvertretung unterstütze. „Volkswagen ist stolz auf unser Arbeitsumfeld in Chattanooga, das einige der bestbezahlten Arbeitsplätze in der Region bietet“, hieß es weiter.

Wie viele republikanisch dominierte Bundesstaaten ist auch Tennessee ein sogenannter Right-To-Work-Staat. Das heißt, Mitarbeiter, die nicht Gewerkschaftsmitglieder sind, müssen keine Beiträge zahlen, profitieren aber trotzdem von den Angeboten und Verträgen, die eine Gewerkschaft mit einem Arbeitgeber schließt.

Feindbild Tesla

Der republikanische Gouverneur von Tennessee, Bill Lee, hat im Vorfeld der Abstimmung in Chattanooga erklärt, dass VW-Mitarbeiter ihre Zukunft riskieren würden, wenn sie für die Einführung der Gewerkschaft stimmen. Castello beurteilt die Aussage des Gouverneurs kritisch, da sie seiner Meinung nach verdeutlicht, dass das Wohl der einzelnen Arbeiter für viele Politiker keine Priorität hat. „Was sie [Gouverneur Lee und andere] also im Grunde sagen, ist: Kommen Sie und gründen Sie ihr Unternehmen in Tennessee, wo Sie unsere Arbeiter ausbeuten können“, sagte er.

Trotz der jüngsten Erfolge sind Gewerkschaften wie die UAW weit von ihren Hochzeiten entfernt. Hatte sie in den 1970ern noch mehr als 1,5 Millionen Mitglieder, sind es aktuell knapp 370.000. Ein Wahlsieg in Chattanooga wäre der erste Schritt für sie, den Süden zu erobern. Mercedes, Hyundai und Toyota könnten folgen. Insgesamt will die UAW bis 2026 rund 40 Millionen US-Dollar in die Hand nehmen, um Autoarbeiter für ihre Sache zu gewinnen. Ein Augenmerk liegt auch auf Elon Musks Konzern Tesla. Dieser hatte sich in der Vergangenheit öffentlich gegen Gewerkschaften ausgesprochen.

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