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Umsatzeinbruch im EinzelhandelMenschen shoppen weniger

Im Einzelhandel bricht der Umsatz ein, Ökonomen warnen vor einer Schwäche des Konsums. Ein Lichtblick: Die Inflation sinkt auf 2,9 Prozent.

Weniger Konsum: Schlechte Geschäfte führen zu Filialschließungen, wie hier in Frankfurt Foto: rheinmainfoto/imago

Berlin taz | Die Inflation lastete vergangenes Jahr schwer auf den Menschen. Weil insbesondere Lebensmittel und Energie teurer waren, konnten sie sich unterm Strich weniger leisten. Wie sehr die Inflation das Einkaufsverhalten beeinflusste, zeigen Daten, die das Statistische Bundesamt am Mittwoch veröffentlichte: Berücksichtigt man die Inflation, ist der Umsatz im Einzelhandel im letzten Jahr – real – um 3,3 Prozent eingebrochen.

Speziell der Lebensmittelhandel spürte dies. Nach Abzug der Inflation sank der Umsatz dort um 6,0 Prozent. Auch für Haushaltsgeräte und Möbel gaben die Menschen weniger aus. Und auch der Internet- und Versandhandel spürte die Inflation. Dessen Umsatz ging um 3,9 Prozent zurück.

Dabei ist zu beachten, dass es sich um inflationsbereinigte Zahlen handelt. Nominal, also in Euro gemessen, stieg der Umsatz des Einzelhandels zwar um 2,3 Prozent. Da die Inflation im vergangenen Jahr bei 5,9 Prozent lag, war der Umsatz aber unterm Strich weniger wert als im Vorjahr. Deshalb werden Veränderungsraten auch real, also nach Abzug der Inflation berechnet, um sie besser miteinander vergleichen zu können.

Dabei gingen im Dezember die Umsätze im Einzelhandel sogar nominal um runde 2 Prozent zurück. Nach Abzug der Inflation betrug das Minus 4,4 Prozent. „Der erneute Rückgang der (realen) Einzelhandelsumsätze im Dezember unterstreicht die Schwäche des Konsums in Deutschland“, erklärt der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Die Kaufkraft der Menschen in Deutschland habe in den vergangenen zwei Jahren massiv unter den Folgen des Energie- und Nahrungsmittelpreisschocks im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gelitten, und dies wirke weiter nach. „Zwar sind zuletzt die Löhne wieder etwas stärker als die Preise gestiegen, aber bei den Privathaushalten herrscht weiter Vorsicht beim Konsum vor“, so Dullien.

Inflation geht zurück

Die „hektischen Reaktionen“ der Bundesregierung auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts dürften dem Ökonomen zufolge die Verunsicherung der Menschen noch einmal verstärkt haben. Es gibt aber einen Lichtblick: „Im Laufe des Jahres wird die Inflation weiter zurückgehen und die Lohnerhöhungen stärker spürbar“, sagt Dullien.

Im Januar betrug die Teuerungsrate 2,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bekannt gab. Im Dezember belief sie sich noch auf 3,7 Prozent. „Es zeigt sich jetzt immer mehr: Die Inflationsdynamik in Deutschland ist gebrochen. Die Zeiten massiv überhöhter Inflation sind endgültig vorbei“, so Dullien. Er und das IMK schätzen, dass die Teuerungsrate im Gesamtjahr 2024 2,5 Prozent betragen wird. „Dann dürfte es zumindest eine vorsichtige Erholung des Konsums geben, die aber nicht ausreicht, um die Wirtschaft insgesamt im laufenden Jahr aus der Stagnation zu heben“, schätzt der Konjunkturforscher.

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2 Kommentare

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  • Es ist doch schön, wenn Menschen statt "Shoppen" eine andere Freizeitbeschäftigung finden, einkaufen werden sie auch weiterhin.

  • Ich habe eben mal das Nettogehalt verglichen, da sind im neuen Jahr 2% Entlastung drin, bei aktueller Inflation von 2,9% nur minus 0,9%, .... das fehlende Geld werde ich doch gleich in den Einzelhandel schleppen.

    Mal ernsthaft, durch Wegfall und Einschränkung von Sozialleistung bei steigenden Beiträgen gepaart mit Tarifabschlüssen weit unterhalb der Inflationsrate über Jahrzehnte fängt man jetzt an das als Problem zu sehen.



    Sind hier alle so reich, dass sie das bisher nicht mitbekommen haben.