Häusliche Gewalt eines NBA-Spielers: Männer schützen Männer
Der Basketballer Miles Bridges hat seine Partnerin verprügelt und muss wiederholt vor Gericht. In die NBA darf er trotzdem zurückkehren. Ein Desaster.
W enn die Charlotte Hornets in der NBA am Freitag auf die Milwaukee Bucks treffen, darf auch Miles Bridges mitspielen, zum ersten Mal seit über einem Jahr. Dass er drei Tage später vor Gericht erscheinen muss, weil er die Mutter seiner Kinder wiederholt bedroht und angegriffen haben soll, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Welch ein Armutszeugnis für eine Liga, die sich so gern als progessiv begreift.
Bereits im Juni letzten Jahres, kurz bevor der US-amerikanische Basketballprofi vermutlich einen Vertrag über mehr als 100 Millionen Dollar unterschrieben hätte, nahm ihn die Polizei von Los Angeles zum ersten Mal fest. Sie warf dem heute 25-jährigen vor, gegenüber seiner Partnerin gewalttätig geworden zu sein.
Die junge Frau selbst postete Bilder auf Instagram, die zeigten, wie brutal sie zugerichtet wurde. Dazu schrieb sie: “Ich habe zugelassen, dass jemand mein Zuhause zerstört, mich auf jede erdenkliche Weise missbraucht und unsere Kinder für immer traumatisiert.“ Sie werde nicht weiter lügen, um diese Person zu beschützen.
Obwohl Bridges durch einen Deal im letzten November davor bewahrt wurde, die Schuld formell einzugestehen, besteht kaum ein Zweifel an ihr. Teil der Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft waren eine dreijährige Bewährungsstrafe, zahlreiche Therapiestunden, regelmäßige Drogentests – und, dass er sich seiner ehemaligen Partnerin in den nächsten zehn Jahren auf maximal 100 Yards nähern darf.
Bridges bedankte sich im Sommer für die zweite Chance
Als Bridges in der vorvergangenen Sommerpause verhaftet wurde, war er ohne Vertrag und blieb es nach der Gerichtsentscheidung für die gesamte Spielzeit. Kurz nach Saisonende suspendierte ihn dann die NBA für 30 Partien, wobei sie entschied, dass zwei Drittel wegen der verpassten Saison schon als abgesessen galten. Blieben noch zehn Spiele in der aktuellen Runde, die jetzt auch rum sind.
Im Sommer nahmen die Charlotte Hornets Bridges erneut unter Vertrag. Bei der anschließenden Pressekonferenz, bei der er sich “für den Schmerz und die Peinlichkeit“ entschuldigte und sich für die “zweite Chance“ bedankte, saß Hornets-Manager Mitch Kupchak neben ihm. Er sagte, Bridges habe versichert, dass “das nie wieder passieren wird.“ Und: “Ich glaube Miles, wenn er das sagt.“
Bloß: Es ist, mutmaßlich, schon wieder passiert. Anfang Oktober soll Bridges Billardkugeln auf das Auto seiner Ex-Partnerin geworfen haben – während die Kinder darin saßen. Er soll die Windschutzscheibe eingeschlagen und der Mutter seiner Kinder gedroht haben, er “nehme ihr alles“, wenn sie zur Polizei ginge. Schon vor Monaten soll er zudem mehrfach gegen die Kontaktsperre verstoßen haben. So steht es in der Vorladung, der Bridges schließlich nachkam.
Alles egal. Eine „signifikante Rolle“ werde Bridges am Freitag spielen, sagte sein Trainer Steve Clifford vor dessen Rückkehr: “Wenn man jeden Tag mit ihm zu tun hat, merkt man, dass er sich für das Team einsetzt. Seine Teamkollegen lieben ihn. Sie lieben es, dass er wieder da ist, und sie lieben die Art, wie er trainiert, wie er arbeitet und wie er mit allen umgeht.“ Was mögliche Sanktionen gegen ihren Spieler angeht, verstecken sich die Hornets unterdessen gerne hinter der NBA.
Von der Spielergewerkschaft kommt: gar nichts
Steve Clifford, Hornets-Coach
Das ist zwar feige, setzt die Liga aber unter Druck. Die NBA präsentiert sich gerne als Liga mit politischem Gewissen, die gegen Rassismus kämpft und ihrer mehrheitlich Schwarzen Spielerschaft eine große Bühne auch für gesellschaftliche Themen bietet. Es wäre fatal, würde dieses Engagement beim Kampf für die Sicherheit von Frauen aufhören, besonders dann, wenn der mutmaßliche Gewalttäter einer ihrer Spieler ist.
Schon, dass man Bridges faktisch nur zehnmal das Basketballspielen verbot, kam sehr lasch daher. Ihn jetzt trotz der neuerlichen Vorwürfe wieder aufs Parkett zu lassen, sendet ein desaströses Zeichen.
Ebenso erschreckend ist freilich, was von der mächtigen Spielergewerkschaft NBPA zu vernehmen ist: gar nichts. Männer schützen Männer. Das muss aufhören.
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